Benin: Wiege des Voodoo
In keinem Land wird Voodoo so gefeiert wie im westafrikanischen Benin. Mit dem 10. Januar gibt es dafür sogar einen eigenen Feiertag, und überall im Land finden Zeremonien und Partys statt.
Ouidah im Voodoo-Rausch
Die größte Feier wird am Strand von Ouidah, der heimlichen Voodoo-Hauptstadt, organisiert. Rund um das Denkmal "Porte de Non Retour" treffen sich alljährlich viele hundert Menschen. Das große Tor symbolisiert das Ende der alten Sklavenroute, die durch die Stadt führt. Durch den Sklavenhandel gelangte die Voodoo-Religion einst auch in die Karibik, wo sich heute ein Großteil der Anhänger findet.
Anhänger und Schaulustige vereint
Die Zeremonien am Voodoo-Tag bringen in Ouidah viele beninische Anhänger der Religion mit Neugierigen und Touristen zusammen. Benins ehemaliger Präsident Mathieu Kérékou hatte im Jahr 1998 den 10. Januar zum offiziellen Feiertag erklärt.
Stelzenlauf am Strand
Weniger groß, aber ebenso spektakulär wird an diesem Tag entlang der Route de Pêche, der Strandstraße zwischen der Wirtschaftsmetropole Cotonou und Ouidah, gefeiert. Nicht immer steht die religiöse Zeremonie im Vordergrund. Für einige Bewohner ist es eine Art Volksfest und einer der wichtigsten Tage im ganzen Jahr.
Jedes Dorf hat seine Zeremonie
Aber auch im Landesinneren hat Voodoo bis heute einen großen Stellenwert. Kleine Zeremonien finden in zahlreichen Dörfern wie hier in Kpetekpa, einem Ort in der Nähe der einstigen Königsstadt Abomey statt. Mit tranceartigen Tänzen und Gesängen suchen die Gläubigen Kontakt zu Gott.
Voodoo: eine Selbstverständlichkeit
Wie viele Voodoo-Anhänger in Benin leben, ist nicht klar. Offiziell bekennen sich gut elf Prozent der knapp elf Millionen Einwohner zum Voodoo. Inoffiziell dürfte die Zahl weitaus höher sein. In Benin ist es nicht ungewöhnlich, sich zum Christentum zu bekennen und gleichzeitig Voodoo zu praktizieren.
Ehre für den Pockengott
Deshalb wundert sich in Benin auch niemand über die vielen Altare, die vor allem in Dörfern zu finden sind. Der hier abgebildete ist für Zakpata bestimmt, den Gott der Erde. Er trägt auch den Beinamen Pockengott. Die vielen Voodoo-Götter fungieren als Mittler der Menschen zum Schöpfergott.
Bier und Schnaps für die Götter
Ein bloßer Altar ist jedoch für keinen der zahlreichen Götter genug. Auch rituelle Zeremonien mit Opfergaben sind wichtig. Um die Götter milde zu stimmen, können ihnen in Benin sogar Schnaps, Bier und Zigaretten dargebracht werden. Manchmal sind es auch Hühner oder Ziegen. Jeder Gott hat seine eigenen Vorlieben.
Antworten auf wichtige Lebensfragen
Wer Antworten auf wichtige Fragen im Leben sucht, kann das sogenannte Fa-Orakel aufsuchen. Das Orakel wird meist aus Kaurischnecken gelegt. Es gibt allerdings Tabu-Themen: Beispielsweise darf nicht nach dem eigenen Todesdatum gefragt werden.
Alte Medizin bewahren
Voodoo ist jedoch viel mehr als nur Zeremonien, Feste und Orakel. Eng verbunden ist damit das Wissen über Heilpflanzen, die seit Jahrhunderten beispielsweise bei Malaria eingesetzt werden. Darum bemüht sich auch Victor Adohounannon, der alte Rezepturen erhalten will.
Das Klischee bedienen
Mehr ins Klischee passen die Fetisch-Märkte, deren Besuch häufig ein Tabu ist. Nicht so in Lomé, der Hauptstadt des Nachbarlandes Togo. Dort gibt es von Hundeschädeln über getrocknete Eidechsen bis hin zu Leopardenschädeln alles erdenkliche Zubehör für Voodoo-Zeremonien.
Kleine Glücksbringer für die Heimreise
Als Souvenir dürfte sich indes dieses Paar besser eignen. Es soll Glück in einer langen Beziehung bringen und gehört zu einer breiten Palette an magischen Gegenständen, die speziell für Touristen hergestellt werden.
Gute Beziehungen pflegen
Voodoo hat jedoch noch weitreichendere Konsequenzen. Auch Benins oberste politische Riege setzt auf ihn. Daagbo Hounon, oberster Voodoo-Vertreter, der in Ouidah lebt, sagt, vor Wahlen bäten alle Kandidaten um seinen Segen. Auf die Frage, ob er auch darüber hinaus Einfluss auf die Politik nimmt, schweigt er.