Tod auf der Rennstrecke
1. Mai 2009Der Williams des Brasilianers Ayrton Senna bricht aus der Tamburello-Kurve aus, rast mit knapp 300 Stundenkilometern in eine Mauer. Ein brutaler Aufschlag. Der Wagen wird zurückgeschleudert, dann bleibt er liegen. Die Formel-1-Welt hält den Atem an. Die rechte Seite des Williams ist komplett weggerissen. Ärzte eilen herbei, Senna wird weggetragen, eine Blutlache und eine Ahnung bleiben zurück. Ayrton Senna wird sterben, so wie einen Tag zuvor der Österreicher Roland Ratzenberger.
Der Live-Reporter Oliver Frick ist geschockt: "Es ist ganz hart an der Grenze dessen, was man ertragen kann, was an diesem Wochenende hier in Imola beim Großen Preis von San Marino passiert. Während draußen die Boliden kämpfen, ringt Ayrton Senna auf dem Weg in die Klinik mit dem Tod."
Die Radaufhängung bohrte sich durch den Helm
Drei Stunden nach dem Unfall dann die Nachricht: Ayrton Senna ist der 34. Formel-1-Fahrrer der auf der Rennbahn sein Leben lässt. Er erlag schweren Kopfverletzungen. Beim Aufschlag hatte die Vorderradaufhängung seines Rennwagens seinen Helm durchbohrt.
Das Innehalten bleibt aus. The Show must go on. Das Rennen in Imola wird fortgesetzt. Michael Schumacher gewinnt. "Wir wussten erst nach dem Rennen, dass Ayrton Senna im Koma liegt. Ich habe maximal darüber nachgedacht, dass er vielleicht in Monaco nicht dabei sein kann. Das war das Maximum, was ich erwartet habe, aber nicht das," war Schumacher geschockt.
Imola 1994 ging als schwarzes Wochenende der Formel 1 in die Geschichte ein. Erst verunglückte Rubens Barrichello spektakulär im Training. Er hatte Glück, brach sich nur Arm und Nase. Am zweiten Trainingstag verunglückte Ratzenberger. Er starb. Im Rennen erwischte es dann Senna. Zum zweiten Mal nach Spa 1960 starben allein an einem Wochenende zwei Formel-1-Piloten.
Die Formel 1 hatte ihren schillerndsten Fahrer verloren. "The Magic" – der magische Senna endete an einer Mauer. Er wurde nur 34 Jahre alt und "nur" dreimal Weltmeister. Bis heute gilt er als einer der größten Fahrer aller Zeiten. Über seine große Leidenschaft, die Formel 1 sagte Senna selbst: "Im Motorsport gibt es Augenblicke, die ich ungemein schätze. Es ist ein tolles Gefühl allein auf der Rennstrecke, umgeben nur von hohen Bäumen, zu sein, allein wie in einem Tunnel. Da beginnt eine andere Art des Denkens. Ein Leben, das ich zutiefst genieße."
Wahnsinn oder kalkuliertes Risiko?
Nach Sennas Tod loderte die ewige Debatte über Sinn und Wahnsinn der Formel 1 wieder auf. Acht Jahre lang hatte es bis dahin keinen Todesfall mehr gegeben. Die Technik, die Sicherheitsmaßnahmen, das Material schienen ausgereift. Die Formel 1 wirkte sicher. Nun sprachen Kritiker wieder von Wahnsinn. Michael Schumacher hielt dagegen: "Wenn wir alle der Meinung wären, dass dieser Sport hirnrissig, gefährlich oder mörderisch ist, dann würden wir ihn nicht betreiben." Eines müsse aber klar sein, so Schumacher weiter: "Es wird nie die totale Sicherheit geben. Wir betreiben hier Rennsport. Wir müssen aus diesen Erfahrungen lernen, dann hat die Fomel 1 Zukunft."
Michael Schumacher behielt Recht. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden drastisch verbessert und die Formel 1 blieb Publikumsmagnet, auch weil es seit Ayrton Senna im Jahre 1994 keinen Todesfall mehr in der Formel 1 gab.
Autor: Benjamin Wüst
Redaktion: Wolfgang van Kann