Bahn: Sabotage Grund für Zugausfälle im Norden
8. Oktober 2022Die großflächigen Ausfälle im Zugverkehr in Norddeutschland gehen nach Aussage der Bahn auf Sabotage zurück. "Aufgrund von Sabotage an Kabeln, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind, musste die Deutsche Bahn den Zugverkehr im Norden heute Vormittag für knapp drei Stunden einstellen", sagte eine Sprecherin.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing bestätigte die Angaben der Bahn. Es handele sich um Sabotage. An zwei Standorten seien Kabel durchtrennt worden, sagte der FDP-Politiker. "Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt." Die Bundespolizei ermittle. Zum möglichen Motiv machte Wissing keine Angaben.
Zuvor hieß es bereits, die heftigen Probleme in Norddeutschland seien auf eine Störung des digitalen Zugfunks GSM-R (Global System for Mobile Communications - Rail) zurückzuführen gewesen. Er dient der Kommunikation zwischen den Leitstellen, die den Zugverkehr steuern, und den Zügen und ist laut Bahn damit ein unverzichtbarer Bestandteil für den reibungslosen Zugverkehr.
Zuvor war über Stunden nichts mehr auf den meisten Schienen gegangen: In weiten Teilen Norddeutschlands stand der gesamte Fern- und teils auch der Regionalverkehr über Stunden still. Betroffen waren die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Unzählige Reisende strandeten an den großen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin, an Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen.
Das Unternehmen empfahl Reisenden zwischenzeitlich, die zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen sowie zwischen Berlin und Baden-Württemberg oder der Schweiz unterwegs waren, Verbindungen über Erfurt und Frankfurt am Main zu nutzen. Am späten Vormittag war die Störung dann behoben, Regional- und Fernverkehr liefen wieder an. Um 10.49 Uhr MESZ verließ als erster Fernzug der ICE 509 nach München über Berlin und Erfurt - völlig überfüllt - den Hamburger Hauptbahnhof. Es könne "wegen der Nachwirkungen" jedoch weiterhin zu Ausfällen und Verspätungen kommen, heißt es auf der Webseite der DB. Auch sei in den ersten wieder verkehrenden Zügen mit einer sehr hohen Auslastung zu rechnen.
Die Deutsche Bahn hob wegen der Auswirkungen der Störung die Zugbindung bereits gekaufter Fernverkehrstickets auf. Wer eine Reise für diesen Samstag gebucht habe, könne diese "bis einschließlich sieben Tage nach Störungsende flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden", erklärte das Unternehmen. Wer nicht mehr reisen möchte, kann sich den Ticketpreis erstatten lassen.
sti/se (afp, dpa)