Bauen für eine bessere Welt
Wenn Architekten für Mensch und Umwelt bauen: Seit 2007 wird der Global Award for Sustainable Architecture verliehen. Zehn ausgezeichnete Projekte.
Anne Feenstra
Architekten sollten niemals die Menschen vergessen, für die sie bauen. Das ist die Überzeugung des Niederländers Anne Feenstra. Seine Projekte in Afghanistan und Indien dienen der Gemeinschaft vor Ort - wie dieser Pavillon in der afghanischen Provinz Bamiyan: ein Beispiel für seine "langsame Architektur". Er arbeitet vor allem mit Einheimischen, teils sogar ungelernten Handwerkern zusammen.
Salma Samar Damluji
Die in Beirut geborene irakische Architektin Salma Samar Damluji entwirft keine neuen Gebäude - sie restauriert alte Stätten wie Wadi Daw’an im Jemen, die von der Zerstörung durch Extremisten bedroht sind. Salma Samar Damluji ist Chefarchitektin einer Stiftung, die den kulturellen Reichtum im Mittleren Osten erhalten will.
Bernd Gundermann
Wie bebaut man Küstenstreifen, die von Klimawandel und steigendem Meeresspiegel betroffen sind? Damit befasst sich der deutsche Architekt Bernd Gundermann im neuseeländischen Auckland. Er will die Stadt vor Überschwemmungen schützen, ohne sie zu einer Festung auszubauen - und lässt dabei Verbindungen von Land und Meer zu.
Suriya Umpansiriratana
Der thailändische Architekt Suriya Umpansiriratana entwirft Tempel und Klöster für buddhistische Mönche - gratis. Seine Architektur richtet sich ganz nach deren Lebensweise: Ruhe und Bewegung, Meditation, Essen und Beten - alles folgt der Struktur des Kreises …
Suriya Umpansiriratana
… ein runder Gehweg in den Baumwipfeln, der auf dünnen Pfeilern ruht, ermöglicht es den Mönchen, ihren täglichen Ritualen und zugleich dem Lauf der Sonne zu folgen. Suriya Umpansiriratana, nutzt einfache, recyclebare Materialien und verbindet buddhistische Philosophie mit ökologischen Konzepten.
TYIN
Auch ein Non-Profit-Projekt: Das Waisenhaus im thailändischen Noh Bo, entworfen von Trondheimer Studenten. Mit ihrer 2008 gegründeten Organisation TYIN entwarfen sie sechs Pavillons - das Skelett aus Holz, die Wände aus Bambus. Die Dächer sehen aus wie Schmetterlingsflügel, woraus sich der Name des Hauses "Soe Ker Tie" ableitet.
Patama Roonrakwit
Günstiger Wohnraum für die wachsende Mittelschicht, das war in Thailand lange kein Thema. Der Staat förderte vor allem Programme für die weniger Privilegierten. "Jedes Mal, wenn ein Projekt fertig gestellt war, dachte ich an uns, Bangkoks breite Mittelschicht", sagt Patama Roonrakwit. Die Architektin versucht daher, günstigen Wohnraum für die Mittelschicht zu schaffen, wie beim TEN-House-Projekt.
Santiago Cirugeda
Der Spanier Santiago Cirugeda versteht sich als subversiver Guerilla-Architekt, der Normen des Städtebaus hinterfragt und auf Bürgerinitiativen setzt. Das Epizentrum seines Aktivismus ist Sevilla: Auf dem Platz La Carpa installierte Cirugeda eine "Spinne" mit einem Container-Körper und Beinen wie aus einem Metallbaukasten.
Santiago Cirugeda
Seine Arbeitsweise ist auch eine Antwort auf die Immobilienkrise, die hunderttausende Spanier in die Schulden und aus ihren Häusern trieb. Die jungen Architekten um Santiago Cirugeda, vielfach selbst von Arbeitslosigkeit betroffen, arbeiten mit Bürgern, Rechtsanwälten und Hackern zusammen, um Know-How zu teilen - und das eine oder andere Bier.
Al Borde
Auch die Architekten von Al Borde aus Ecuador beziehen bei ihren Projekten die Menschen vor Ort mit ein. In Zusammenarbeit mit Bewohnern entstehen so öffentliche Gebäude, wie die "Esperanza Dos" in der Provinz Manabi. Die Schule orientiert sich an den Zeltkonstruktionen aus Ästen und Bambusstöcken, wie sie die lokalen Fischer über Generationen hinweg bauten.
Al Borde
Sobald die Dorfgemeinschaft den Bauprozess verstanden hatte, wurden die Architekten nicht länger gebraucht. In kurzer Zeit war das Gebäude um einen Flügel erweitert und die Räume mit Holzböden und Bambuswänden ausgestattet - in Eigeninitiative.
East Coast Architects (ECA)
Die East Coast Architects arbeiten im ländlichen Raum Südafrikas, bauen dort Schulen auf, wo es an öffentlichen oder privaten Institutionen und damit auch an Möglichkeiten des sozialen, kulturellen und ökonomischen Wachstums fehlt. Schulen dienen dort nicht nur der Bildung, sondern auch als Orte der Gemeinschaft.
East Coast Architects
Solche Modellschulen, wie die "Vele Secondary School" in der Provinz Limpopo, sind wie ein Mikrokosmos, in dem sich die Schüler mit Wasser- und Stromversorgung, mit kollektiver Verwaltung und den Kreisläufen autarker Landwirtschaft vertraut machen. Die 2011 fertig gestellte Schule einer kleinen Dorfgemeinschaft wurde zu einem Vorbild für ganz Südafrika.
Kengo Kuma
Der Japaner Kengo Kuma zählt bereits zur Champions League der Architekten, dabei setzt er im Gegensatz zu anderen Stars der internationalen Szene auf nachhaltige Materialien, vor allem auf Holz, und fordert mehr Bescheidenheit. Dieses in Birkenholz gekleidete Gebäude hat er nahe des Mont Blanc in den französischen Alpen geschaffen.