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Politik

Baerbock: Europa muss in Äthiopien "Gesicht zeigen"

12. Januar 2023

Die Bundesaußenministerin und ihre französische Kollegin bieten dem Land am Horn von Afrika eine enge Zusammenarbeit an. Auch China versucht, Pflöcke einzuschlagen.

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Außenministerin Baerbock in Äthiopien
Äthiopiens Präsidentin Sahle-Work mit den Ministerinnen Baerbock aus Deutschland und Colonna aus Frankreich (v. l. n. r.)Bild: Michael Kappeler/dpa

Deutschland und Frankreich wollen Äthiopien eine engere Zusammenarbeit anbieten. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erklärte anlässlich eines zweitägigen Besuchs in dem afrikanischen Land, es sei wichtig, dass Europa nach dem Friedensabkommen für die Unruheregion Tigray nun "schnell Gesicht zeigt".

Die Grünen-Politikerin wird von der französischen Außenministerin Catherine Colonna begleitet. Gemeinsam trafen sie in der Hauptstadt Addis Abeba Präsidentin Sahle-Work Zewde, die seit 2018 als erstes weibliches Staatsoberhaupt amtiert. Danach kamen sie mit Ministerpräsident Abiy Ahmed und mehreren Ministern zusammen.

Botschaft aus Brüssel

Einer diplomatischen Quelle zufolge überbrachten Baerbock und Colonna eine Botschaft der Europäischen Union, wonach diese bereit sei, sich wieder in Äthiopien zu engagieren, sofern der Waffenstillstand eingehalten und ein Mechanismus für eine Übergangsjustiz eingerichtet werde. In Äthiopien war im November ein zweijähriger Konflikt in nördlichen Region Tigray durch ein Friedensabkommen beendet worden. Am Mittwoch hatten die dortigen Rebellen mit der Abgabe ihrer schweren Waffen begonnen.

Annalena Baerbock in Äthiopien
Die Gäste aus Europa trafen auch Ministerpräsident Abiy AhmedBild: Florian Gärtner/imago images/photothek

Gemeinsam im Kampf gegen Hunger

Deutschland und Frankreich haben Äthiopien zudem weitere Unterstützung im Kampf gegen die durch den russischen Krieg in der Ukraine verschlimmerte Nahrungsmittelkrise zugesagt. "Gerade in Zeiten, wo sich die Krisen überlappen - der russische Angriffskrieg, die Klimakrise und die Hungerskrise", müsse die Unterstützung verstärkt werden, sagte Baerbock in der äthiopischen Stadt Adana beim Besuch des landesweit größten Getreidelagers des UN-Welternährungsprogrammes (WFP). "Der russische Präsident (Wladimir Putin) setzt Getreide, setzt Lebensmittel als Waffe ein", kritisierte Baerbock. Das verschärfe die dramatische Situation der Lebensmittelversorgung weltweit, weil auch die Dürren in der Welt weiter zugenommen hätten.

"Es ist bemerkenswert, dass die Ukraine, die angegriffen wird, hier Getreide für Äthiopien spendet", fügte Baerbock hinzu. Dadurch werde ein Beitrag dazu geleistet, dass "die Menschen in Äthiopien nicht auch noch zum Opfer des russischen Angriffskrieges werden". Sie verwies auf Programme in Äthiopien zur Versorgung von Schulkindern mit täglichen Mahlzeiten, "damit Kinder nicht mehr hungern müssen und zugleich eben auch lernen können".

Vor Baerbocks Reise hatte das WFP an die Bundesregierung appelliert, ihr "großes Engagement" im Kampf gegen den Hunger in Äthiopien fortzusetzen. Nach Kämpfen, Flucht und Vertreibung seien im Norden des Landes mehr als zwölf Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen, sagte der Leiter der deutschen WFP-Sektion, Martin Frick, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zum fünften Mal in Folge sei die Regenzeit ausgeblieben.

Peking ringt um Einfluss

Äthiopien, das am Horn von Afrika liegt, ist mit rund 120 Millionen Einwohnern nach Nigeria der zweitbevölkerungsreichste Staat des Kontinents und eines der ärmsten Länder der Welt. Europa beobachtet mit Sorge die Bemühungen Chinas, in Afrika seinen Einfluss zu mehren. Am Dienstag hatte der neue Außenminister der Volksrepublik, Qin Gang, auf seiner ersten Auslandsreise Äthiopien besucht. Er kündigte an, China werde am Wiederaufbau nach dem Friedensschluss mitwirken.

fab/jj/los (dpa, afp)