Ausschreitungen am Rande der Jubelfeier
16. Juli 2018Die ersten schlechten Nachrichten kamen aus Paris. Nach Zusammenstößen vereinzelter Fans mit der Polizei reagierte diese mit Tränengasbeschuss und räumte den Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées. Zuvor war dort Unruhe aufgekommen. Steine und andere Geschosse wurden auf Sicherheitskräfte geschleudert, Geschäfte wurden beschädigt.
In der Hauptstadt wurde ein Mann nach einer Schlägerei schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Rund 30 junge Menschen plünderten eine Apotheke, die Polizei vertrieb sie mit Tränengas. Zuvor hatten hier die Fans friedlich und euphorisch den 4:2-Triumph ihres Teams gefeiert.
"So feiert man nicht"
Dutzende Jugendliche zerstörten die Fensterscheiben eines Geschäfts auf dem Boulevard, vermummte Demonstranten verließen dieses mit Wein- und Champagnerflaschen. Einige lachten und filmten sich selbst mit ihren Handys. Manche bewarfen die Sicherheitskräfte mit Gegenständen. "So feiert man nicht", sagte ein in Tränen aufgelöster Unbeteiligter in einem Frankreich-Trikot.
Dem Sender BFM TV und der Nachrichtenagentur AFP zufolge wurden auch aus Lyon, Marseille, Ajaccio, Straßburg und Rouen Ausschreitungen gemeldet. In Lyon lieferten sich rund 100 zumeist jugendliche Fans Auseinandersetzungen mit der Polizei, nachdem die Jugendlichen beim Public-Viewing auf ein Polizeiauto geklettert waren. Die Sicherheitskräfte setzten auch hier Tränengas ein, die Jugendlichen warfen Gegenstände und setzten Mülltonnen in Brand. Auf einer Brücke versuchten rund 50 Jugendliche eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Es gab acht Festnahmen.
Bei vergleichbaren Szenen in Marseille wurden zwei Polizisten verletzt. Hier wurden zehn Personen festgenommen. In Ajaccio auf Korsika gerieten französische und kroatische Fans aneinander.
Im südöstlichen Annecy starb laut Polizei ein 50-jähriger Mann, als er nach dem Schlusspfiff in einen flachen Kanal sprang und sich das Genick brach. In Saint-Félix in Nordfrankreich kam ein Mann ums Leben, als er kurz nach dem WM-Spiel in einen Baum raste.
Zehntausende Polizisten im Einsatz
Allein in Paris waren anlässlich der Feiern zum WM-Finale am Sonntag und des französischen Nationalfeiertags am Samstag rund 110.000 Polizisten im Einsatz. Das Land ist nach einer Reihe von Terroranschlägen seit 2015 nach wie vor in hoher Alarmbereitschaft.
ml/wa (afp, rtr, dpa)