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Auch Vermont verklagt VW

8. September 2016

Der US-Bundesstaat Vermont hat sich in der Affäre um manipulierte Abgaswerte der Klagewelle gegen VW angeschlossen. In Europa zieht Dieselgate ebenfalls neue Kreise. Die Ermittlungen gegen Bosch werden derweil konkreter.

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VW Logo mit US-Flagge davor (Foto: picture-alliance/dpa/A.Burgi)
Bild: picture-alliance/dpa/A.Burgi

Vermont folgt US-Bundesstaaten wie Maryland, Massachusetts, New York und Pennsylvania und zieht gegen VW vor Gericht. "Sieben Jahre lang haben die Beklagten unsere Luft verschmutzt und ihr Fehlverhalten verschleiert, um die Umweltbehörden zu täuschen", sagte Generalstaatsanwalt Bill Sorrell einer Mitteileung zufolge. VW und seine Konzerntöchter Audi und Porsche hätten Fahrzeuge als umweltfreundlich beworben, obwohl der Schadstoffausstoß die Grenzwerte um das bis zu 40-fache überschreite. Die eklatante Missachtung der Gesetze zum Schutz der Umwelt, der öffentlichen Gesundheit und der Verbraucher werde nicht toleriert.

Der VW-Konzern war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Aus Gerichtsdokumenten geht aber hervor, dass der Konzern einen Vergleich anstrebt. Gespräche darüber sollen spätestens am 1. November beginnen, bis dahin melden möglicherweise noch weitere US-Staaten Ansprüche an. Zuvor hatte sich VW in den USA bereits mit Hunderten Zivilklägern auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt.

Kapazitäten heruntergefahren

Negative Nachrichten gab es für VW auch in Deutschland. So bekommt das Passat-Werk in Emden die schwächere Nachfrage zu spüren. Die Fabrik in Ostfriesland wird in diesem Jahr weniger Autos produzieren als 2015, wie der neue Leiter Andreas Dick sagte. Die Zahl von zuletzt 264.000 Neuwagen werde leicht unterschritten. Das liegt aber wohl nicht am Abgasskandal. Laut Dick ist vor allem die Umstellung auf ein neues Modell der Grund, warum die Beschäftigten an vier Tagen nach dem 3. Oktober und in der Woche vor Weihnachten nicht arbeiten. Ob es von Oktober an noch weitere Schließtage gebe, sei nicht klar. "Wir müssen sehen, wie sich der Absatz entwickelt. Bis dahin fahren wir auf Sicht", so Dick.

Anzeige gegen Bosch-Chef

Der Sog des Abgasskandals erreicht nun auch den Chef des Autozulieferers Bosch persönlich. Gegen Volkmar Denner seien mehrere Strafanzeigen eingegangen, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Donnerstag und bestätigte damit Medienberichte. Ein Sprecher von Bosch erklärte, dem Unternehmen lägen zu den Anzeigen keine Informationen vor. Deshalb wolle es sich nicht äußern.

Bosch Logo
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Der weltgrößte Autozulieferer hat einen Teil der Motorsteuerung geliefert, mit denen Volkswagen den Stickoxid-Ausstoß von Dieselmotoren manipulierte. Unklar ist, wie tief Bosch in die Entwicklung der illegalen Abschalteinrichtung involviert war.

Politikum Dieselgate

Im internationalen Fokus steht aber weiterhin VW. Zur Aufarbeitung der Affäre um weltweit rund elf Millionen Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten schickt VW nun den Chef-Krisenmanager und Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz nach Brüssel. In der übernächsten Woche soll er EU-Verbraucherkommissarin Vera Jourova treffen. Die Kommissarin hatte Anfang der Woche erklärt, Organisationen aus vielen EU-Staaten beklagten einen "Mangel an Transparenz" beim Umgang des Autobauers mit betroffenen Kunden. Die EU-Kommission fürchtet eine Ungleichbehandlung in verschiedenen Ländern.

Um Transparenz ging es auch im politischen Berlin. So beschäftigte sich ein Unterausschuss mit der Frage, wie es überhaupt jahrelang zu den Manipulationen kommen konnte. Dass die Abgas-Werte auf der Straße deutlich höher seien als bei Labor-Tests, sei seit Jahren bekannt gewesen. Die Sachverständigen plädierten deshalb für in der EU geplante neue Messungen und Tests im realen Betrieb. Der von der Regierungs-Opposition beauftragte Ausschuss soll klären, was die deutsche Bundesregierung seit 2007 in Bezug auf die Regeln für Abgaswerte unternommen hat und wann sie von den Manipulationen erfuhr.

nm/stu (dpa/rtr)