Bangladesch vor Start der Rohingya-Umsiedlung
20. Oktober 2019Mehr als eine Million Rohingya leben in Flüchtlingslagern in Bangladesch. Rund 100.000 von ihnen will die Regierung umsiedeln, in ein neu erbautes festes Lager auf der bislang unbewohnten Insel Bhasan Char im Golf von Bengalen. Die Insel ist hochwassergefährdet und wird während der Monsunzeit immer wieder von heftigen Stürmen getroffen. Einige Experten halten die Insel dauerhaft für unbewohnbar.
Bangladeschs Regierung versucht, Flüchtlinge zu motivieren
"Wir wollen mit der Umsiedlung demnächst beginnen", sagte Bangladeschs Flüchtlingsbeauftragter Mahbub Alam der Nachrichtenagentur Reuters. "Etwa 6000 bis 7000 Flüchtlinge haben bereits ihre Bereitschaft bekundet, nach Bhasan Char umgesiedelt zu werden", fügte Alam hinzu und die Zahl steige weiter. Anführer der Rohingya würden demnächst nach Bhasan Char gebracht, um die Einrichtungen und Lebensbedingungen vor Ort in Augenschein zu nehmen. So wolle man die Bedenken gegen eine Umsiedlung bei den Flüchtlingen zerstreuen, sagte Alam. Die Behörden hätten außerdem Maßnahmen zum Schutz der Insel vor Naturkatastrophen getroffen.
Bislang hatten sich nach Bangladesch geflohenen Rohingya geweigert, auf die Insel umgesiedelt zu werden. Auch die Vereinten Nationen stehen einer Zwangsumsiedlung der Flüchtlinge skeptisch gegenüber. Zum einen fürchten sie, dass die Menschen für viele Jahre auf der Insel festsitzen könnten - bei stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Außerdem sei es logistisch schwierig, die Hilfsleistungen für die Flüchtlinge auf zwei Standorte aufzuteilen, auf die Lager in Cox's Bazar und die Insel Bhasan Char.
Die nur 7,7 Quadratkilometer große Insel ist rund 30 Kilometer vom Festland Bangladeschs entfernt. Für 278 Millionen US-Dollar wurde die Insel hergerichtet und Massenunterkünfte für die Geflüchteten errichtet. Ausländische Geberländer waren nicht bereit, das umstrittene Projekt finanziell zu unterstützen.
Die Rohingya gelten als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit Myanmars betrachten sie als illegale, staatenlose Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele der Rohingya bereits seit Generationen in Myanmar leben. Ihre Bürgerrechte sind in Myanmar weitgehend eingeschränkt. Konflikte mit der Mehrheitsbevölkerung trieben viele von ihnen in die Flucht. Im August 2017 waren nach brutalen Attacken der myanmarischen Armee rund 740.000 Rohingya in das benachbarte Bangladesch geflohen. Dort leben sie gemeinsam mit 200.000 bereits zuvor Geflüchteten unter katastrophalen Bedingungen in riesigen Lagern, das größte darunter ist Cox's Bazar.
qu/uh (rtr, afp)