Bedrohung AIDS
10. Mai 2003Aus dem afrikanischen Staat Sambia kamen Anfang Mai 2003 erschütternde Meldungen. Das Nationale Statistische Amt des Landes teilte mit, dass die Immunschwächekrankheit HIV/AIDS während des vergangenen Jahrzehnts die durchschnittliche Lebenserwartung der fast zehn Millionen Einwohner um elf Jahre reduziert habe – von 44 auf 33 Jahre. Länder wie Sambia und Namibia laufen Gefahr, dass angesichts unerschwinglich teurer medikamentöser Therapien und drastischer Senkung der Lebenserwartung in wenigen Jahren fast die Hälfte aller städtischen Erwachsenen gestorben sein werden.
Keine Abhilfe in Sicht
Im beginnenden 21. Jahrhundert bleibt HIV/AIDS ohne Zweifel die größte Herausforderung, der sich Infektionsmediziner und Gesundheitspolitiker gegenübersehen. Obwohl wirksame Vorsorgemaßnahmen empfohlen und angewendet werden - wie die Benutzung von Kondomen, das Vermeidung von wechselnden Sexualpartnern, die medikamentöse Therapie von Schwangeren, um eine Übertragung auf das Kind zu verhindern – gibt es noch keine Abhilfe für die Seuche. Rund 40 Millionen Menschen sind weltweit mit HIV/AIDS infiziert, mehr als 90 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern. In manchen Regionen Afrikas ist fast jeder dritte Erwachsene erkrankt.
Ein aussichtsloser Kampf
Besonders betroffen ist das südliche Afrika. Die weltweit höchste Infektionsrate hat Südafrika in Höhe von etwa 25 Prozent. Die Tendenz ist weiter steigend. Zur dramatischen Lage im südlichen Afrika meint der Direktor der International Global Fund Agency, Richard Feachum: "Wir sind mit einer nie zuvor gekannten weltweiten Katastrophe konfrontiert. Aber zurzeit erzielen unsere Maßnahmen keinerlei Wirkung." Feachum führt aus, dass aber weitaus wirkungsvoller gearbeitet werden könnte, denn im Grunde sei klar, was zu tun sei. Aber die jetzigen Mittel reichten nicht aus. "HIV/AIDS breitet sich aus, als ob wir überhaupt nichts unternehmen würden."
Massenseuche ohne Beispiel
HIV/AIDS bringt nicht nur unsägliches Leid über eine stetig steigende Zahl afrikanischer Familien. Die Immunschwäche lässt ganze Landstriche veröden. Handel und Wirtschaft verkümmern, Universitäten und Forschungsinstitutionen verlieren ihr Personal. Fehlendes Fachwissen, fehlende Aufklärung und fehlende Finanzen haben ebenso wie Ignoranz und Versagen der Politiker HIV/AIDS in Afrika – besonders in den Ländern Lesotho, Malawi, Mosambik, Swasiland, Sambia oder Simbabwe – zu einer Massenseuche ohne Beispiel werden lassen. Dass es auch anders geht zeigt das Beispiel Uganda. Dort gelang es der politischen Führung, das Thema zu enttabuisieren und konsequente Aufklärungs- und Bekämpfungsmaßnahmen zu realisieren.
Eine vielschichtige Aufgabe
Damit die Afrikaner eine bessere Chance haben, die Verbreitung von HIV/AIDS aufzuhalten, ist die internationale Entwicklungspolitik ebenso gefordert wie die Arzneimittelforschung. Die wichtigsten Maßnahmen reichen von der Änderung des Patentrechts, um an billigere Kopien von AIDS-Medikamenten zu gelangen, bis zum verstärkten Engagement des Privatsektors sowie Investitionen in Erziehung und Kommunikation.