Baerbock zu Solidaritätsbesuch in der Ukraine eingetroffen
4. November 2024Acht Besuche in fast tausend Tagen Krieg: Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock ist wieder in Kiew. An diesem Montagmorgen kam sie - wie üblich per Nachtzug - in der Hauptstadt der Ukraine an. Vor dem dritten Kriegswinter, der dem von Russland angegriffenen Land droht, möchte Baerbock ein Zeichen der Solidarität setzen.
Angesichts der anhaltenden russischen Angriffe auf die Infrastruktur sagt die Bundesaußenministerin weitere Unterstützung zu. "Deutschland steht gemeinsam mit vielen Partnern weltweit felsenfest an der Seite der Ukraine", verkündete sie zum Auftakt ihres Besuchs in Kiews. "Wir werden die Ukrainerinnen und Ukrainer so lange unterstützen, wie sie uns brauchen, damit sie ihren Weg zu einem gerechten Frieden gehen können."
Winterschutzschirm für Infrastruktur
Die deutsche Ministerin würdigte die Widerstandskraft der Ukrainer, "obwohl die massiven russischen Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur, die Offensiven im Großraum Charkiw und im Donbass sowie die nordkoreanische Waffenhilfe die Lage weiter zuspitzen". Russlands Präsident Wladimir Putin wolle die Menschen mit seinem Zermürbungskrieg brechen. "Dieser Brutalität setzen wir unsere Menschlichkeit und Unterstützung entgegen", denn die Ukrainer verteidigten auch die Freiheit aller in Europa.
Der Winterschutzschirm, den Deutschland kürzlich um zusätzliche 170 Millionen Euro für Energienothilfe erweitert habe, sei die Antwort auf zerstörte Heizkraftwerke und Stromleitungen, so Baerbock. Die Antwort auf noch mehr russischen Drohnenterror sei die Luftverteidigungsinitiative. "Wir lassen global nichts unversucht, es kommt auf jedes einzelne Luftverteidigungssystem an", versicherte die Ministerin.
Russische Drohnenschwärme über der Ukraine
Auch schon Routine: Baerbocks Reise war wie üblich aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden, bis ihr Sonderzug in Kiew einlief. Der erneute Besuch der Bundesaußenministerin zu dieser Zeit ist durchaus gefährlich. Denn Russland attackiert die Ukraine erneut heftig, schickt unter anderem ganze Drohnenschwärme. Viele der ferngesteuerten Flugkörper erreichen auch die Hauptstadt Kiew.
Der Einflug größerer Gruppen sogenannter Kamikaze-Drohnen am Sonntagabend wurde zunächst aus der ostukrainischen Region Sumy gemeldet, später auch aus dem Süden des Landes. Die mit Sprengstoff beladenen unbemannten Flugkörper verteilten sich daraufhin in verschiedene Himmelsrichtungen, um die ukrainische Flugabwehr zu verwirren. Daraufhin wurde für mehrere Landesteile Luftalarm ausgelöst.
Die Hauptstadt Kiew war ukrainischen Angaben zufolge ebenfalls erneut Ziel eines russischen Drohnenangriffs. Die Luftabwehr sei im Einsatz, um die Drohnen abzuwehren, teilt die Militärverwaltung in der Nacht mit. "Bleiben Sie in den Schutzräumen", forderte Serhij Popko, Leiter der Kiewer Militärverwaltung, die Bevölkerung auf.
Der Osten der Ukraine ist besonders hart umkämpft. Bei Luftangriffen auf die Stadt Charkiw sind dem Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synjehubow, zufolge mindestens 15 Menschen verletzt worden.
Durch die Einschläge der Bomben am Sonntag seien zwei Wohnhäuser sowie zwei Supermärkte, ein Café, zahlreiche Kioske und ein Einkaufszentrum beschädigt worden, teilte Synjehubow mit. Unter den Verletzten seien vier Mitarbeiter des Innenministeriums. Auch in Gegenden um die Stadt herum seien Bomben eingeschlagen.
Selenskyj fordert mehr Hilfe bei Flugabwehr
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Verbündeten am Wochenende zu mehr Hilfe bei der Flugabwehr aufgerufen. In der Woche habe es mehr als 900 russische Bombenangriffe gegeben. "Die Ukraine braucht mehr Verteidigungssysteme", ließ er verlauten.
Nach Selenskyjs Angaben gab es in der zurückliegenden Woche auch rund 500 Drohnenattacken. Die meisten zielten auf zivile und kritische Infrastruktur - insbesondere Energieanlagen.
UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einem möglichen Einsatz von Soldaten aus Nordkorea aufseiten Russlands. Berichte darüber hätten ihn "sehr beunruhigt", heißt es aus New York, wo die Vereinten Nationen ihr Hauptquartier haben.
"Das würde eine sehr gefährliche Eskalation des Krieges in der Ukraine darstellen", so Guterres. "Alles muss getan werden, um jegliche Internationalisierung dieses Konflikts zu verhindern." Der UN-Chef betonte erneut seine Unterstützung für einen "fairen, anhaltenden und umfassenden Frieden" in der Ukraine.
Nach Angaben der USA stehen bis zu 8000 nordkoreanische Soldaten nahe der ukrainischen Grenze. Sie könnten in den kommenden Tagen von Russland im Krieg eingesetzt werden. Der russische Präsident Putin bestreitet die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten nicht. Der Herrscher im Kreml verweist darauf, dass auch die Ukraine auf Personal aus NATO-Staaten zurückgreife.
AR/kle (dpa, afp, rtr)