Vereine planen wohl Ende der Champions League
2. November 2018Die Überlegungen für eine sogenannte Superliga als Konkurrenz zur Champions League im europäischen Vereinsfußball wird laut einem Medienbericht wieder konkreter. Eine Beraterfirma soll Real Madrid im Oktober entsprechende Pläne vorgelegt haben, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag. Demnach sei vorgesehen, dass 16 Topclubs - darunter die Bundesligisten FC Bayern München und Borussia Dortmund - eine Absichtserklärung im Laufe dieses Monats unterzeichnen. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre es 2021 das Aus für die von der UEFA veranstaltete Champions League in ihrer jetzigen Form. Die Superliga würde nach diesen Vorstellungen privatwirtschaftlich und damit außerhalb der bestehenden Verbände organisiert werden.
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kommentierte die Pläne dem Magazin gegenüber nicht direkt. Dass es aber aktuelle Gespräche über die Superliga gebe, "das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Clubs Europas da deutlich dran stricken". Allerdings seien diese Pläne wohl "noch nicht sehr konkret". Der FC Bayern teilte dem "Spiegel" mit, "weder die Existenz noch der Inhalt" des Entwurfs der Absichtserklärung seien dem Klub bekannt.
Zu den 16 Klubs, die laut "Spiegel" von 2021 an in einer Superliga spielen könnten, gehören neben dem FC Bayern auch Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United, Chelsea, Arsenal, Manchester City, Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und AC Mailand als Gründer, die nicht absteigen können. Dazu kämen zunächst Atlético Madrid, Borussia Dortmund, Olympique Marseille, Inter Mailand und AS Rom als "anfängliche Gäste". Im Gespräch ist auch eine zweite Liga, in die nur diese Gäste absteigen könnten.
Geld. Noch mehr Geld.
Wie die Deutsche Presse-Agentur erläutert, sind die kommenden Jahr anstehenden Verhandlungen über Verteilung der Gelder aus der Champions League von 2021 Hintergrund dieser Planspiele. Derzeit schüttet der europäische Fußball-Verband UEFA jährlich Prämien von 2,04 Milliarden Euro an die Klubs der Champions League aus. Die erfolgreichsten Vereine bekommen bis zu 100 Millionen Euro pro Saison. Die Idee, dass sich die Topvereine in einer eigenen Liga organisieren, um deutlich höhere Einnahmen zu erzielen, gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten.
Raus aus der Bundesliga?
Vor knapp drei Jahren gab es dem "Spiegel"-Bericht zufolge noch weitergehende Pläne zur Herauslösung von Spitzenvereinen aus den bestehenden Ligen-Strukturen. Auch damals standen Verhandlungen über die Ausschüttungen der Champions League an. Der FC Bayern in Person seines Chefjustiziars Michael Gerlinger hatte demnach von einer Anwaltskanzlei prüfen lassen, ob die Münchner nicht nur aus den europäischen Wettbewerben, sondern auch aus der Bundesliga aussteigen könnten. Durch die folgende Reform der Champions League, die den vier stärksten Ligen jeweils vier Startplätze für die Gruppenphase sichert, war eine Superliga zum damaligen Zeitpunkt dann kein Thema mehr.
Gerlinger sagte dem "Spiegel", dass Gedankenspiele zum Ausstieg aus der Bundesliga schnell "völlig vom Tisch" gewesen seien. BVB-Chef Watzke versprach: "So lange ich hier die Verantwortung trage, wird der BVB die Bundesliga nicht verlassen." 2016 war auch der FC Schalke 04 als möglicher Teilnehmer an der Superliga genannt worden. Die damals diskutierte Liga sollte mit Spielen dienstags, mittwochs und samstags über 34 Wochen pro Saison laufen.
Rummenigge erklärt
Bayern München gab nach der "Spiegel"-Veröffentlichung am Freitagabend eine erweiterte Erklärung heraus. Darin teilte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge mit: "Der FC Bayern München steht zu seiner Mitgliedschaft in der Fußball-Bundesliga, und solange ich Vorstandsvorsitzender des FC Bayern bin, auch zu den von UEFA und ECA gemeinsam organisierten Club-Wettbewerben." Dem Verein sei nicht bekannt, warum er hier in einem vom "Spiegel" zitierten Dokument aufgeführt werde.
Das Netzwerk European Investigative Collaborations
Die Berichterstattung von "Spiegel" und NDR ist das Ergebnis von Recherchen der Enthüllungsplattform "Football Leaks", die dem Magazin und seinen Partnern des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations (EIC) vorliegen. In den kommenden Tagen dürften weitere Einzelheiten bekannt werden.
ml/dvo (dpa, DER SPIEGEL, ARD)