BASF-Unglück: Noch ein Mitarbeiter vermisst
18. Oktober 2016Auch am Tag nach dem Unglück auf dem BASF-Gelände in Ludwigshafen bleibt die Situation unübersichtlich. Zwei Mitarbeiter kamen bei den Bränden und Explosionen am Montag ums Leben. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt, sechs liegen auf der Intensivstation. "Es steht zum Teil nicht sehr gut um die Menschen", sagte Dieter Feid, Beigeordneter der Stadt Ludwigshafen, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Nach einem Vermissten wird weiter gesucht.
Dabei handelt es sich nach Angaben der BASF nicht um einen Mitarbeiter des Unternehmens. "Wir gehen davon aus, dass er sich im Hafenbecken befindet", sagte der Leiter der Feuerwehr Ludwigshafen, Peter Friedrich. Es könne sich um einen Matrosen eines Tankschiffs handeln. Derzeit sei es noch nicht möglich, Taucher in das Hafenbecken zu schicken. Der Einsatz werde vorbereitet. Zunächst hatte es einen weiteren Vermissten gegeben, schließlich wurde festgestellt, dass er bereits ins Krankenhaus gebracht worden war. Nach wie vor kommen die Einsatzkräfte nicht direkt an den Ort des Unglücks heran.
Bei den beiden Toten handelte es sich nach Angaben von BASF um Mitglieder der Werksfeuerwehr. "Wir sind sehr bestürzt, dass zwei unserer Mitarbeiter ums Leben gekommen sind. Sie haben sich als Feuerwehrleute für die Rettung von Menschenleben eingesetzt", erklärte BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale.
BASF-Vorstandschef Kurt Bock vermied unterdessen einen öffentlichen Auftritt. Er habe sich in einem Brief an die Mitarbeiter gewandt und sich in obersten Sicherheitsausschuss eingebracht, erklärte Suckale. Den Angehörigen kondoliere er persönlich.
Das Unglück hatte sich am Montagvormittag ereignet, als es nach einem Brand an einer Rohrleitungstrasse des Hafens zu der Explosion gekommen war. Die Ursache war am Dienstagmorgen noch völlig unklar. Wie das Unternehmen mitteilte, brannten in der Folge Rohrleitungen mit Ethylen und Propylen. Ethylen werde unter anderem zur Herstellung von Dämmstoffen und Lösemitteln verwendet, Propylen komme bei der Produktion von Autolacken, Dispersionen und Klebstoffen zum Einsatz.
Umweltbelastungen bleiben vorerst überschaubar
Umweltmessungen in der Luft und am Boden blieben zunächst unauffällig. Eine Wolke aus Rauch und Ruß war über Teile von Ludwigshafen und dem benachbarten Mannheim hinweg gezogen. Anwohner wurden deshalb aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Zwischen dem Landeshafen Nord und dem Rhein wurden Wassersperren errichtet.
Für die Nachbarstadt Mannheim wurde die Warnung am Nachmittag aufgehoben. BASF-Werksleiter Uwe Liebelt bekräftigte, es habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden: "Wir haben weder in der Luft, am Wasser oder im Boden kritische Werte gemessen."
Wirtschaftliche Folgen noch unbekannt
Mittlerweile identifizierte das Unternehmen die Stoffe, die auf dem Weg vom Hafen zum Tanklager Feuer gefangen hatten. "Es brannten unter anderem Rohrleitungen mit den Produkten Ethylen und Propylen", hieß es. Beide Stoffe sind Grundlagen der Chemieindustrie, die daraus etwa Dämmstoffe, Lösemittel oder Kleber fertigt.
Unter dem Unglück leidet auch die Produktion des Chemieriesen. Da die Rohstoffversorgung unterbrochen ist, wurden 20 Anlagen im Hauptwerk der BASF abgeschaltet beziehungsweise laufen nur noch auf Teillast. Darunter sind auch die Herzstücke des Standorts, sogenannte Steamcracker, in denen petrochemische Stoffe in ihre Bestandteile zerlegt werden.
Wie lange die für BASF wichtige Produktion unterbrochen bleibt, sei momentan noch nicht absehbar, sagte eine Sprecherin. "Das hat im Moment auch keine Priorität. Die Einsatzkräfte sind noch vor Ort", fügte sie hinzu. Ludwigshafen sei nach wie vor der größte BASF-Standort und die Grundlage des Verbundsystems des Unternehmens. "Insofern ist der Ausfall schon elementar", sagte die Sprecherin.
Bereits am Montagvormittag hatte es am BASF-Standort im hessischen Lampertheim eine Verpuffung an einem Filter gegeben. Dabei wurden vier Menschen verletzt, sie mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Anlage, in der Zusätze für Kunststoffe hergestellt werden, wurde abgestellt.