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Politik

Bayern von A bis Z

Maximiliane Koschyk
13. Oktober 2018

Ein Fünftel Deutschlands nimmt Bayern ein. Auch sonst fällt der Freistaat in der Bundesrepublik ganz schön ins Gewicht. Von Alpen bis zu "Zuagroasten": Wissenswertes und Witziges zur Landtagswahl in Bayern.

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Deutschland Landesflagge des Freistaats Bayern
Bild: picture-alliance/chromorange/R. Peters

Alpen

Bayern bedeutet Berge, aber sind damit immer nur die Alpen gemeint? Nein, fast jeder Teil des Freistaats hat Berge: Die fränkische Alb, das Fichtelgebirge, die Rhön, das Wettersteingebirge. Der höchste Berg Bayerns und Deutschlands liegt aber in der Tat in den Alpen: Die Zugspitze. Und sie liegt nicht nur in Deutschland - durch ihren westlichen Gipfel verläuft die Grenze zum Nachbarn Österreich. 

Brezel, Breze, Brez'n

Das verschlungene Laugengebäck gehört zu Bayern wie Bier und Lederhosen - so sehen es zumindest die Bayern selbst. Die Schwaben im Nachbar Bundesland Baden-Württemberg beanspruchen die "Bretzel", wie sie dort heißt, als nicht weniger landestypisch. Wer die beste macht, darüber lässt sich streiten.

Brezeln
Bild: picture alliance/PIXSELL/S. Strukic

Christlich-Soziale Union

Gegründet 1945 als christlich-konservative Volkspartei wird die CSU auch als Bayerns politische "Schwester" der CDU bezeichnet. Der Grund: Die CSU kann nur in Bayern gewählt werden, die CDU im Rest Deutschlands. Weil die CSU seit fast 60 Jahren an der Macht ist, hat ihre Politik sehr den Freistaat geprägt. In der aktuellen Landtagswahl bangt die Partei allerdings um die Abwahl.

Dassler, Adi und Rudi

Wenn sich zwei streiten: Die Brüder Adolf und Rudolf Dassler aus Herzogenaurach bei Nürnberg waren einst gemeinsame Sportschuh-Hersteller, bis sie sich entzweiten und zwei separate Firmen gründeten: Addidas und Puma. Beide weltweit führenden Sportartikelhersteller haben bis heute ihren Firmensitz in Bayern, miteinander gesprochen haben die erfolgreichen Gründer bis zu ihrem Tod nicht mehr.

Elisabeth I.

Die Kaiserin von Österreich, auch bekannt unter dem Spitznamen "Sisi", nach dem Film auch "Sissi", war in ihrer Zeit berühmt für ihre Schönheit, berüchtigt für ihre Exzentrik und: Bayerin! Als Tochter von Herzog Max von Bayern wurde sie an ihren Habsburger Cousin Franz-Josef ins benachbarte Kaiserreich Österreich verheiratet.

Fingerhakl'n

Echte Kämpfe werden in Bayern nicht auf der Straße, sondern am Biertisch ausgetragen: Und zwar mittels der Kraft in den Fingern der Duellanten. Die Duellierenden verhaken ihre beiden Mittelfinger ineinander und versuchen sich wortwörtlich über den Tisch zu ziehen.

Deutsche Sporterfindung
Bild: Picture alliance/AP Photo/D. Endlicher

Grantler

"Zefix, Himmelherrgott": Die Bayern können sehr gut schimpfen. So gut, dass es für besonders zeternde Bayern sogar einen eigenen Begriff gibt: Den Grantler. Ein Grantler motzt zwar viel, aber so richtig böse meint er es nicht. Wenn der Ton in der bayerischen Politik also manchmal etwas schärfer ist als anderswo, nicht wundern: Die granteln nur.

Hoegner, Wilhelm

Schwer zu glauben, aber es hat auch mal ein Politiker den modernen Freistaat Bayern regiert, der nicht CSU-Mitglied war. Wilhelm Hoegner war nicht nur der erste Ministerpräsident, der SPD-Politiker gilt auch als Vater der Bayerischen Verfassung und dessen sogenannten Schwammerlparagraphen: Der garantiert den Bewohner Bayerns den freien Zugang zur Natur, auch zum Pilze (bairisch: Schwammerl) sammeln.

