Konjunktur zieht wieder an
12. Februar 2013Die meisten deutschen Unternehmen haben keinen Grund zum Klagen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags vom Jahresbeginn 2013. Besonders gut geht es der Bauwirtschaft, IT-Services, Versicherungen, Unternehmensberatungen, Restaurants, Hotels und der gesamten Reise- und Freizeitwirtschaft. Eine kräftige Aufhellung ihrer Geschäftsaussichten erwarten auch die Chemie- und die Pharmaindustrie.
"Die Schuldenkrise prägt die Geschäftserwartungen nicht mehr ganz so stark, auch wenn die Verunsicherung den Unternehmen noch in den Gliedern steckt", sagt Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK. Große Sprünge seien zwar nicht in Sicht. "Die Einschätzungen der Unternehmen sprechen jedoch dafür, dass die Wirtschaft im Laufe des Jahres Fahrt aufnimmt."
Nur wenige Klagen
Wie schon im Herbst 2012 prognostiziert, geht man beim Industrie- und Handelskammertag von 0,7 Prozent Wachstum für das laufende Jahr aus. 2013 habe das Zeug für ein konjunkturell gutes Jahr, so Wansleben. Die Beschäftigung steige weiter, im Jahresdurchschnitt um 150.000 Stellen. Schlimmere Befürchtungen gerade für das Exportgeschäft hätten sich nicht bewahrheitet. Doch natürlich gibt es auch Branchen, in denen der Aufwärtstrend noch auf sich warten lässt. So sehen die Metallerzeuger, der Tiefbau, die Schifffahrt, der Straßengüterverkehr sowie Kfz-Händler und Verlage weiterhin eine schwierige Geschäftsentwicklung. Die könnte sich verschärfen, wenn es auch in Deutschland zu Finanzierungsengpässen käme.
Risiko für den Mittelstand
Martin Wansleben warnt in diesem Zusammenhang vor einer Überregulierung der Finanzmärkte. Allein auf EU-Ebene gebe es aktuell 15 Regulierungsprojekte, dazu komme die Bankenunion. Beim geplanten Trennbankensystem und bei der Finanztransaktionssteuer drohe zudem ein Flickenteppich in Europa. "Die Diskussion ist derzeit einfach sehr stark davon geprägt, dass Geld da ist, die Märkte sind überschwemmt." Die eingeleiteten Regulierungsmaßnahmen würden darauf abzielen, das zu ändern.
"Die Bargeldüberflutung wird also weniger werden – da kann man nur sagen, hoffentlich, denn das ist ja auch ein Krisenphänomen – und gleichzeitig wird das Rad kleiner, das die Banken drehen können", so Wansleben. Der daraufhin einsetzende Wettbewerb um Eigenkapital werde dieses teurer machen und damit würden auch die Zinsen steigen, die man für Darlehen bezahlen muss. "Das erwarten wir nicht für morgen, aber bestimmt in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren."
Kein Währungskrieg in Sicht
Weniger dramatisch bewertet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag die Entwicklung auf dem Währungsmarkt. Seit November hat der Yen gegenüber dem Euro um 15 Prozent verloren. Risiken für die deutschen Unternehmen würden sich im Moment aber noch nicht ergeben, sagt der Chefvolkswirt des DIHK, Alexander Schumann. Die Exporteure seien derzeit nicht beunruhigt. Knapp unter 40 Prozent der deutschen Ausfuhren gingen in die Eurozone, da interessiere der Wechselkurs erst einmal nicht. "Man muss bei den direkten Risiken außerdem sehen, dass ein aufgewerteter Euro auch entlasten kann: Bei der Beschaffung beispielsweise, also bei der Energie, bei Rohstoffen."
Die deutschen Unternehmen seien bei den Lieferketten international aufgestellt und hätten damit auch einen Nutzen aus der Entwicklung. "Ein indirektes Risiko besteht hingegen dort, wo die zarten Hoffnungsschimmer, die es vor allem auch in den Krisenstaaten gibt, wo die Exporte doch kontinuierlich ansteigen, dass diese Hoffnung dann zunichtegemacht wird", so Schumann. Denn die Exporte werden mit einem aufgewerteten Euro deutlich teurer und damit wäre die Aussicht auf einen Aufschwung dahin.