Auch Biden reist nun nach Kenosha
3. September 2020Nach dem umstrittenen Besuch von US-Präsident Donald Trump in Kenosha reist auch sein Herausforderer Joe Biden in die Stadt, die durch teils gewalttätige Proteste gegen Rassismus erschüttert wurde. "Mein Ziel wird es sein, einen positiven Einfluss auf das Geschehen zu haben", sagte Biden vor dem Besuch am Donnerstag. "Wir müssen heilen", betonte er.
Kein Treffen mit der Familie
Die Proteste in Kenosha waren von Schüssen in den Rücken eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz ausgelöst worden. Trump hatte sich am Dienstag mit Vertretern von Sicherheitsbehörden sowie Unternehmern getroffen, die von den Krawallen betroffen waren. Ein Treffen mit der Familie des 29-jährigen Afroamerikaners Jacob Blake, der die sieben Schüsse schwer verletzt überlebte, gab es nicht.
Biden werde sich hingegen mit Blakes Familienmitgliedern treffen, sagte eine Sprecherin seines Wahlkampfteams dem Nachrichtensender CNN. Biden sagte vor der Reise auch, der Polizist, der auf Blake geschossen habe, sollte seiner Ansicht nach angeklagt werden - auch wenn letztlich die Ermittlungen ihren Weg gehen müssten. Justizminister William Barr kritisierte daraufhin in einem CNN-Interview, es sei "unangemessen" solche Aussagen zu treffen noch bevor die Untersuchungen abgeschlossen seien.
Bürgermeister gegen Trump
Präsident Trump war nach Kenosha gereist, obwohl sich der Bürgermeister der Stadt und der Gouverneur des Bundesstaates Wisconsin, die beide der Demokratischen Partei angehören, gegen einen Besuch des Republikaners ausgesprochen hatten. Bürgermeister John Antaramian hatte ursprünglich auch Biden aufgerufen, mit einer Reise zu warten, nahm dies aber nach Trumps Besuch wieder zurück.
Auf Fernsehbildern von Trumps Treffen in der Stadt waren weder der Bürgermeister noch Gouverneur Tony Evers zu sehen - dafür aber Polizeichef Daniel Miskinis und Sheriff David Beth, die dem Präsidenten für die Unterstützung dankten. Trump hatte Sicherheitskräfte der Bundesregierung nach Kenosha entsandt, nachdem der Gouverneur bereits die Nationalgarde aktiviert hatte.
Trump hat Gewalt am Rande von Protesten - speziell in von Demokraten regierten Städten - zu einem zentralen Thema in seinem Wahlkampf gemacht. Zugleich weigert er sich, Gewalt durch seine Anhänger zu verurteilen.
In den USA wird am 3. November ein neuer Präsident gewählt. Trump wirft seinem Herausforderer Biden Schwäche im Umgang mit Gewalt und Kriminalität vor. Er zeichnet seit Wochen ein Schreckensszenario von Chaos und Anarchie, sollte Biden die Präsidentschaftswahl gewinnen. In Umfragen liegt der Amtsinhaber derzeit hinter dem früheren Vizepräsidenten.
haz/wa (dpa, afp)