Auen, Felsen, Burgen: Eine Flusswanderung entlang der Lahn
245 Kilometer von der Quelle im Rothaargebirge bis zur Mündung in den Rhein machen die Lahn zu einem mittleren Fluss Deutschlands. Gar nicht mittelmäßig sind Naturlandschaft und Kulturgeschichte entlang des Flusslaufs.
Lahn-Quelle im Rothaargebirge
An der Lahn, einem Nebenfluss des Rheins, haben schon seit der Steinzeit Menschen gesiedelt. Über Jahrhunderte galt der Fluss als wichtiger Handels- und Transportweg. Zahlreiche Burgen, Schlösser und historische Städte machen die Flusslandschaft zu einer abwechslungsreichen Reiseroute, die an der Quelle im Rothaargebirge beginnt.
Kuren in Bad Laasphe
Am Oberlauf der Lahn gelegen war Laasphe vom 13. bis zum 19. Jahrhundert Residenzstadt der Grafschaft Wittgenstein. Das Schloss wird seit den 1950er Jahren als Schule genutzt. Seit 1960 Kurort, ist Bad Laasphe das Ziel der ersten Etappe auf dem 288 Kilometer langen Lahnwanderweg.
Wehrhafte Anlage: das Marburger Schloss
Nächstes imposantes Bauwerk, dem Flusslauf der Lahn folgend, ist das Marburger Schloss, das auf eine mittelalterliche Burg zurückgeht. Bekannt ist die Stadt auch für ihre Universität, die 1527 als eine der ersten protestantischen Hochschulen gegründet wurde.
Einkehr in Gießen
Zu den Wanderern an der Lahn gehörte der junge Johann Wolfgang Goethe. Als 23-jähriger Jurastudent machte er ein Praktikum im benachbarten Wetzlar. Und wie es sich für einen Studenten gehört, ist er auf seinen Wanderungen auch eingekehrt. Bei dieser Darstellung eines Wirtshausbesuchs in Gießen steht Goethe, deklamierend, natürlich im Mittelpunkt.
Goethe und Lotte in Wetzlar
An der Lahn begeisterte Goethe die "unaussprechliche Schönheit der Natur". Während seines Praktikums lernte er in Wetzlar Charlotte Buff kennen. Die einseitige Schwärmerei inspirierte ihn zur Hauptfigur Lotte in seinem ersten Roman "Die Leiden des jungen Werther". Das Wohnhaus der Familie Buff ist schon seit 1863 eine Pilgerstätte für Werther-Fans und dient heute als Museum "Lottehaus".
Höfische Lebensart in Schloss Weilburg
Auch die kleine Stadt Weilburg, 13.000 Einwohner, überragt ein Schloss. Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, zählt es zu den bedeutendsten Renaissanceschlössern in Hessen, das später zur barocken Residenz ausgebaut wurde. Es ist seit 1935 ein Museum. Im Renaissancehof finden im Sommer die Weilburger Schlosskonzerte statt.
Monumentale Wirkung: Basilika in Dietkirchen
Kein Schloss, sondern eine Kirche überragt die Lahn bei Dietkirchen. Die romanische Lubentius-Basilika galt im frühen Mittelalter als bedeutendste Kirche der Region. Wie viele herausragende Bauwerke auf einem Felsen nahe am Ufer der Lahn gebaut, ist sie auch für Flusswanderer schon von weitem zu sehen.
Reichlich Mittelalter in Limburg
Nur vier Kilometer weiter flussabwärts folgt ein weiterer markanter Kirchenbau. Der Limburger Dom ist das Wahrzeichen der Stadt und ein Bischofssitz, der vor einigen Jahren wegen verschwenderischer Neubauvorhaben überregionales Aufsehen erregte. Überragt wird die Altstadt von Limburg auch von einer Felsenburg (links), die im Mittelalter als Sicherung eines Lahn-Übergangs diente.
Mondäne Bäderkultur in Bad Ems
Auch Bad Ems kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon die Römer errichteten hier Kastelle. Seit dem späten Mittelalter wurde Bad Ems dank seiner Thermalquellen für Erzbischöfe und Landesherrn ein begehrter Kurort. Höhepunkt des frühen Tourismusbooms war das 19. Jahrhundert, als europäische Monarchen und Künstler Bad Ems als Sommerresidenz wählten.
UNESCO-Welterbe in Lahnstein
Bei Lahnstein fünf Kilometer südlich von Koblenz mündet die Lahn in den Rhein. Teile der Stadt Lahnstein zählen zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Ein bedeutender Vertreter der sogenannten Rheinromantik ist der britische Maler William Turner, der "Die Einmündung der Lahn" 1817 malte.