Ausrüster kämpfen um die Bundesliga
Kurze Hosen, bunte Hemden - für Sportartikelhersteller aus Europa und den USA ist die Fußball-Bundesliga ein Millionenmarkt, in dem über Geld aber gar nicht gern geredet wird.
Leichtes Spiel für Adidas
Jeder Beitrag zur Fußball-Bundesliga muss natürlich mit dem FC Bayern beginnen - Ehre, wem Ehre gebührt. Der Rekordmeister wird natürlich von Adidas ausgestattet. Natürlich, denn Adidas-Chef Herbert Hainer sitzt auch im FCB-Aufsichtsrat. Die Bayern-Kicker kommen Adidas praktischerweise gar nicht teuer: angeblich rund 25 Millionen Euro im Jahr. An Manchester United zahlen sie fast viermal so viel.
Die Franken können auch Königsblau
Noch billiger ist für den fränkischen Dax-Konzern das Engagement beim Revierklub Schalke 04. Den Knappen überweisen sie für das Recht, die Spieler ordentlich anzuziehen und mit gutem Schuhwerk zu versorgen, rund fünf Millionen Euro. Das ist gar nicht viel - vor allem, wenn sich die Spieler öffentlich über ihre schönen neuen Hemden freuen.
Der stärkste Widersacher ...
... der Bayern in der Liga ist Borussia Dortmund. Und der stärkste Konkurrent von Adidas in Deutschland ist Puma. Da passt es doch nur zu gut, dass die Schwarz-Gelben vom zweitgrößten deutschen Sportartikelhersteller ausgerüstet werden. Obwohl: Da kann es einem jungen Mann wie Mario Götze (im Bild rechts) schon ganz schön schwindlig werden. Warum? Schauen Sie auf's nächste Bild!
Das ist aber auch verwirrend!
Mario Götze, der jetzt wieder bei Puma - ach pardon: bei Borussia Dortmund - spielt, war zuvor beim Adidas-Klub FC Bayern angestellt. Bei der Vorstellung in München hatte er aber ein Nike-Hemd zum Adidas-Trikot getragen. Was für ein Skandal! Aber vielleicht wollte Nike nur zeigen: Wenn die Bayern mit uns keine Geschäfte machen wollen, dann reicht uns ausnahmsweise auch ein einzelner Spieler!
Amerikanischer Platzhirsch
Sechs Vereine, das ist jeder dritte Bundesligist, stehen in diesem Jahr bei Nike unter Vertrag. Dazu zählt auch der mit Mitteln eines Brauseherstellers ins Leben gerufene Aufsteiger RB Leipzig. RB-Funktionär Ralf Rangnick - als ehemaliger Schalker Trainer war er jahrelang mit den drei Adidas-Streifen unterwegs - hat ob dieser geballten Marken-Power im Rücken offenbar gut lachen.
Viele graue Mäuse
Werder Bremen (im Bild), Eintracht Frankfurt, Augsburg und Hertha BSC werden ebenfalls von Nike ausgestattet. Damit sind die US-Amerikaner sozusagen breit aufgestellt. Böse Zungen könnten nun sagen, dass dieses Portfolio ja ziemlich mittelmäßig daherkommt. Aber das stimmt natürlich nicht. Denn da ist ja noch ...
Das Versprechen aus der Provinz
... der VfL Wolfsburg. Obwohl - das mit dem Mittelmaß kriegen die Niedersachsen auch hin. Mit einer mit Stars gespickten sündteuren Mannschaft haben es die Niedersachsen in der vergangenen Saison geschafft, sich nicht für den Europa-Pokal zu qualifizieren. Aber vielleicht klappt es ja diesmal. Nike würde es jedenfalls freuen: Internationale Präsenz ist für einen Sponsor extrem wichtig.
Ganz oben und ganz unten
Auch der deutsche Branchenführer Adidas, der vier Klubs ausrüstet, arbeitet nicht nur für Sieger. Die Herzogenauracher sind ebenfalls breit aufgestellt. Oder vornehmer: Die Kundenstruktur ist sorgfältig diversifiziert: Neben den Bayern und Schalke 04 laufen auch die Kicker aus Ingolstadt und die Relegations-Dauergäste der letzten Jahre, die Hamburger (im Bild), mit den drei Adidas-Streifen auf.
