Australien: Demos für mehr Rechte der indigenen Bevölkerung
17. September 2023Die indigenen Australier sollen bei allen Gesetzen, die ihre Gemeinschaft betreffen, künftig mitreden dürfen. Und dieses Recht soll in der Verfassung verankert werden. Ein entsprechendes Referendum ist für den 14. Oktober anberaumt.
In jüngsten Umfragen sprachen sich aber nur noch 40 Prozent der Australier für die Verfassungsänderung aus, 60 Prozent sind gegen die Reform. Vor einem Jahr war das Stimmenverhältnis noch fast umgekehrt.
Die Stimmung kippt
Angesichts der deutlich nachlassenden Zustimmung hat Labor-Premierminister Anthony Albanese die "Vote Yes"-Kampagne ins Leben gerufen. Allein in Melbourne riefen rund 10.000 Demonstranten dazu auf, beim Referendum mit "Ja" zu stimmen. Zehntausende weitere Menschen beteiligten sich an ähnlichen Kundgebungen in Canberra, Perth, Brisbane, Darwin, Hobart and Alice Springs.
Gegner der Reform rund um die konservative Opposition kritisieren, die Reform würde den indigenen Völkern besondere Privilegien einräumen. Sie bemängeln, dass die genaue Verfahrensweise noch unklar sei, und befürchten zudem mehr Bürokratie.
Bis heute benachteiligt
Die Befürworter warnen jedoch, ein Nein in der Abstimmung könnte Australiens Ruf in der Welt schaden und kommenden Generationen indigener Australier die Zukunft verbauen. Seit der Unabhängigkeit Australiens im Jahr 1901 wurden nur acht von 44 Vorschlägen zu einer Verfassungsänderung angenommen.
Die australischen Ureinwohner hatten den Kontinent vor mindestens 60.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im späten 18. Jahrhundert wurden sie unterdrückt. Bis heute kämpfen sie gegen Rassismus und Diskriminierung. Sie haben eine niedrigere Lebenserwartung als ihre nicht-indigenen Landsleute, sind schlechter ausgebildet und sterben häufiger in Polizeigewahrsam.
rb/jj (afp, rtr)