Bayreuth 2021: Jahrgang der starken Frauen
Nach coronabedingtem Ausfall 2020 erstrahlten die Richard-Wagner-Festspiele in neuem Glanz. Das ist unter anderem der geballten Frauen-Power zu verdanken.
Wagner-Genuss - trotz Maske und Distanz
Nach 32 Festspieltagen und 25 Aufführungen gingen die Bayreuther Festspiele diese Woche mit einem umjubelten Konzert des Festspielorchesters unter der Leitung von Andris Nelsons zu Ende. Obwohl nur 900 statt der üblichen 2000 Wagnerianer nach ausgeklügeltem Hygienekonzept im Festspielhaus Platz nehmen durften, ging dennoch ein positives Signal vom Grünen Hügel in die Welt: Bayreuth lebt!
Oksana Lyniv: Keine Angst vor Wagner-Graben
Sie stand dieses Jahr im Mittelpunkt: Oksana Lyniv. Die junge Ukrainerin dirigierte als erste Frau auf dem Grünen Hügel. Mit Souveränität und Präzision bewältigte problem- und furchtlos die tückische Akustik. Der begeisterte Applaus für die Premiere des Jahres - der "Fliegenden Holländer" - galt vor allem ihrem Dirigat. Auch seitens der Musikerkollegen erfuhr Lyniv große Anerkennung.
Asmik Grigorian (r.): Eine epochale Senta
Die litauische Sopranistin mit armenischen Wurzeln wurde bei ihrem Bayreuth-Debüt als Senta im "Fliegendem Holländer" umjubelt. Zwar erzählte die umstrittene Inszenierung des Russen Dmitri Tcherniakov - im Gegensatz zu Wagners Seefahrer-Sujet - statt der Erlösungsgeschichte einen Kleinstadt-Krimi. Doch "Grigorians Gesang ist bereits eine Erlösung", schwärmte die Kritik.
Katharina Wagner: Chefin des Grünen Hügels
Auch ihr gilt große Anerkennung: Katharina Wagner. Seit 2014 leitet die Opernregisseurin und Urenkelin von Richard Wagner das nach ihm benannte Festival. Während der Pandemie überstand die 43-Jährige eine schwere Krankheit und verbrachte mehrere Monate im Koma. Erst im Oktober 2020 kehrte sie zurück und schaffte es, in wenigen Monaten ein beachtliches Festspielprogramm zu stemmen.
Ekaterina Gubanova: Diesmal kein Beinbruch
2019 verletzte sich Ekaterina Gubanova während einer der ersten Bühnenproben das Bein und musste auf ihr Bayreuth-Debüt als Venus im "Tannhäuser" von Tobias Kratzer verzichten. Ein Schock für die russische Mezzosopranistin - aber auch ein Warnsignal: "Ich habe einfach zu viel gemacht, das Leben war zu schnell." In diesem Jahr genießt die Sängerin ihr Bayreuth-Debüt samt sexy Venus-Kostüm.
Lise Davidsen: Bayreuths Hoffnung
Die nur 34-jährige Norwegerin ist die große Hoffnung Bayreuths, ja sogar der ganzen Wagner-Welt. Sie begeisterte als strahlende Elisabeth und wird bereits als Sieglinde in der kommenden Neuinszenierung des "Rings" 2022 sehnsüchtig erwartet. Im Bild ist Davidsen als Elisabeth mit dem Schauspieler Manni Laudenbach zu sehen.
Angela Merkel: Die "Bayreuth-Kanzlerin"
Die Bayreuther Festspiele 2021 wurden zu einem der letzten großen öffentlichen Auftritte der Kanzlerin, die seit Jahren Fan und Stammgast ist. Nach der Premiere des "Fliegenden Holländers" traf die Kanzlerin auch einige Ensemblemitglieder. Die Opernliebhaberin wird man sicherlich auch nach ihrer Amtszeit auf dem Grünen Hügel wiedersehen.