Das geht ja gar nicht!
Ob Adidas, Puma oder Nike, ob Erima, Jako oder Lotto: Wer auch immer unsere Bundesligisten mit Hemd und Hose ausstatten will, sollte wenigstens eines können: Ein Hemd herstellen, das nicht sofort zerreißt, wenn man mal dran zieht. Ein kaputtes Hemd sieht einfach blöd aus, wie wir am Beispiel der Schweizer National-Kicker bei der Europameisterschaft in Frankreich feststellen mussten.
Dänen im Breisgau
Ausgerechnet in Deutschlands südlichster Bundesligastadt ist ein Ausrüster aus unserem nördlichen Nachbarland zum Zuge gekommen: Die dänische Firma Hummel schneidert den Freiburgern die Hemden auf die durchtrainierten Leiber. Bei Ausrüsterverträgen werden konkrete Zahlen übrigens meist nicht genannt. Da ist der Beobachter auf Vermutungen angewiesen - oder er geht ganz vornehm am Thema Geld vorbei.
Ein wilder, wachsender Markt
Es ist noch nicht lange her, da machten Adidas und Puma den Ausrüstermarkt unter sich aus. Heute ist ein halbes Dutzend Unternehmen bei den Erstligisten im Geschäft. Ein "Kleiner" unter ihnen ist Jako. Die Firma rüstet Bayer Leverkusen und Darmstadt 98 aus - und hofft wohl jedes Wochenende, dass bei den Lilien die Bärte nicht noch länger werden. Wer soll da denn noch das Firmenlogo sehen?
Weltmeisterhemden aus Baden-Württemberg
Der 1. FC Köln lässt seine Kicker von Erima ausstatten. Diesen Sponsoren haben sie in der Bundesliga exklusiv. Dabei ist die baden-württembergische Firma, historisch gesehen, eine gute Wahl: Sie hatte vor 42 Jahren jene Trikots geschneidert, in denen Deutschland zum zweiten Mal Weltmeister wurde.
Wie grün muss das Grün sein?
Viele Fans von Borussia Mönchengladbach sind dem Ausrüster Kappa gar nicht grün: Ihrer Ansicht nach stellt die italienische Sportmarke das traditionelle Grün im Vereinswappen immer heller dar. Für echte Fohlen ein Affront! Gladbachs Neuzugang Christoph Kramer scheint's hier aber nicht zu stören. Kein Wunder: Bei diesem hauptsächlich weißen Trikot kann kein echtes oder falsches Grün stören.
Glücksspiel beim Karnvalsverein?
Die TSG Hoffenheim (Mannschaftsfoto) und Mainz 05 haben den gleichen Ausrüster: Lotto. Das hat aber mit Glücksspiel nichts zu tun. Klingt nur für viele so, weil sie nicht wissen, dass Lotto Sport Italia ein Sportartikelhersteller aus Trevignano in Italien ist. Wenn jetzt der nächste Fußballbesserwisser nach in der Bundesliga aktiven Italienern fragt, wissen Sie schon mal Bescheid.
Angriff aus Übersee
Zweitligist St. Pauli wird vom US-Newcomer Under Armour ausgestattet. Das junge Unternehmen hat Adidas in den USA schon große Marktanteile abgejagt und will nun auch in Deutschland angreifen. Wer weiß, vielleicht spielt Under Armour bald erstklassig? Könnte ja sein, St. Pauli steigt auf und/oder das Gerücht stimmt wirklich, dass die Amerikaner dem FC Schalke bereits ein Angebot gemacht haben ...
Rund ein halbes Dutzend Sportartikelhersteller geben viel Geld dafür aus, einzelne Spieler oder ganze Bundesliga-Mannschaften mit Hosen, Schuhen und Hemden auszurüsten. Heimtrikot und Auswärtsdress und jedes Jahr wenigstens eine neue Kollektion - da winken Millioneneinnahmen.