Bedroht vom Kupferabbau: Wie Frauen in Serbien um ihr Dorf kämpfen
Eine Kupfermine bedroht das serbische Dort Krivelj. Frauen dort kämpfen für den Erhalt ihrer Gemeinschaft - und für ein neues Dorf.
Das Ende vor Augen
Das ist die serbische Bergbaustadt Bor, von einem Hügel in der Nähe des Dorfes Krivelj aus gesehen. Die Landschaft ist gezeichnet von den Abraumhalden einer Kupfermine, von endlosen Reihen orangefarbener Lastwagen, die sich durch das Tal schlängeln, und von Häusern, die durch die Erschütterungen des Bergbaus bereits zerstört wurden.
Blockade rund um die Uhr
"Als ich einmal im Dorf stand, und einen Lastwagen nach dem anderen hindurchfahren sah, schwankte die kleine Brücke unter deren Gewicht", sagt Vukosava Radivojevic. Die 78-Jährige ist eine von zwei Dutzend Frauen, die in Wechselschichten Tag und Nacht gegen die Mine protestieren. Auf dem Schild im Hintergrund steht in großen Lettern "Blockade" - 0 bis 24 Uhr.
Nur Skelette von Häusern
Der Bergbau in Krivelj begann bereits in den 1970er-Jahren. Und obwohl die Vorschriften seitdem verschärft wurden, hat sich die Produktion nach der Übernahme durch den chinesischen Minenbetreiber Zijin Mining im Jahr 2018 vervierfacht. Die serbische Tochtergesellschaft Serbia Zjjin Copper hat damit begonnen, das Dorf umzusiedeln. Denn die Abraumhalden rücken immer näher.
Hoffnung auf ein neues Dorf
Teodora Tomic steht in der Kirche des Dorfes. "Wir wollen der Firma Zijin zeigen, dass es uns noch gibt. Ich hoffe auf ein neues Dorf irgendwo, ohne den Einfluss der Mine." Die Mehrheit der verbliebenen Bevölkerung in Krivelj gehört zu den Walachen. Die orthodoxen Christen haben ihre Sprache und Bräuche über Jahrhunderte hinweg bewahrt. Sie möchten unbedingt gemeinsam als Gemeinschaft umziehen.
Gemeinsam stärker
Bürger aus Krivelj diskutieren in der örtlichen Turnhalle über die Umweltprobleme, die durch die Mine entstehen. Manche fürchten angesichts der vielen Lastwagen um ihre Kinder. Andere bauen kein Gemüse mehr an, weil die Behörden sagen, der Boden sei kontaminiert. Alle sind entschlossen, sich bei der Minengesellschaft Gehör zu verschaffen.
Blick in die angeblich sichere Kupfermine
Ein Arbeiter steht in einer Mühle, die zu der Kupfermine gehört. Umgerechnet mehr als 100 Millionen US-Dollar will die Betreibergesellschaft investiert haben, um die Umweltbelastungen in Krivelj zu minimieren. "Diese konzertierten Bemühungen haben direkt dazu beigetragen, die Umwelt des Dorfes zu verbessern", heißt es vom Betreiber Zijin Mining.
Last Woman Standing
"Ich will ein neues Dorf Krivelj. Ich brauche ein Stück Land, eine Kirche und einen Friedhof", sagt die Grundschullehrerin Milosava Fufanovic. "Wenn alle Leute die Barrikade verlassen, bin ich die Letzte, die noch steht." Die Gemeinde besteht darauf, geschlossen in ein neues Dorf mit kompletter Infrastruktur umzusiedeln, anstatt einzeln verstreut zu leben.
Wunsch nach Sicherheit
Die Lehrerin Slavica Lazarevic sitzt in ihrem Klassenzimmer im Dorf Krivelj. Sie sagt: "Die Sicherheit unserer Kinder ist in Gefahr. Ich hoffe, alle Menschen rücken zusammen, damit wir unsere ethnische Zugehörigkeit bewahren können. Und ich hoffe auf eine neue Schule, an der ich unterrichten kann."
Mageres Angebot
Alle im Dorf sind sich in ihren Forderungen einig: Das Angebot von Zijin ist ihnen zu dürftig. "Jahrelang haben wir an unserem Haus gebaut", sagt Debica Kostandidnovi. "Mit dem Geld, das uns nun geboten wird, könnten wir nicht einmal eine Wohnung kaufen."
Der Kampf geht weiter
Die Krankenschwester Tamara Novakovic macht auf der Brücke im Dorf ihre Haltung klar: "Ich bin hier geboren, meine Kinder sind hier geboren, sie gehen hier zur Schule. Das Dorf Krivelj muss weiterleben, wir können nur mit der gleichen Infrastruktur umgesiedelt werden, mit Schule und Kirche."