Weiter gewalttätige Proteste in Basra
7. September 2018Kurz vor neun Uhr abends (Ortszeit) erklärten die Behörden, alle Menschen, die sich auf der Straße befänden, würden festgenommen. Demonstranten hatten zuvor das iranische Konsulat in der zweitgrößten Stadt des Irak gestürmt und angezündet (Artikelbild). Irakische Sicherheitskräfte gaben Schüsse ab, um die Proteste aufzulösen.
Der Iran verurteilte den Angriff, durch den das Gebäude erheblich beschädigt worden sei. Jedoch seien weder Diplomaten noch Angestellte verletzt worden, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi Teheran. "Wir erwarten die umgehende Verhaftung und Bestrafung der Angreifer", fügte er hinzu. Es sei die Pflicht der irakischen Regierung, die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu garantieren. Der Angriff sei geplant worden mit dem Ziel, die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Nachbarländer zu untergraben.
Parlament befasst sich mit Forderungen der Demonstranten
Seit Wochen gibt es im schiitisch dominierten Basra Proteste. Die Demonstranten fordern Arbeitsplätze, sauberes Trinkwasser und eine sichere Stromversorgung. Am Donnerstag waren bereits andere Gebäude wie das der Provinzregierung in Brand gesteckt worden. Auch danach war eine Ausgangssperre verhängt worden.
Seit dem vergangenen Wochenende starben bei Unruhen mindestens neun Menschen, 93 weitere wurden verletzt, darunter 18 Sicherheitskräfte. Obwohl die Provinz zu den ölreichsten Regionen der Welt gehört, leidet sie wie auch der Rest des Landes unter massivem Strommangel. Für Wut sorgt zudem die Verschmutzung des Trinkwassers, Tausende sind bereits erkrankt. Auch die im ganzen Irak grassierende Korruption erregt bei den Bürgern Unmut.
An diesem Samstag will das irakische Parlament in einer außerordentlichen Sitzung über die Forderungen der Demonstranten sowie die Gewalt debattieren, die seit Wochen immer wieder aufflammt. Die Sitzung findet statt, obwohl das Parlament gespalten ist: Zwei Lager behaupten jeweils, den größeren parlamentarischen Block zu bilden und daher den neuen Premierminister benennen zu dürfen.
gri/ml (rtr, dpa, afp)