Bayer: Schritt für Schritt zum Mega-Deal
1. Dezember 2017Das grüne Licht dürfte Bayer-Chef Werner Baumann freuen. Denn jener Ausschuss, der ausländische Investitionen und Übernahmen in den USA auf Gefahren für die nationale Sicherheit prüft, hat in jüngster Vergangenheit anderen deutschen Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. So ist an diesem Gremium die geplante Übernahme des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron durch eine chinesische Investorengruppe gescheitert. Das Fachwissen von Aixtron hätte auch für Militärtechnik verwendet werden können, so lautete die Sorge.
Bayer ist also bei seinem Mega-Deal einen Schritt vorangekommen. 66 Milliarden Dollar will der Leverkusener Konzern für den nicht unumstrittenen Saatgutriesen auf den Tisch legen. Das wäre ein historisches Geschäft - nämlich die größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland in der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. Auf diesem Weg entstünde denn auch der größte Saatguthersteller der Welt.
Die EU-Kommission ist kritisch
Ein Schritt weiter auf dem Weg heißt aber nicht, dass die Übernahme bereits in trockenen Tüchern ist. Denn in Brüssel prüft die Kommission, ob Bayer durch die Übernahme eine Monopolstellung einnehmen würde. Um die Kartellwächter milde zu stimmen - sozusagen in vorauseilendem Gehorsam - haben die Leverkusener deswegen vor einigen Wochen angekündigt, einen Teil ihres Saatgut- und Unkrautvernichtungsgeschäfts dem Konkurrenten BASF zu überlassen. Auf dem Weg zur weltweiten Nummer eins im Saatgutgeschäft hat die angekündigte Verschlankung ein Volumen von knapp sechs Milliarden Euro – also rund ein Zehntel der Summe, die Bayer für Monsanto ausgeben will.
Ob das allerdings alle Bedenken der Kartellwächter in Brüssel zerstreuen wird, ist fraglich - und zeigt sich erst Ende Januar. Brüssel hat nämlich die Prüfphase der Übernahme bis 22. Januar verlängert. Bayer-Chef Werner Baumann sagte in dieser Woche, die Untersuchungen gingen in eine "unvorstellbare Tiefe". Er sei aber nach wie vor überzeugt, die Übernahme Anfang 2018 über die Bühne bringen zu können.
Zeit kostet Bayer Geld
Eigentlich sah der Plan vor, schon zum Ende dieses Jahres die Übernahme abgeschlossen zu haben. Die kartellrechtlichen Prüfungen allerdings haben das Ganze verzögert. Bayer hat auf jeden Fall hohes Interesse daran, die Übernahme so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Denn es gibt beispielsweise Kreditzusagen von Banken in Milliardenhöhe für die Übernahme - und die Banken wollen dafür natürlich Zinsen sehen.
Eine gute Nachricht jedenfalls kommt auf der Zielgeraden des Mega-Deals für Bayer aus der EU. Die Mehrheit der EU Länder haben nämlich gerade für eine fünfjährige Verlängerung für den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosatgestimmt. Deswegen ist Bundesagrarminister Christian Schmidt von vielen Seiten scharf kritisiert worden. Bayer allerdings kann sich darüber freuen. Denn Glyphosat, beziehungsweise "Roundup" - der Markenname, unter dem der US-Konzern den umstrittenen Unkrautvernichter vertreibt - ist ein wichtiger Baustein im Geschäft von Monsanto.
Mosanto auf der Gewinnspur
Es gibt zwar mittlerweile Konkurrenz aus Ländern wie China, denn die Patente für Glyphosat sind abgelaufen. Dafür sorgt der US-Saatgutriese - wie andere in der Branche auch - durch geschickte Kombinationen dafür, dass er seine Produkte nach wie vor gut an den Bauern oder die Bäuerin bringen kann. Monsanto liefert eben nicht nur Roundup. Sondern auch gleich die passenden Samen für Pflanzen, die gegen diesen Unkrautvernichter resistent sind. Das sorgt sozusagen für Ausgleich durch die entstandene Konkurrenz im Glyphosatgeschäft.
"Die Übernahme war ziemlich sicher mit Umsätzen bei Monsanto kalkuliert worden, denen der Einsatz von Glyphosat auch in Europa zugrunde liegt", meint Branchenanalyst Thomas Schiessle aus dem Analystenhaus "Equi.ts". So gesehen mehren sich die guten Nachrichten für Bayer auf dem Weg zur Monsanto-Übernahme.