Entführter wieder frei
5. Juli 2007Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes hat die Meldungen bestätigt: Der entführte deutsche Ingenieur und sein iranischer Dolmetscher sind wieder frei. Ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul hatte zuvor mitgeteilt, dass die beiden in einer Polizeiwache im Bezirk Delaram in der Provinz Farah im Westen des Landes seien.
Stammesälteste als Vermittler
Die Entführer hatten zuletzt 40.000 US Dollar (29.300 Euro) Lösegeld gefordert, wie die meisten Quellen berichten. Die Nachrichtenagentur Reuters will allerdings erfahren haben, die Entführer hätten 500.000 US Dollar verlangt.
Die Geiselnehmer hätten ihre Forderung über Stammesälteste übermittelt, sagte der Gouverneur der Provinz Farah, Muhaidin Baluch. "Die afghanische Regierung ist nicht zu einer Übereinkunft mit den Entführern bereit", sagte der Gouverneur. "Wenn die Deutschen eine Übereinkunft wollen, ist das nicht unsere Angelegenheit."
Entführter arbeitete an Aufbauprojekt
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde der Deutsche seit Donnerstag vergangener Woche vermisst. In Berlin befasste sich der Krisenstab mit dem Fall.
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll es sich um einen Bauunternehmer handeln, der seit Jahren in Afghanistan aktiv ist. Zum Zeitpunkt der Entführung habe er in der Provinz Urusgan an einem Straßenbauprojekt der staatlichen amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation US-Aid gearbeitet.
Ingenieur gab sich angeblich als Journalist aus
Westlichen Sicherheitsexperten zufolge soll der Deutsche und sein iranischer Dolmetscher auf dem Weg von Kabul im Osten nach Herat im Westen Afghanistans gewesen sein. In Delaram seien sie auf die Polizei gestoßen, die ihnen Begleitung angeboten habe. Die beiden hätten die Offerte ausgeschlagen und seien wenig später entführt worden. Der Deutsche habe sich gegenüber der Polizei als Journalist ausgegeben.
Um von Kabul nach Herat zu gelangen, müssen Reisende die unruhigen südafghanischen Provinzen Kandahar, Helmand und Farah durchqueren. Delaram ist eine Kleinstadt im Farah, der an Helmand grenzt. Dort liefern sich Taliban nahezu tägliche Kämpfe mit britischen Truppen. In Afghanistan sind derzeit mehr als 3000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. (vem)