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Berlinale junior

Stefanie Zobl13. Februar 2002

Vieles an der diesjährigen Berlinale ist neu. Zum Glück noch immer relativ unverändert lädt die Sektion für den Cineasten-Nachwuchs zum Filmeschauen. Das Kinderfilm-Festival kann mit Stolz auf 25 Jahre zurückblicken.

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Kinder haben ihren eigenen Blick auf das Leinwand-Geschehen.

Am Anfang war die Frage eines Kindes an den damaligen Leiter der Berliner Filmfestspiele, Wolf Donner: "Warum gibt es eigentlich keine Filme für Kinder bei der Berlinale?". Ende der 70er Jahre, als in Deutschland gerade die Diskussion um Kinder- und Jugendfilme erwachte, genügte diese Frage als Initialzündung für die erste Programmreihe des Festivals, das 1978 noch "Kino für Leute ab sechs" hieß.

Geschichte eines Erfolges

Im Jahr 1982 konnte unter der Schirmherrschaft von UNICEF der Kinderfilm-Wettbewerb eingeführt werden, zum ersten Mal wurden die Internationale Jury und Preise eingesetzt. Seit 1987 urteilt eine Kinder-Jury - unabhängig von den Erwachsenen - über die gezeigten Filme. Mit dem "Gläsernen Bär" fahren die Favoriten der elfköpfigen Kinder-Jury seit 1994 nach Hause.

Das Kinderfilmfest bietet als wesentlichen Bestandteil den Dialog zwischen dem jungen Publikum und den Film-Schaffenden an. Nach jeder Premiere findet eine Art Pressekonferenz statt, in der die Kinder Gelegenheit haben, sich mit den Darstellern, Regisseuren und Produzenten zu unterhalten. Aus schriftlichen Meinungsäußerungen zu den Filmen werden für das darauffolgende Jahr die elf- bis vierzehnjährigen Jury-Mitglieder ausgewählt. Kinderreporter berichten auf ihrer eigenen Website www.kinderfilmfest.net über das Festival.

Mit der Zeit hat sich das Festival zum international wichtigsten Forum seiner Art gemausert: Es ist weltweit das einzige Kinderfilmfest, das in ein so genanntes A-Festival integriert ist. Es hat Vorbildfunktion für andere Kinder- und Jugendfilmfestivals wie beispielsweise Tel Aviv, Tokio und Toronto. Viele Produzenten schmücken ihre Beiträge mit dem Gütesiegel "Selected for Berlin". Namhafte Regisseure wie der Däne Bille August und Majid Majidi aus dem Iran plazierten ihre Filme beim Berliner Kinderfilmfest.

Filme wie aus dem Leben gefischt

Für Kontinuität und die hohe Qualität bei der Auswahl der Filme bürgt Renate Zylla, seit 1988 Chefin des Kinderfilmfests. Zum 25-jährigen Jubiläum wählte sie elf Spielfilme und 15 Kurzfilme aus über 200 eingesendeten Bewerbungen aus. Das Programm aus 16 Ländern bedient sämtliche Genres: Vom Abenteuer und Märchen über Drama und Action bis zur Komödie.

Eröffnet wurde das Festival von der Schauspielerin Eva Mattes und dem niederländischen Film "Minoes". Der Regisseur Vincent Bal hat eine Fantasie-Welt erschaffen, in der Katzen einen Umweltskandal aufdecken. Zum achten Mal wird ein iranischer Film in Berlin gezeigt. "Choori" von Javad Arkadani erzählt die Geschichte der fünfjährigen Zahra, die mit der Unterstützung ihres Großvaters ihr krankes Küken verteidigt. . Im deutschen Beitrag "Hilfe, ich bin ein Junge" von Oliver Dommenget stiftet ein unbedacht hingemurmelter Zauberspruch Verwirrung.

APassage to Ottawa Kanada 2001
Bild: presse

Eine besondere Überraschung ist "A Passage to Ottawa", der Debütfilm des aus Indien stammenden Gaurav Seth. Aus der Sicht des achtjährigen Omi zeigt er in wunderschönen Bildern die Berührung von Orient und Okzident in der multikulturellen Gesellschaft Kanadas.

Besonders stark sind auch in diesem Jahr wieder Produktionen aus Skandinavien vertreten, allein Dänemark ist mit drei Beiträgen am Start. Kinderfilme haben in den Nordischen Ländern ideale Produktionsbedingungen und genießen ein hohes Ansehen – ganz im Gegensatz zu Deutschland.

Probleme im eigenen Land

Festival-Leiterin Renate Zylla bemängelt den nachlässigen Umgang mit Kinofilmen für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Obwohl es Institutionen zur Förderung von Kinderfilmen gibt, werden die Gelder oftmals nicht sinnvoll eingesetzt und fließen in Projekte, die das Publikum nicht erreichen. Überhaupt mangele es an Drehbuchstoffen. Die Filmverleiher haben keine Konzepte und keinen Mut zur Vermarktung von Kinderfilmen.

Selbst eine hervorragende, das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißende Produktion wie der Gewinner des "Gläsernen Bären" 2001 "There is only one Jimmy Grimble" wurde von seinem deutschen Verleih für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Nur wenige der hochwertigen Filme, die beim Festival gezeigt werden, schaffen in Deutschland den Weg ins Kino oder ins Fernsehen. Drei deutsche Film unter zahlreichen Bewerbern zeigen auch, dass der Markt nicht gerade boomt.

Für die Zukunft hat sich Renate Zylla vorgenommen, mit den Möglichkeiten des Festivals weiter positiv auf die Situation in Deutschland einzuwirken. So möchte das Filmfest als Vermittler die Produktionsbedingungen für Kinderfilme in Deutschland generell verbessern helfen. Zudem sollen die Filmverleiher mehr involviert und dadurch ermutigt werden, Kinderfilme in die deutschen Kinos zu bringen.