Identität

Breze, Bratwurst, Berge: Die Bayern pflegen ihre kulturelle Identität und das spiegelt sich auch in der Politik wieder: Konservative Parteien wie die CSU waren mit ihrer Traditionsbewussten Politik jahrzehntelang bei den Wählern besonders erfolgreich.

Janker

Lederhose und Dirndl, die klassischen Trachten für Männer und Frauen in Bayern kennt jeder. Aber wie steht es mit dem Janker? Diese Trachtenjacke wird in Bayern gern zu festlichen Anlässen getragen, aber: Sie stammt nicht aus Bayern, sondern dem Nachbarland Österreich.

König Ludwig II.

Bevor Bayern ein Freistaat und Bundesland der Bundesrepublik Deutschland wurde, war es ein Königreich, unter anderem unter der Regentschaft von Ludwig II.. Der Herrscher wurde oft als "Märchenkönig” bezeichnet, weil er seine Zeit lieber mit dem Erbauen von Schlössern, als dem Regieren verbrachte. Bei ausländischen Touristen bleibt Neuschwanstein im Allgäu bayerische Hauptattraktion. 

Laptop und Lederhose

Miniaturwunderland: Kleine heile Welt der CSU
Bild: picture alliance/dpa

Bayern ist Deutschlands wirtschaftlich erfolgreichstes Bundesland, es generiert ein Fünftel der deutschen Wirtschaftsleistung. Zahlreiche Hightech-Firmen, vor allem im Münchner Raum, aber auch weltweit erfolgreiche Traditionsunternehmen wie Addidas oder Fendt tragen zu diesem Erfolg bei. Dieses Erfolgsrezept aus Tradition und Moderne nennen die Bayern selbst gern "Laptop und Lederhose”.

Maximilianeum

Der bayerische Landtag mit Sitz in der Landeshauptstadt München heißt Maximilianeum. Am 14. Oktober wählen die Bayern zum 18. Mal die mindestens 180 Mitglieder dieses Landesparlaments. Gedacht war das Maximilianeum von seinem Erbauer König Maximilian II. allerdings als Wohnort für die akademische Elite des Landes. Eine ähnliche Studienstiftung gibt es in dem Gebäude auch heute noch. Seit 1980 dürfen auch Frauen als Stipendiaten aufgenommen und im Maximilianeum leben und arbeiten.

Nürnberger Christkindlesmarkt

Der Weihnachtsmarkt in der nordbayerischen Metropole Nürnberg ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen Bayerns sowie der Bundesrepublik. Eröffnet wird der Markt jedes Jahr vom "Christkindla", dessen Position heiß begehrt ist. Um zwei Jahre lang dieses Amt zu erfüllen, sollte man in Nürnberg geboren, mindestens 1,60m groß und schwindelfrei sein, um von einer hohen Empore aus die Besucher begrüßen zu können.

Oktoberfest

Das Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt und lockt jährlich Millionen Besucher aus aller Welt zum Feiern auf die Theresienwiese nach München. Einst als Hochzeitsfeierlichkeit des bayerischen Königshauses initiiert, gerät das Fest heute immer wieder für den teuren und massenhaften Alkoholkonsum in die Kritik. Es gilt aber als "Mordsgaudi".

Pumuckl

Pumuckl Zeichentrickfigur alte Serie Meister Eder Gustl Bayrhammer
Bild: picture-alliance/dpa

Tasse umgekippt? Schlüssel verlegt? Kinder, die im modernen Bayern aufgewachsen sind, wissen: Das kann nur der Kobold Pumuckl gewesen sein. Die Kinderbuch-Figur treibt in einer Münchner Schreinerei ihr Unwesen und ärgert so den Schreinermeister Eder. (Siehe Grantler)

Quote

Wer in Bayern in den Landtag gewählt werden will, der hat es nicht so leicht, wie in anderen Bundesländern: Selbst wenn ein Kandidat ein Direktmandat in einem Landkreis gewinnt, kann er nicht automatisch ins Parlament einziehen. Ein Mandat bekommt nur, wessen Partei auch mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erlangt.

