Premiere: "Der König der Löwen"
11. Juli 2019Gut gebrüllt, Löwe - der Disney-Konzern darf hoffen: auf einen weiteren weltweiten Kinohit sowie auf die Zementierung der Pole-Position bei den großen US-Filmstudios. Zuletzt hatte das Superhelden-Spektakel "Avengers: Endgame" Milliarden Dollar in die Disney-Kassen gespült. Mit seinen zahlreichen Sequels und Neuauflagen alter Hits gilt das Studio schon seit ein paar Jahren als einnahmeträchtigste Film-Produktionsfabrik der Vereinigten Staaten.
25 Jahre nach dem ersten Löwen-Film folgt die neue Version
Das Timing stimmt: Genau ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Disneys Zeichentrickfilm "Der König der Löwen" ("The Lion King") in die Kinos kam und sich zu einem Dauer-Hit entwickelte. Der Film von 1989 steht noch heute an der Spitze der erfolgreichsten Zeichentrickfilme aller Zeiten - zumindest die der klassischen, vor-digitalen Ära.
Es wurden Fortsetzungen gedreht, Fernsehserien und ein Computerspiel entwickelt und nicht zuletzt feierte 1994 das Musical gleichen Namens Premiere und entpuppte sich ebenfalls als Gelddruckmaschine. Auch in Deutschland wird die Musical-Version des Löwen-Stoffs seit 2001 in Hamburg dauerhaft gespielt.
Am Dienstag (09.07.2019) feierte die "Real"-Verfilmung von "Der König der Löwen" Weltpremiere im Dolby-Theatre in Los Angeles. Bereits am 12.07. kommt der Film in die chinesischen Kinos, ehe er dann fünf Tage später (17.07.) weltweit startet.
Computer werden zu den wichtigsten Hilfsmitteln der Regisseure
Aber was heißt schon "Real-Verfilmung" bei einem Film, in dem die Charaktere ausschließlich Tiere sind? Die Zeichentrick-Version von 1994 entstand vor allem auf den Zeichen-Tischen der Animationskünstler der Disney-Studios. Beim Musical schlüpften Schauspieler, Sänger und Tänzer in bunte Tier-Kostüme.
Nun also ein "Real-Film": Wie dieser Trend in Hollywood nun genau heißt, wie man also die "König der Löwen"-Kinoversion von 2019 bezeichnen soll, darüber herrscht noch Unklarheit. Mit dem Einzug des digitalen Zeitalters wurden aus gezeichneten Charakteren mit der Zeit am Computer generierte Figuren. Klassische Zeichentrickfilme verschwanden beziehungsweise wurden mit Hilfe der Computer aufgepeppt, auch mal in 3D.
Im Laufe der Jahre erinnerten die digital produzierten Filme dann kaum noch an ihre gezeichneten Vorfahren. Am Computer hergestellte Filme wie "Die Eiskönigin" (2013, der Nachfolger kommt im November in die Kinos) oder die einzelnen Teile der "Toy Story" (1995-2019) waren und sind an den Kassen überaus erfolgreich.
Spätestens mit der "Real"-Verfilmung des "Dschungelbuchs" vor drei Jahren beschritten Disney und andere Hollywood-Studios dann eine weitere Stufe der Film-Digitalisierung. Das auf Zeichentrickvorbildern beruhende "Dschungelbuch" (2016) - und später dann "Aladdin" (2019) - waren Werke, die vor allem menschliche Charaktere in den Mittelpunkt stellten. Schauspieler mit hochmoderner Digitaltechnik ins Kino zu bringen und sie dort in und vor digitalen Landschaften agieren zu lassen, daran haben sich die Zuschauer mittlerweile gewöhnt.
"Live-Action" aus Hollywood: Fotorealistische Animation
Die Filme werden oft als "Real-Film" bezeichnet oder mit dem Begriff "Live-Action" umschrieben. Dazu kommt die sich inzwischen rasend schnell entwickelnde Virtual-Reality-Technologie. Jon Favreau, Regisseur des jüngsten "Löwen"-Films, der auch schon "Das Dschungelbuch" als "Real-Film" in Szene setzte, sprach in einem Interview von einer "virtuellen Cinematographie-Technologie", die er bei "Der König der Löwen" eingesetzt habe. "Fotorealistische Animation" ist ein weiterer Begriff, der derzeit viel genannt wird.
Welcher Begriff sich nun einbürgern wird für die auf Zeichentrick-Vorlagen basierenden "Real-Filme" wird sich zeigen. Das Ergebnis, welches die Techniker, Computer- und Digitalspezialisten in Zusammenarbeit mit Regie und Kamera jetzt beim "König der Löwen" auf die Leinwand gezaubert haben, ist jedenfalls verblüffend.
Löwenbaby Simba wird wohl auch 2019 die Zuschauerherzen erobern
Die Handlung wurde vom Klassiker von 1994 weitgehend übernommen. Es ist die altbekannte Geschichte des kleinen Löwenjungen Simba, dessen Vater Mufasa - der amtierende König der Löwen - durch eine Intrige des Bruders ums Leben kommt, der flieht und mit Hilfe einiger Freunde im Tierreich nach Jahren wieder in die Heimat zurückkehrt, um dort schließlich die ihm zustehende Rolle als Erbe des Königreichs anzutreten. Soweit, so bekannt.
Jon Favreau und sein Team haben daraus ein atemberaubend echt aussehendes Tierdrama gemacht. Natürlich sind die Landschafts-Kulissen genauso am Computer generiert wie die animierten Tiere - alles ist letztendlich ein Produkt digitaler Kunst. Doch dürfte es kaum einen Zuschauer geben, der sich von der Perfektion der künstlichen Tieranimation nicht beeindrucken lässt - unabhängig davon, ob man nun mit Story und Stoff etwas anfangen kann.
Die Musik kommt (erneut) von Hans Zimmer
Für die Musik zeichnete wie schon 1994 der aus Deutschland stammende Komponist Hans Zimmer verantwortlich, auch Elton John steuerte wieder Songs bei. Zimmer und der britische Pop-Star hatten für ihre Arbeit 1994 jeweils einen Oscar gewonnen. Superstar Beyoncé ist beim neuen Film für den Titelsong verantwortlich - bei der Weltpremiere in Los Angeles präsentierte sie ihn auf dem roten Teppich.
Dort hatten sich auch die meisten der prominenten Synchronsprecher eingefunden. Unter anderem Donald Glover (Simba), Beyoncé (Nala) und Chiwetel Ejiofor (Scar) gaben sich die Ehre. Für James Earl Jones war es ein besonderer Auftritt: Der 1931 geborene Schauspieler sprach auch schon vor 25 Jahren die Rolle des alten Löwenkönigs Mufasa. Mit dabei im Synchronisationsteam ist auch die in Uganda geborene deutsche Schauspielerin Florence Kasumba, die der Hyäne Shenzi ihre Stimme verleiht.
Digital gezauberte Spezialeffekte, eine funktionierende (wenn auch bekannte) Story und prominente Stimmen - die Chancen stehen gut, dass auch "Der König der Löwen", Baujahr 2019, ein Kinoerfolg werden wird.