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Bank Espirito Santo verunsichert Anleger

11. Juli 2014

Die Probleme der portugiesischen Bank Espirito Santo drücken weltweit die Aktienmärkte nach unten. Schon am Donnerstag wurde der Handel mit BES-Aktien und Anleihen ausgesetzt, nun verbietet Großbritannien Leerverkäufe.

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Symbolbild Portugal Wirtschaft, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die britische Börsenaufsicht hat Leerverkäufe mit Aktien der in die negativen Schlagzeilen geratenen portugiesischen Banco Espirito Santo (BES) verboten. Es handele sich um eine vorübergehende Maßnahme, teilte die Financial Conduct Authority am Freitag in London mit. Bei Leerverkäufen handelt es sich im Prinzip um eine Wette auf sinkende Kurse. Die Aktien der portugiesischen Bank waren am Donnerstag vom Handel ausgesetzt worden. Zuvor waren sie um bis zu 19 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Tief von 0,50 Euro gefallen.

Aktienmärkte in Asien und den USA

Die Turbulenzen im portugiesischen Bankensektor schlugen weltweit Wellen und schreckten die Anleger auf. Diese warfen Aktien aus ihren Depots und deckten sich stattdessen mit sicheren Anlagen wie Gold ein. Jetzt haben sich die Sorgen auf die Aktienkurse in Asien durchgeschlagen. An der japanischen Börse fiel der Nikkei-Index den fünften Tag in Folge und ging mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 15.164 Punkten aus dem Handel. Der MSCI-Index für die Börsen der Region ohne Japan verlor rund 0,4 Prozent.

Analysten zufolge stimmt die Anleger auch die Entwicklung in Europa vorsichtig. Es sei aber kein größerer Kursrückgang zu erwarten. Die Sorgen um den europäischen Bankensektor sind bereits auf die New Yorker Aktienmärkte übergeschwappt. Der Leitindex Dow Jones Industrial ging 0,42 Prozent tiefer aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,41 Prozent. An der Technologiebörse schloss der Auswahlindex Nasdaq 100 am Donnerstag um 0,33 Prozent tiefer.

Händlern zufolge sorgen deutliche Kursverluste in Europa, die durch die Sorgen um die portugiesische Großbank Espirito Santo ausgelöst wurden, für Unsicherheit an den amerikanischen Börsen. "Die Situation in Portugal hat das Potenzial, das europäische Bankensystem wieder ins Wanken zu bringen", sagten beispielsweise die Experten vom Broker ETX Capital. Auf der Suche nach sicheren Anlagen hätten Investoren Aktien eher gemieden, hieß es an der Wall Street.

Der Grund der Unruhe

Auslöser der Nervosität waren Spekulationen um Zahlungsprobleme der Muttergesellschaft Espirito Santo International (ESI). Gegen die in Luxemburg ansässige Holding ermitteln Behörden wegen massiver Unregelmäßigkeiten. Laut Medienberichten soll die Gesellschaft über sieben Milliarden Euro Schulden haben, die sie nicht komplett bedienen kann.

Am Donnerstagvormittag wurden Aktien und Anleihen der Espirito Santo Financial Group (ESFG) wegen "wesentlicher Schwierigkeiten" der Muttergesellschaft Espirito Santo International (ESI) vom Handel ausgesetzt. ESFG wiederum ist Hauptaktionär der Banco Espirito Santo (BES), des größten börsennotierten Geldinstituts in Portugal. BES-Papiere wurden am Donnerstagnachmittag ebenfalls vom Handel ausgesetzt. Zuvor waren ESFG und BES zeitweise jeweils um mehr als 15 Prozent eingebrochen.

Auch andere Finanztitel in Europa gerieten in diesen Abwärtsstrudel. Die Kosten, zu denen sich Portugal Geld am Kapitalmarkt leihen kann, zogen deutlich an. Der Kursverfall dieser Werte drückte den Lissaboner Leitindex vorübergehend um 4,6 Prozent auf ein Neun-Monats-Tief von 6075,70 Zählern. Der Dax verabschiedete sich am Donnerstag mit einem Minus von 1,5 Prozent in den Feierabend. Der EuroStoxx50 gab 1,6 Prozent nach. Die Nerven der Anleger an der portugiesischen Börse haben sich am Freitag allerdings wieder beruhigt.

Finanzkreisen zufolge wird mit Hochdruck an einem Rettungsplan für die BES gearbeitet. Das Geldhaus Banco Espirito Santo zählt zu den Großbanken in der Euro-Zone, die ab November von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden sollen und damit auch dem Stresstest unterzogen werden.

BES selbst fürchtet keine Kapitalknappheit

Die Bank selbst fürchtet keine Kapitalknappheit durch die finanziellen Probleme ihrer Gründerfamilie. "Der Vorstand von BES glaubt, dass die potenziellen Verluste aus dem Engagement bei der Espirito Santo Group die Einhaltung der Kapitalvorgaben der Regulierer nicht gefährden", teilte die Bank in der Nacht zu Freitag mit. Ihr Kapital habe zum Ende des ersten Quartals um 2,1 Milliarden Euro über den Mindestanforderungen gelegen. Seitdem habe die Bank durch eine Kapitalerhöhung weitere 1,045 Milliarden Euro eingenommen, wodurch die Familie Espirito Santo die Kontrolle über die Bank verlor. Die portugiesische Zentralbank war der BES zuvor beigesprungen. "Die Liquidität von BES ist ausreichend", sagte auch ein Sprecher der Notenbank.

iw/kis (rtr, dpa)