Auch Kanada wehrt sich gegen US-Strafzölle
2. Juni 2018Die von der US-Regierung unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit verhängten Zölle stünden im Widerspruch zu den internationalen Handelsverpflichtungen der USA und den Regeln der Welthandelsorganisation, erklärte Außenministerin Chrystia Freeland. Für Kanada als wichtigem Verbündeten und größtem Abnehmer von Stahl aus den USA seien die Strafzölle "inakzeptabel". Ihr Land werde stets "kanadische Arbeiter und kanadische Interessen gegen Protektionismus verteidigen, der das internationale Handelssystem untergräbt", betonte Freeland.
Der Protest formiert sich
Die US-Sonderzölle auf Einfuhren von Stahl (25 Prozent) und Aluminium (10 Prozent) aus der EU, Kanada und Mexiko traten am Freitagmorgen in Kraft. Alle drei Handelspartner Washingtons halten dies für ungerechtfertigt. Wie die EU kündigten auch Kanada und Mexiko Gegenzölle an.
Kanada plant vor allem milliardenschwere Zölle auf Agrarprodukte aus den USA. Die Kanadier wollen unter anderem Joghurt, Kaffee und Waschmaschinen aus den Vereinigten Staaten mit Strafgeldern belegen. Mexikos Gegenzölle sollen neben Stahl und Aluminium auch Lampen und Äpfel aus den USA treffen.
EU spricht von "purem Protektionismus"
Die EU hatte ihre Gegenmaßnahmen bereits am Freitag gestartet. Die Europäer legten bei der WTO in Genf offiziell Beschwerde ein und trieben die Vorbereitung von Gegenzöllen auf US-Waren voran. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sagte, die EU akzeptiere diese von den USA aufgezwungenen illegalen Schutzzölle auf europäischen Stahl nicht. Zugleich warnte sie US-Präsident Donald Trump davor, auch Strafzölle auf europäische Autos zu verhängen. "Die USA spielen ein gefährliches Spiel", sagte Malmström in Brüssel. Die US-Strafzölle seien nicht gerechtfertigt und "purer Protektionismus". Sie brächten Jobs in Europa, aber auch in den USA in Gefahr.
Neben der Eingabe bei der WTO bereitet die EU-Kommission bis zum 20. Juni Gegenzölle auf US-Produkte vor. Sie hat bereits eine Liste mit US-Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro erstellt, die nun ihrerseits mit Strafzöllen belegt werden könnten. Diese Liste umfasst neben Stahlprodukten auch Bourbon-Whiskey, Erdnussbutter, Harley-Davidson-Motorräder und Levi's-Jeans.
Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier rief die Europäer dazu auf, im Handelsstreit mit den USA "geschlossen und selbstbewusst" zu handeln. "Dann können wir einen Handelskrieg vielleicht noch verhindern", sagte Altmaier der "Rheinischen Post".
US-Präsident Trump lässt zudem inzwischen auch Zölle auf europäische Autos und Autoteile offiziell prüfen. Dies würde vor allem deutsche Hersteller treffen. Sie haben 2017 fast eine halbe Million Fahrzeuge in die USA exportiert.
qu/mak (dpa, afp)