Auf den Spuren der Nibelungen
Das Nibelungenlied ist das bekannteste deutsche Heldenepos. Viele Orte, die als Schauplatz der Geschichte dienen, erinnern noch heute an die 2400 Strophen aus dem 13. Jahrhundert. Eine Spurensuche.
Die Nibelungen auf der Bühne
Liebe, Hass, Mord und Machtgelüste: das mittelalterliche Nibelungenlied beinhaltet alle Komponenten einer spannenden Geschichte. Noch heute inspiriert es Autoren und Regisseure. Vom 12. bis 28. Juli wird der Stoff bei den Nibelungen-Festspielen auf die Bühne gebracht. Das Open-Air-Theater findet seit 2002 jedes Jahr im Sommer vor der spektakulären Kulisse des Wormser Doms statt.
Worms - Heimat von Kriemhild und Gunther
Die Wahl, die Nibelungen-Festspiele in Worms zu veranstalten, kommt nicht von ungefähr. Denn hier beginnt die Sage mit einem Traum Kriemhilds, die mit ihren drei Brüdern Gunther, Gernot und Giselher am burgundischen Königshof lebt. Diesen Königshof gibt es heute nicht mehr, aber den 1000-jährigen Wormser Dom. Der Platz vor dem Nordportal dient im Nibelungenlied als Turnierplatz.
Ein Held aus Xanten
In Xanten bricht Siegfried auf, um in Worms um Kriemhild zu werben. Von seiner Königsburg lassen sich keine Spuren finden. Aber das hindert die Stadt nicht daran, ihren Helden und die Sage zu vermarkten. So macht das Siegfriedmuseum einen Streifzug durch 600 Jahre Nibelungenrezeption. Und wer die Stadt erkunden möchte, kann mit dem Nibelungen-Express die Xantener Sehenswürdigkeiten abfahren.
Zu Besuch bei Drache Fafnir
Siegfried hat, als er nach Worms reist, schon viele Abenteuer hinter sich. So tötete er den Drachen Fafnir. Siegfried badete in seinem Blut und wurde dadurch unverwundbar - mit Ausnahme einer Stelle am Rücken, auf die ein Lindenblatt gefallen war. Diese Geschichte wird mit dem Drachenfels bei Königswinter verknüpft. Ein 13 Meter langer Steindrache erinnert in der Nähe des Gipfels daran.
Ein Denkmal für Wagners Nibelungen
Zur Drachenstatue führt ein dämmriger Gang, der sich um die Nibelungenhalle schlingt. Diese tempelartige Halle wurde 1913 zum 100. Geburtstag des berühmten Komponisten Richard Wagner eröffnet, der das Nibelungenlied in den vier Ringopern Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämerung verarbeitete. Zwölf große Gemälde würdigen sein Werk.
Ein Schloss wie aus dem Märchen
Und es gibt noch mehr Sehenswürdigkeiten beim Drachenfels im Siebengebirge. Und zwar das märchenhafte Schloss Drachenburg mit dem Nibelungenzimmer. Zehn eindrucksvolle Wandgemälde aus der Sage zieren jenen Raum, in den sich früher die Herren gerne zum Rauchen zurückzogen. Mit den Gemälden wollte der Hausherr (Staats-)Treue, politische Gesinnung und Männlichkeit zum Ausdruck bringen.
In Worms nimmt die Tragödie ihren Lauf
In Worms darf Siegfried Kriemhild heiraten. Zuvor aber muss er den Burgundern bei Kriegszügen helfen und die starke Königin Brünhild besiegen. Diese will sich an Siegfried rächen. Hagen von Tronje, des Königs Berater, verspricht ihr, den Helden zu töten. In Worms erinnern neben dem Dom zahlreiche Straßennamen, Denkmäler und Gebäude wie der Nibelungenturm (Bild) an das Epos.
Mord in Grasellenbach
Am Siegfriedbrunnen in Grasellenbach könnte Hagen Siegfried ermordet haben. Mit einem Speer stößt er in seine einzig verwundbare Stelle. Einerseits hinterhältig, andererseits dem Königshof treu ergeben ist Hagen eine der schillerndsten Figuren des Epos. Diese "Nibelungentreue" wurde von den Nazis als Treue zum Dritten Reich umgedeutet. Das macht es schwierig, der Sage sichtbare Denkmale zu setzen.
Nibelungenlied trifft auf Rheinromantik
Oft muss man sich mit dem Blick auf die Landschaften des Geschehens in der Sage begnügen. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn diese sind oft eine Reise wert. Der erste Teil der Sage, bis Siegfrieds Tod, spielt hauptsächlich im Rheinland. Das Obere Mittelrheintal mit seinen zahlreichen Burgen, Weinbergen und Fachwerkstätten ist besonders schön. 2002 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Ein Schatz im Rhein?
Nach Siegfrieds Tod erhält seine Witwe Kriemhild den Nibelungenschatz, den er dem König Nibelung abgenommen hatte. Hagen von Tronje wittert Unheil, stiehlt den Schatz und versenkt ihn im Rhein. Wo genau, weiß niemand, aber zahlreiche Schatzsucher haben sich bereits auf den Weg gemacht, um ihn zu finden. Bisher erfolglos. Diese Bronzestatue von Hagen am Wormser Rheinufer erinnert an seine Tat.
Tragisches Ende im Donauland
Doch Hagen kann das Unheil nicht verhindern. Kriemhild sinnt auf Rache. Sie heiratet den Hunnenkönig Etzel, lockt die Burgunder an dessen Hof und tötet sie alle. Das Gebiet zwischen Passau (Bild), Wien und Gran in Ungarn wird im zweiten Teil der Sage mit großer Ortskenntnis dargestellt, während die Beschreibung des Rheinlandes eher vage ausfällt.
Burg Prunn und das Nibelungenlied
Die gute Ortskenntnis lässt vermuten, dass die Sage im Donauraum entstand. Es gibt nur noch elf vollständige Handschriften, eine davon ist der Prunner Codex. Heute befindet sie sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, gefunden wurde sie aber auf Burg Prunn bei Regensburg. Die Ausstellung "Burg Prunn und das Nibelungenlied" lässt auch hier Besucher in die Welt der Nibelungen eintauchen.