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Auf dem Rücken der Frauen

Silke Ballweg26. April 2004

Frauen zahlen für die Globalisierung der Märkte oft einen hohen Preis: Zu Dumping-Löhnen schuften sie in den Fabriken und "Sweat-Shops". Traditionelle Einkommensquellen brechen zunehmend weg.

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Frauen in Indien auf dem Weg zum MarktBild: AP

Exotische Früchte sind in deutschen Supermärkten längst keine Seltenheit mehr und billig sind sie mittlerweile noch dazu. Den Preis für den Luxus zahlen andere: Männer und Frauen in vielen Ländern Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas, die bis zu 17 Stunden am Tag schuften, damit wir zu jeder Jahreszeit frisches Obst essen können. Weltweit, so schätzt die Entwicklungsorganisation Oxfam, arbeiten 35 Millionen Menschen in den so genannten Billig-Lohnländern indirekt, also über Zulieferer, für die großen internationalen Ketten. 85 Prozent der Arbeitnehmer sind Frauen, gerade sie sind von den Auswirkungen der Globalisierung am stärksten betroffen.

Keine formale Qualifikation notwendig

Dass eine Firma eine Produktionsstätte in Deutschland schließt, weil sie in Afrika oder Asien das gleiche nur zu einem Fünftel der Kosten herstellen lassen kann, ist keine Seltenheit. Es sind vor allem Frauen, die in den so genannten Billig-Lohnländern in den berüchtigten "Sweat-Shops" Turnschuhe nähen, am Fließband Kinderspielzeug zusammenstecken oder sich auf großen Obst-Plantagen um die Ernte kümmern. Für diese Jobs wird keine Qualifikation verlangt - für Frauen sind sie "bestens geeignet", sagt Christa Wichterich, Autorin des Buches "Die globalisierte Frau" bitter: "Deswegen findet man Frauen in geringfügigen Beschäftigungen, in Teilzeitarbeit, Leiharbeit oder Heimarbeit, also in den Beschäftigungsformen, die sich im Augenblick globalisierungstypisch entwickeln, mit denen sich auf den Märkten die Produktionskosten senken lassen."

Nach wenigen Jahren verbraucht

In der Stadt arbeiten zu können, diese Möglichkeit hat vielen Frauen in Asien oder Afrika zum ersten Mal die Chance geboten, ihr Dorf zu verlassen und ein eigenständiges Leben zu führen. Doch die Arbeit in den Fabriken bedeutet auch: Bis zu 70 Stunden in der Woche Leistung bringen, und das unter miserablen Bedingungen: Viele dieser Arbeitskräfte sind nach wenigen Jahren verbraucht und müssen den Job aufgeben. "Oder sie werden einfach gefeuert, weil sie mit dem immer stärkeren Arbeitstempo und der Intensivierung der Arbeit nicht mehr mithalten können", sagt Wichterich.

Vor allem in den armen Regionen Afrikas können schon kleine Veränderungen das fragile ökonomische Gebilde völlig aus den Fugen bringen. Die zunehmende Verbreitung von Supermarkt-Ketten zum Beispiel macht die einheimischen Preise in vielen Ländern kaputt und raubt den Frauen ihre Lebensgrundlage.

Der heimische Markt braucht sie nicht

Margret Mshana hat lange Zeit in Deutschland gelebt, vor einigen Jahren kehrte sie in ihr Heimatland Tansania zurück. Die Probleme der tansanischen Frauen sind ihr bestens bekannt: "Sie haben Gemüse, sie haben Milch aber sie können das nicht auf den Markt bringen, weil die Leute ihre Milch im Supermarkt kaufen." Dadurch kommt die einheimische Landwirtschaft mehr und mehr zum Erliegen, die Frauen vom Dorf verlieren eine wichtige Einnahmequelle. Wenn große Konzerne das Land aufkaufen um eigene Groß-Plantagen anzulegen, ist es mit dem heimischen Anbau schließlich völlig vorbei: Statt für die eigene Bevölkerung zu produzieren, arbeiten die Frauen für die Märkte in Europa und den USA. Doch nicht einmal das garantiert ihnen eine sichere Existenzgrundlage. Die zunehmende Industrialisierung auf den Kaffee-Plantagen führt zum Beispiel dazu, dass immer mehr Maschinen eingesetzt werden. Nachdem sie zuerst ihre Existenz als Bäuerin verloren haben, verlieren die Frauen dann noch ihre Arbeit auf den Plantagen der "Global Players".