Ausstellung: Der Wolf zwischen Mythos und Märchen
Böse, listig und mordlustig: In Märchen und Mythen spielt der Wolf meistens den Bösewicht. Eine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum setzt sich nun aus kunsthistorischer Perspektive mit dem wilden Tier auseinander.
Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
Der Wolf ist zurückgekehrt nach Deutschland - und er polarisiert. Die einen wollen ihn am liebsten erschießen, die anderen möchten ihn um jeden Preis schützen. Unser Bild vom Wolf ist geprägt von der Literatur und der Kunst. Dort versetzt der "böse Wolf" die Menschen seit Jahrhunderten in Angst und Schrecken.
Traue keinem Wolf
Im Märchen "Rotkäppchen" trickst der Wolf ein Mädchen mit roter Kappe aus, das seine Großmutter im Wald besuchen will. Das Tier schickt das Rotkäppchen zum Blumenpflücken, damit es Zeit hat, vorauszulaufen, um die Großmutter zu verspeisen. Als Rotkäppchen am Haus der Großmutter ankommt, wundert es sich über die Gestalt der Großmutter, erkennt aber nicht, dass es der Wolf ist.
"Was hast du für ein entsetzlich großes Maul?"
Die Gestalt in Großmutters Bett kommt Rotkäppchen zwar komisch vor, aber viel Zeit zum Wundern bleibt nicht. Mit einem Happs wird es gefressen. Wie gut, dass ein Jäger in der Nähe ist. Er schneidet dem Wolf den Bauch auf und die alte Frau und das Rotkäppchen springen quicklebendig wieder heraus. Dann wird der Wolf mit Steinen vollgestopft und fällt tot um.
Am Ende stirbt der Wolf
Der Tod ereilt auch den Wolf in Johann Wolfgang Goethes "Reineke Fuchs". Die Dichtung geht auf ein mittelalterliches Epos zurück. Reineke Fuchs gelingt es, all seine tierischen Feinde zu besiegen - selbst der eigentlich stärkere Wolf Isegrim fällt ihm zum Opfer. Am Ende wird der gewiefte Fuchs vom Löwen Nobel, dem König der Tiere, zum Kanzler des Tierreichs ernannt.
Wölfe werden mit Mördern gleichgesetzt
Ovids "Metamorphosen" boten Künstlern eine riesige Auswahl an Themen und Motiven. In der Werkstatt von Hendrick Goltzius entstand 1589 der Kupferstich "Jupiter verwandelt Lycaon in einen Wolf". Lycaon war König der Arkadier und zog Jupiters Zorn auf sich, weil dieser ihm Menschenfleisch vorgesetzt hatte. Als Wolf könne er nun seine Mordlust weiter ausleben, war die Begründung für die Verwandlung.
Kupferstiche waren weit verbreitet
Der Kupferstich "Die Jagd auf Wölfe" von Willem van der Leeuw ist die Kopie eines Gemäldes des flämischen Malers Peter Paul Rubens, der meisterhaft Bewegung und Lautstärke in seinen Bildern darstellen konnte. Solche Reproduktionen wurden im Barock vielfach angefertigt, da sie sich gut verkauften. Darüber hinaus dienten sie dazu, Werbung für den Künstler und dessen Werkstatt zu machen.
Unbegründete Angst vor dem Wolf
Die Schau zeigt mehr als dreißig Kunstwerke mit dem Wolf als Motiv. Vor allem die Druckgrafik vom 16. bis 19. Jahrhundert wiederholte immer wieder das düstere Bild, das wir vom Wolf als angriffslustigem Raubtier kennen. Dabei ist der Wolf für den Menschen fast ungefährlich. Seit knapp zwanzig Jahren lebt er wieder in Deutschland - und hat seitdem keinen einzigen Menschen attackiert.
Die Wölfin bringt keine Gefahr
In der Mythologie taucht auch eine Wölfin auf, die - Überraschung - Gutes im Sinn hat. An ihr sollen sich Romulus (der spätere Gründer Roms) und Remus gelabt haben, nachdem sie ausgesetzt worden sind. Ihre Mutter war aus machtpolitischen Gründen getötet worden. Es gibt aber auch eine zweite Version. Darin kümmert sie sich um die Kinder einer Prostituierten namens Lupa - zu Deutsch: Wölfin.