Auf den Spuren von Jude Bellingham
14. Oktober 2021Er begeistert die Fans von Borussia Dortmund und ist aus der aktuellen Mannschaft des BVB nicht mehr wegzudenken. Der Wechsel von Jude Bellingham 2020 zu den Schwarzgelben gilt als einer der besten Transfers des Klubs der letzten Jahre. Und um ein Haar wäre es gar nicht soweit gekommen, denn in seiner Jugend hatte Bellingham durchaus andere Interessen als das Spiel mit dem runden Leder. "Die Jagdspiele, die lustigen Spiele, hat er absolut geliebt", erinnert sich Phil Wooldridge im Interview mit der DW. "Aber sobald man einen Fußball hinlegte und wir ein Spiel spielten, nein. Dann saß er auf dem Boden, pflückte Rasenhalme oder rannte weg. Er war überhaupt nicht interessiert", so Bellinghams Jugendtrainer.
Sein Talent reichte dennoch problemlos aus, um ihn in Birmingham auszubilden. Das Zusammenspiel aus Charakter und Entschlossenheit hat ihm geholfen, ein Spieler und ein Mensch zu werden, den Mike Dodds, Leiter der Akademie von Birmingham City, wo Bellingham seine Karriere begann, als "ein leuchtendes Beispiel für die Stadt Birmingham" bezeichnet. In seiner Heimatstadt feierte Bellingham sein Debüt bei den Profis nur 38 Tage nach seinem 16. Geburtstag.
Bellingham: "Meine Mutter ist die beste Frau der Welt"
Der heute 18-Jährige ist rund um Birmingham, in den Midlands von England, aufgewachsen und hat sich dort zu einem Spieler und Menschen entwickelt, der abseits des Spielfelds ebenso entspannt, natürlich und auffällig ist, wie auf dem Fußballplatz. Und einer Person gebührt dabei besonders viel Anerkennung. "Meine Mutter ist in meinen Augen die beste Frau der Welt. Sie tut alles für mich, und ich kann ihr gar nicht genug für alles danken", sagt Bellingham.
Denise Bellingham ist so stolz, wie man es erwarten kann. "Ich wusste, dass er dazu fähig war, so wie er in der Schule war und eigentlich überall. Aber im letzten Jahr ist er so sehr gewachsen. In kurzer Zeit ist eine Menge passiert. Ich kann es nicht glauben. Aber ja, wenn er glücklich ist, bin ich auch glücklich", sagt sie.
Held der Stadt
Obwohl er nur eine Saison für den Verein gespielt hatte, vergibt Birmingham Bellinghams Trikot mit der Nummer 22 nicht mehr, seit er nach Deutschland ging. Dieser Schritt spricht nicht nur für seine fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch für seinen besonderem Charakter, der laut seinem ehemaligen Lehrer James Ayers immer vorhanden war. "Wir hatten Sportunterricht und spielten Fußball. Jude war in einer Mannschaft, die nicht so stark war. Er trat gegen einige seiner Freunde und einige sehr gute Kinder an. Aber Jude sorgte dafür, dass er den Ball den Mädchen, denen Fußball nicht so leicht fiel, gab, damit sie Tore erzielen konnten."
Trotz aller Lobhudelei, einen Makel hatte der Youngster als Jugendlicher. "Er hatte den alten Ronaldo-Haarschnitt", erinnert sich Mike Dodds mit einem Lächeln. "Er hatte vorne ein Haarbüschel und rasierte sich den Rest. Er hatte einige schlechte Haarschnitte." Seine Friseur ist mittlerweile besser geworden und auch seine fußballerischen Fähigkeiten hat Bellingham weiter ausgebaut.
Unter BVB-Trainer Marco Rose stand der 18-Jährige in dieser Saison immer in der Startelf und dirigierte das Spiel der Dortmunder. Nur Manuel Akanji und Torhüter Gregor Kobel haben in dieser Saison mehr Spielminuten als der Engländer absolviert. "Ich habe meine Chance in der Liga, in der Champions League und im Pokal bekommen, und ich habe sie bis jetzt genutzt", sagt Bellingham der DW. "Also muss ich einfach weitermachen."
Keine Nominierung für die Nationalmannschaft
Mit insgesamt mehr als 100 Einsätzen in der englischen Premier League, der deutschen Bundesliga und in der A-Nationalmannschaft - dem Rekord als jüngster Spieler bei einer Europameisterschaft und dem Gewinn des deutschen Pokals - scheint alles zu funktionieren, was Bellingham anfasst. Seine Bedeutung für Dortmund wird dadurch unterstrichen, dass Bellingham in jedem der ersten elf Spiele von BVB-Trainer Rose im Westfalenstadion in der Startelf stand. Nur Manuel Akanji und Torhüter Gregor Kobel haben in dieser Saison mehr Spielminuten als der Engländer absolviert.
In Deutschland und vor allem am Rande des Ruhrgebiets wird Bellingham gefeiert. In der englischen Nationalmannschaft spielt er - ähnlich wie Jadon Sancho - bisher noch keine große Rolle. Zuletzt wurde er von Trainer Garteh Southgate nicht für die Länderspiele der "Three Lions" nominiert. In den Augen seines Jugendtrainers Woolridge sollte sich das bald ändern, denn: "In vierzig oder fünfzig Jahren könnte man auf ihn als einen der größten Spieler zurückblicken, die je für England gespielt haben."
Aus dem Englischen übersetzt von Jörg Strohschein und Thomas Klein