...auf DVD: Die eiserne Lady
27. August 2012Zumindest die Fönfrisur dürfte stimmen. Wenn man sich an Margaret Thatcher zurückerinnert, dann hat man das Bild einer immer akkurat frisierten, korrekt gekleideten Politikerin vor Augen. Die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep verkörpert Thatcher in der Film-Biografie "Die eiserne Lady" nahezu perfekt. Zu Recht ist sie dafür überall gelobt und mit dem Oscar belohnt worden. Doch ob all das andere, was Regisseurin Phyllida Lloyd im Film erzählt, auch so viel mit Wirklichkeit und Zeitgeschichte zu tun hat, darüber lässt sich trefflich streiten.
Ob IRA-Bomben oder Falkland-Krieg, ob hitzige Parlamentsdebatte oder Auseinandersetzung mit den scheinbar übermächtigen englischen Gewerkschaften – Thatcher kommt im Film "Die eiserne Lady" allzu gut weg. Zwar wird ihre Härte und Kaltschnäuzigkeit nicht verschwiegen, doch irgendwie hat man (fast) immer Verständnis für die Politikerin, die den Männern auf den Oppositionsbänken und auch denen in den eigenen Reihen zeigt, was eine (politische) Harke ist. Darf man so also mit der Wirklichkeit umgehen?
Sie hätten einen Spielfilm und keine Dokumentation gedreht, sagt Drehbuchautorin Abi Morgan im Interview, das im Bonusmaterial der DVD enthalten ist. Das ist zwar richtig und für jedermann ersichtlich. Doch verblüfft die Interpretation von Lloyd/Morgan in ihrer Eindimensionalität. Angenehm fällt dagegen auf, welchen Raum dem Privatmenschen Margaret Thatcher im Film eingeräumt wird. Das ist durchaus sinnig, weil man so ein kompletteres Bild Thatchers erhält. Doch das Verständnis, das man für die von Meryl Streep so grandios verkörperten Politikerin als Zuschauer entwickelt, überdeckt die Zweifel an der Wahrhaftigkeit der politischen Geschichte. Da muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das zuviel Fiktion ist oder legitime Ausschmückung der Realität.
(DVD-Anbieter: Concorde)