Rostbratwurst

Nürnberger, Coburger, Würzburger: Die Bratwurst ist den Nordbayern, was die Weißwurst den Einwohnern im Süden des Freistaats ist: Heiligtum. Die Nürnberger Bratwürste sind mittlerweile sogar nach EU-Recht geschützt. Wo sie besonders gut schmeckt? Natürlich auf dem Christkindlesmarkt.

Strauß, Franz-Josef

Deutschland Franz Josef Strauß letzter Auftritt beim Aschermittwoch
Bild: picture alliance/augenklick/firo Sportphoto

Der gebürtige Münchner ist vielleicht Bayerns berühmtester Politiker des modernen Deutschlands. Erst als Mitglied im Bundestag und Bundesminister, dazu Europaparlamentarier und schließlich Ministerpräsident des Freistaats, prägte er die Bundes- und Landespolitik der Nachkriegsjahre, nicht ohne Kontroversen. Er war bis zu seinem Tod 1988 der Parteivorsitzende seiner Partei CSU. Niemand hatte dieses Amt so lange inne wie er.

Tourismus

Bayern ist unter den deutschen Bundesländern das beliebteste Reiseziel für ausländische Besucher. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Wirtschaftszweige des Freistaats, das Bayerische Wirtschaftsministerium bezeichnete die Branche gar als "identitätsstiftend".

Unabhängigkeit

Bayern ist ein Freistaat und stolz darauf. Tatsächlich hat die Bezeichnung aber im Verhältnis zum Status der anderen 15 deutschen Bundesländer keine Bedeutung. Es gibt trotzdem einige Besonderheiten, etwa im Wahlrecht oder in der Parteienlandschaft. Und es gibt auch immer wieder politische Bewegungen, die mit der Unabhängigkeit des Freistaats liebäugeln. Unterm Strich ist Bayern aber ein ganz normales Bundesland.

Vier Stämme

Bis zum zweiten Weltkrieg verstand man unter den vier Stämmen Bayerns die vier Bevölkerungsgruppen, die einst im Königreich Bayern lebten: Die Altbayern, Franken, Schwaben und Pfälzer. Nach der Neuaufteilung Deutschlands in die Bundesländer, gingen Bayern die Pfälzer als Stamm verloren. Franz-Josef Strauß definierte stattdessen einen neuen vierten Stamm: die zwei Millionen Vertriebenen, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Bayern gelangten. 

Weißwurst-Äquator

Bayerisches Weißwurstfrühstück
Bild: Imago/Weißfuß

Ein Paar Weißwürste, eine Brez'n, süßer Senf und ein Weißbier: Ein typisch bayerisches Frühstück? Nicht im Norden Bayerns. Eine unsichtbare und nie so ganz genau definierte Linie trennt jene im Freistaat voneinander, die eine Weißwurst zum Frühstück für total normal halten und jene, die darüber nur den Kopf schütteln können - so wie der Rest von Deutschland.

Xaver Fendt

Xaver ist nicht nur typischer bayerischer Name, sondern auch ein typisches Beispiel für Laptop und Lederhose: Erfunden von der einst bayerischen Traditionsfirma für Traktoren und Landwirtschaftsmaschinenen, ist der "Fendt Xaver" ein Agrar-Roboter für die Automatisierung der Feldarbeit. Die Marke Fendt gehört zwar mittlerweile einem amerikanischen Agrarkonzern, benannt ist die Firma aber nach seinem bayerischen Gründer: Xaver Fendt.

Ypsilon in "Bayern"

Die "Bayern" waren nicht immer die Bayern, sondern erst ab dem 20. Oktober 1825. Damals verordnete König Ludwig I., dass das zuvor als "Baiern" bekannte Bevölkerung fortan mit dem Buchstaben y geschrieben werden sollte.

Zuagroaste

Die zu Deutsch "Zugezogenen", das sind jene im Freistaat Bayern wohnhaften, die nicht in Bayern geboren sind. Egal ob vor fünf Jahren oder fünfzig in Bayern angekommen, ein bisschen "Zuagroaster" bleibt man immer. Aber wie die Autorin (selbst einst "zuagruast") weiß: Man kann sich trotzdem zu Hause fühlen. Solange man nicht beim Bäcker eine "Bretzel" bestellt.