Haftbefehl gegen Kontaktmann Amris
4. Januar 2017Nach der Durchsuchung der Unterkunft eines Kontaktmanns des Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri hat die Berliner Justiz Haftbefehl gegen einen 26-jährigen Tunesier erlassen. Allerdings stehe der Haftbefehl nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag, sondern weil der Mann in der Hauptstadt des Sozialbetrugs verdächtigt werde, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, in Karlsruhe.
Die beiden Männer kannten sich den Angaben zufolge seit etwa Ende 2015. Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass sich beide am Vorabend des Anschlags in einem Restaurant in Berlin trafen und miteinander sprachen. Darauf habe sich der Verdacht begründet, dass der Mann in die Tat eingebunden gewesen sein könnte oder von dem Anschlagsplan gewusst haben könnte.
Die Bundesanwaltschaft halt den 24-Jährigen Tunesier Anis Amri für den Täter des Lastwagen-Anschlags auf einen Berlienr Weihnachtsmarkt vom 19. Dezember. "Nach unseren Erkenntnissen, nach all dem, was wir zusammengetragen haben, gehen wir davon aus, dass Anis Amri den Anschlag begannen hat", sagte die Sprecherin. Nun werde ermittelt, ob jemand etwas von den konkreten Anschlagsplänen Amris gewusst und ob es Helfer gegeben habe. Die Verdachtsmomente im Hinblick auf ein Treffen des am Dienstag festgenommenen Mannes mit Amri am Vorabend der Tat reichten demnach nicht aus für einen Haftbefehl der Bundesanwaltschaft wegen Mitwisserschaft.
Dreiste Gebärden vor Überwachungskamera
Von dem Tathergang am 19. Dezember werden immer mehr Details bekannt. Amri wurde wohl direkt nach dem Anschlag von einer Kamera am Bahnhof Zoo aufgezeichnet. Es sei davon auszugehen, dass der Mann auf dem Video Amri sei, so Köhler. Er sei sich der Aufzeichnung offenkundig auch bewusst gewesen. Der Mann habe den erhobenen Zeigefinger in Richtung Kamera gezeigt - ein Gruß, der von IS-Anhängern bekannt ist.
Amri hatte zuvor einen polnischen LKW-Fahrer erschossen. Anschließend steuerte er dessen LKW in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Die Bundesanwaltschaft bestätigte, dass die Waffe, mit der Amri den LKW-Fahrer getötet und später in der Nähe von Mailand während einer Routinekontrolle auf zwei Polizisten geschossen hatte, identisch ist. Bei diesem Schusswechsel in Mailand wurde Amri getötet.
pab/uh (afp, dpa)