Automobilbranche gibt gemischten Ausblick
1. Januar 1970Die mit Spannung erwarteten Quartalszahlen des Stuttgarter Konzerns DaimlerChrysler klangen im ersten Moment verheerend, geben aber dennoch Anlass zu Hoffnung. 1,65 Milliarden Euro Verlust für den Gesamtkonzern in den Monaten Juli, August und September 2003. Dabei hatte man doch einen operativen Gewinn (Gewinn vor Steuern) in Höhe von 1,25 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Grund des Buchverlustes: Nach den strengen Regeln der amerikanischen Börsenaufsicht, muss DaimlerChrysler einen Teil seiner Beteiligung am europäischen Rüstungskonzern EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) in Höhe von 1,96 Milliarden Euro abschreiben.
Zuversicht trotz großer Risiken
Das bisherige Sorgenkind, die US-Tochter Chrysler, hat im abgelaufenen Quartal - bei sinkendem Umsatz - sogar einen Gewinn von 146 Millionen Euro erzielt. Bei Mercedes stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent, der Gewinn blieb mit 793 Millionen Euro in etwa gleich. Im Bereich Nutzfahrzeuge hat sich der operative Gewinn sogar verdoppelt. Insgesamt hält DaimlerChrysler trotz "erheblicher Marktrisiken" an seinem Ziel fest, im Gesamtjahr 2003 fünf Milliarden Euro Gewinn vor Steuern zu erwirtschaften.
Der Aktienmarkt wollte diesen Optimismus offensichtlich nicht uneingeschränkt teilen, DaimlerChrysler Aktien fielen am Dienstag (21.10.2003) leicht von 31,92 auf 31,09 Euro.
Die gesamte Branche stöhnt über den starken Preisdruck durch ausufernde Rabatt-Aktionen und die sogenannten "Null-Zinsen" für Ratenkäufer.
Die Volkswagen AG rechnet für 2003 mit einem Ergebnis deutlich unter dem Vorjahresniveau von 1,8 Milliarden Euro vor Steuern. Allein im ersten Halbjahr 2003 hatten die schwache Konjunktur in Europa und den USA sowie die hohen Kosten für neue Modelle und der starke Euro das Ergebnis von VW um 57,5 Prozent auf 596 Millionen Euro gedrückt. Allerdings ist seit vergangenem Freitag der neue Golf V im Handel. Es soll bereits 33.700 Vorbestellungen geben, bis Jahresende möchte VW 135.000 Exemplare des neuen Modells ausliefern. Für Wolfsburg wurden wegen der Golf V Produktion sogar Zusatzschichten am Wochenende eingeführt. Dagegen will VW in Brasilien 4000 Stellen abbauen, da man dort Überkapazitäten besitze und der Absatz stagniere.
Währenddessen wandert die tschechische VW-Tochter Skoda ostwärts. Von 2005 an will Skoda jährlich 40.000 Autos in Solomonow in der Ukraine endmontieren. Von dort soll der gesamte Markt der Nachfolgestaaten der Sowjetunion beliefert werden.
Opel will nach vorn
Die Tochter des weltgrößten Autokonzerns General Motors, Opel, will in Westeuropa Volkswagen bei den Zulassungszahlen überholen. In den ersten neun Monaten 2003 wurden in Westeuropa 1,09 Millionen VW-Modelle und 1,03 Opel-Modelle zugelassen. Dennoch hat Opel im dritten Quartal einen Verlust von 90 Millionen Euro eingefahren. Der wird unter anderem auf die Millionen-Investitionen für den geplanten Golf-Konkurrenten Astra zurückgeführt, der im Frühjahr 2004 auf den Markt kommen soll. Für 2003 erwartet das Unternehmen daher insgesamt einen Betriebsverlust von etwa 180 Millionen Euro, was immerhin eine Verringerung gegenüber dem Vorjahresverlust von 227 Millionen Euro bedeuten würde.
China zieht alle an
Der zweitgrößte Autokonzern der Welt, die Ford Motor Company, will in den kommenden Jahren mehr als eine Milliarde Dollar in China investieren. Die Jahreskapazität der mit dem chinesischen Automobilunternehmen "Changang" gemeinsam betriebenen Fabrik Changang-Ford soll von derzeit 20.000 auf 150.000 Stück pro Jahr angehoben werden. Außerdem will Ford in China eine zweite Autofabrik und ein Motorenwerk errichten. Weltweit hat Ford jedoch mit zurückgehenden Erlösen aus dem Automobil-Geschäft zu kämpfen, in Europa macht man sogar Verlust. Die relativ gute Bilanz des Gesamtkonzerns beruht mittlerweile auf seiner Finanzsparte (GMAC Bank und Versicherung).
Auch der bayerische Automobilhersteller BMW orientiert sich nach China: Seit dem vergangenen Wochenende (19.10.2003) gibt es die ersten in China produzierten BMWs zu kaufen. Der nun im Lande hergestellte BMW 325i ist in China um umgerechnet 21.000 Euro billiger als das Importmodell. Das Werk in der nordostchinesischen Stadt Shenyang ist ein Joint-Venture-Projekt von BMW und dem chinesischen Unternehmen "Brilliance China Automotive". Dort sollen in Zukunft jährlich 30.000 Stück der BMW 3er und 5er Serie hergestellt werden.