Aufgehende Sonne in Hannover
Japan, das "Land der aufgehenden Sonne", ist eine High-Tech-Nation und in diesem Jahr Partnerland der Cebit. Unter dem Motto "Gesellschaft 5.0" zeigen rund 120 Firmen, wie Digitalisierung das Leben verändert.
Es beginnt mit einem Flirt
"Mein lieber Shinzo", begrüßte Bundeskanzlerin Merkel Japans Premier Abe zur Eröffnung. Die beiden verstanden sich demonstrativ prächtig - und würden das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan gerne noch in diesem Jahr abschließen. Das soll die Wirtschaft beleben - und wäre ein Zeichen an US-Präsident Trump, der kein Freund solcher Abkommen ist. Hände schüttelten Merkel und Abe auch.
Warten mit Skelett
Exoskelette gibt es viele auf der Cebit. Die roboter-ähnlichen Strukturen werden am Körper getragen und verstärken dessen Leistungskraft, einige lassen sogar Gelähmte wieder gehen. Für diese Mitarbeiter einer japanischen Firma ist aber erstmal Stillstand angesagt - sie warten geduldig darauf, dass Merkel und Abe beim Messerundgang auch bei ihnen vorbeischauen.
Ein Freund, ein guter Freund
Richtige Roboter laufen ebenfalls durch die Messe. Die japanischen bemühen sich dabei, möglichst menschlich zu wirken - dank künstlicher Intelligenz. Dieser hier erkennt Menschen am Gesicht und behandelt Freunde besser als Fremde. Keine unwichtige Eigenschaft, denn in Japan arbeiten Roboter auch in der Altenpflege und in der Hotellerie.
Balanceakt
Diese Robo-Cheerleader sind nicht nur "kawaii", japanisch für "niedlich". Randvoll mit Sensoren und Motoren, absolvieren sie ihre Gruppen-Choreographie ohne Unfall. Japan gilt als das Land mit der zweithöchsten Roboter-Dichte: Auf 10.000 Mitarbeiter kommen 211 Roboter. Auf Platz Eins liegt Südkorea, auf Platz Drei folgt Deutschland mit 161 Robotern.
Bis der Arzt kommt
Auch Roboter werden mal krank. Wann genau, soll die Software der Firma Isid möglichst genau vorhersagen. Dazu überwacht sie die Belastung sämtlicher Bauteile. Pulsmesser und Fitness-Tracker für Menschen funktionieren ähnlich, dort hapert es aber noch an der Präzision. Wobei fraglich ist, ob es einen Markt gäbe für die sekundengenaue Vorhersage des menschlichen Exitus.
Eine App fürs Leben
Jede dritte Japanerin lässt sich in der Schwangerschaft von der Nimpu Techu App unterstützen, behauptet der Hersteller Hakuhodo. Gesundheitsdaten, Austausch mit Ärzten, Vorsorgeuntersuchung - alles wird über das Smartphone koordiniert. Historischer Vorläufer ist der japanische Mutterpass Ninsanpu Techo, der 1942 eingeführt wurde. Ähnliche Apps gibt es auch für die Erziehung von Kleinkindern.
Augen zu und durch
Autos fahren auf der Cebit meist selbst, zumindest aber wird der Fahrer von Computern unterstützt. Dabei fallen gewaltige Datenmengen an. Firmen nutzen sie zur Verkehrsplanung oder für die Infrastruktur. Mitsubishi Electric erstellt gerade zentimetergenaue 3D-Karten von Japans Straßen, die das autonome Fahren verbessern sollen. Bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio soll es soweit sein.
Meine ist größer
Manche Drohnen-Entwickler lassen sich von Godzilla inspirieren. Diese hier hat kräftige Roboterarme, um schwere Lasten durch die Gegend zu fliegen. Andere habe stattdessen Räder, mit denen sie an Wänden oder Decken entlangfahren, während sie jeden Zentimeter nach Rissen absuchen. Sie sind nicht ganz billig - um die 50.000 Euro - aber auf Dauer wohl günstiger als menschliche Alternativen.
Ein Lächeln für die Effizienz
Spesenabrechnung nach einer Dienstreise? Kein Problem für künstliche Intelligenz. Einfach die Taxiquittung mit dem Smartphone fotografieren, den Rest macht die Software allein. Japans Büroarbeiter verbringen 40 Prozent ihrer Zeit mit stumpfen Dateneingaben, sagt Aiworks, Japans Markführer für solche Dinge. Das könnte man sich sparen. Aber was genau? Die Zeit - oder die Jobs?
Virtuelles für die Füße
Virtual Reality hat inzwischen auch "ernsthafte" Anwendungen, also richtige Arbeit. Das Spielen sollte man aber dabei aber nicht vergessen. Hersteller wie Cerevo bemühen sich, künstliche Welten ganz körperlich erfahrbar zu machen. Die Datenschlappen geben Signale an die Fußsohlen, um Untergründe wie Beton, Gras oder Schnee zu simulieren. Nächster Schritt: der VR-Ganzkörperanzug.
Karaoke ist immer und überall
Eigentlich ist der "Lyric Speaker" ein ganz normaler Lautsprecher. Aber weil ja bekanntlich alles vernetzt ist, erkennt er das gespielte Lied und lässt den passenden Text taktgenau über sein Display tanzen. Ob das für klassische Karaoke-Bars eine ernstzunehmende Konkurrenz oder eher eine Art Trainingslager ist, wird sich noch zeigen.
Disruption? Tradition!
Dass die Digitalisierung nicht der Feind des Alten sein muss, zeigt Dai Nippon Printing, eine Druckerei mit 140-jähriger Geschichte. Neben dem Druckgeschäft digitalisiert die FIrma auch alte Kunstwerke wie diesen handbemalten Wandschirm aus Holz. Anschließend werden die Werke entweder reproduziert oder - via App - für Kunstliebhaber erlebbar gemacht. Auch für den Louvre war die Firma schon tätig.
Lob der Schlichtheit
Bei all den Roboter, selbstfahrenden Autos, Cloud-Anwendungen und künstlichen Welten auf der Cebit dürfen jene nicht vergessen werden, die uns mit dem versorgen, was wirklich wichtig ist. Ladegeräte zum Beispiel. Die Schlichtheit der Ware hindert diesen Aussteller (der nicht aus Japan kommt) allerdings nicht daran, seine Auslage liebevoll zu dekorieren.