Bayreuther Festspiele eröffnen neue Welten
Klimakatastrophe, Krieg und neue Technik. In Wagners "Parsifal" bei den Bayreuther Festspielen prallen mit Hilfe von Augmented Reality verschiedene Welten aufeinander.
Flower Power auf der Bühne
Exotische Welten und Klimakatastrophen: Der amerikanische Regisseur Jay Scheib lässt die Besucher der Parsifal-Premiere bei den Bayreuther Festspielen in verschiedene Welten eintauchen. Das geschieht sowohl auf der Bühne als auch virtuell mit Hilfe von Augmented-Reality-Brillen. Die Bayreuther Festspiele sind Deutschlands bedeutendstes Opernfestival und gehen noch bis zum 28. August.
Stammgast bei den Festspielen: Angela Merkel
Sowas haben die Bayreuther selten zur Eröffnung ihrer Festspiele erlebt. Statt strahlendem Sonnenschein ein gewaltiger Platzregen. Ex-Bundekanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer mussten wie viele andere Prominente über eine klitschnassen roten Teppich das Festspielhaus betreten.
Deutsche Politikprominenz
Neben Ex-Kanzlerin Angela Merkel und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) war auch die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen zu Gast. Ebenso Kulturstaatsministerin Claudia Roth und die Parteivorsitzende der Grünen Ricarda Lang. Bundeskanzler Olaf Scholz war wie auch im vergangenen Jahr nicht zu den Festspielen gekommen.
Avatare auf der Bühne
Die Bayreuther Festspiele stehen für Innovationen, nicht nur was die Inszenierung anbelangt, sondern auch wenn es um technische Experimente geht. Erstmals wurde in einer Oper mit Augmented Reality gearbeitet. Regisseur Jay Scheib ergänzte den realen Bühnenraum mit digitalen Bildern bei seiner Inszenierung von Wagners Oper Parsifal.
Durch die Brille in eine andere Welt tauchen
Mit speziellen Augmented Reality Brillen konnten die Zuschauer das Bühnenbild sehen und gleichzeitig auch digitale Avatare und Gegenstände im virtuellen Raum wahrnehmen. Wegen der hohen Kosten kamen allerdings nur 330 Besucher in den Genuss einer solchen Brille. Der Opernsaal der Festspielhauses hat 1900 Plätze. Gäste bemängelten, dass die Brillen nur in begrenzter Zahl zur Verfügung standen.
Parsifal der Erlöser
Bei Wagner-Opern geht es meistens um die Erlösung des Menschen. Entweder durch den Tod, die Liebe einer Frau oder einen Helden. Bei seinem letzten Opernwerk Parsifal ist es ein "einfacher Tor" gleichen Namens, der einen Speer zurück in die ritterlichen Gralsrunde bringt und dadurch Menschen vom Leid befreit. Richard Wagner bediente sich dabei wie schon bei anderen Opern der Sagenwelt.
Von Klima und Krieg
Regisseur Jay Scheib ließ Symbole aus den Opernwelten von Richard Wagner im Raum schweben wie etwa Parsifals Schwert oder reizende weibliche Avatare. Lilien als Symbol für die Reinheit und Unschuld, aber auch abgestorbene Bäume tauchten immer wieder auf. Später gewährte die digitale Brille einen Blick in die Zukunft: Schroffe Felsen und Waffen, die Erde zerstört durch Klimakatastrophen und Kriege.
Offen für Bühnenreformen: Kulturstaatsministerin Claudia Roth
Kulturstaatsministerin Claudia Roth zeigte sich im Gespräch mit Journalisten offen für neue Formen und Experimente auf der Opernbühne. Die Arbeit mit digitalen Effekten zur Erweiterung des Bühnenbildes von Jay Scheib hielt sie für einen interessanten Ansatz. Auch mit Künstlicher Intelligenz müsse man in der Zukunft lernen umzugehen, sagte sie; allerdings unter Überwachung mit strengen Regeln.
"Kinder, macht was Neues"
Unter dem Motto "Kinder, macht was Neues", nach einem Zitat von Richard Wagner, eröffneten die Bayreuther Festspiele am Vorabend der Premiere mit einem großen Open Air Konzert. Komponisten, die ihrer Zeit voraus waren oder deren neue Ideen die Musikwelt zunächst verstörten standen auf dem Programm. Darunter auch das Stück "Dream on" der Gruppe Aerosmith.
Singen an Richard Wagners Grab
Es ist eine Tradition, die Richard Wagners Enkelin Verena Lafferentz (1920-2019) schon in den 1920er Jahren kannte: Am Morgen der Premiere versammelt sich der Chor der Bayreuther Festspiele zum Gesang an Wagners Grab. Es liegt im Garten des heutigen Richard Wagner Museums. Die Chormitglieder sind international aufgestellt und kommen aus Ländern wie Guatemala, Indonesien, Korea, Israel oder Iran.
Wagners Originalhandschriften zum Parsifal
Behütet wie der Gral ist Wagners Originalhandschrift der Parsifal-Partitur. Anlässlich der Neuinszenierung ist sie in der Schatzkammer des Richard Wagner Museums zu sehen. Wagner hat seine Partituren immer mit lila Tinte geschrieben. Der Komponist schenkte seinem Gönner König Ludwig II oft Partituren für dessen finanzielle Unterstützung. Nach Ludwigs Tod 1886 sind viele von ihnen verschollen.
Wie man auf dem grünen Hügel zurecht kommt
Wer sich mit den Bayreuther Festspielen noch nicht auskennt, dem wird im Richard Wagner Museum in kleinen Fragestunden geholfen: Egal ob es um den Dresscode, Länge der Opern oder Orientierung auf dem Festspielgelände geht. In diesem Jahr gibt es gerade für die Oper "Der Ring des Nibelungen" noch Karten. Festspielleiterin Katharina Wagner hofft auf junge Leute und Bayreuth-Neulinge.