Au revoir, Monsieur Bocuse
Nach seinem eigenen Wunsch hätte es eine bescheidene Zeremonie werden sollen. Doch den Wunsch verweigerten ihm seine Kollegen. Aus der ganzen Welt waren Meisterköche angereist, um Abschied von Paul Bocuse zu nehmen.
Ganz in Weiß
Rund 1500 Köche waren angereist, um dem Meister die letzte Ehre zu erweisen. Gewünscht hatte er sich selbst nur eine kleine, einfache Feier in der Kirche seines Heimatorts Collonge nahe Lyon. Aber dafür war der persönlich so bescheidene Koch, schlicht zu beliebt. So wurde die Abschiedsfeier ganz unvermeidlich zur Hommage an einen Künstler, dessen Leben die Küche und gutes Essen war.
Ikone seines Landes
Bocuse, das ist Frankreich. Und Frankreich, das ist - auch - Bocuse. Ein Land erkennt sich wieder in seinen Großen. Auch jenen, die Großes für ihre Landsleute kochen. Frankreich findet besonders in der Küche zu sich selber. Dafür danken ihm die Franzosen - und lassen ihn ein letztes Mal hochleben.
Der fast Unsterbliche
"Wir fühlen uns als Waisen, wir hielten Monsieur Paul für unsterblich". So umriss der Sterne- und Fernsehkoch Philippe Etchebest die Empfindungen seiner Kollegen. Nun nahmen sie Abschied - in Trauer, aber wohl auch im Bewusstsein vielleicht, dass der Mensch zwar sterblich ist, nicht aber sein Erbe. Jedenfalls dann nicht, wenn so viele bereit sind, es weiter zu pflegen.
Auch ein Papst
"Papst der Küche" nannten ihn seine Bewunderer - ein Begriff, von dem Bocuse im Zweifel wenig hielt. Ihm war der Rummel um seine Person stets auch etwas unheimlich. Immerhin, ein Botschafter war auch er, wenn auch einer sehr diesseitigen Sinnlichkeit. Das Mahl feiern beide, Koch und Kirche.
Küche ohne Grenzen
Einer der größten französischen Exportschlager ist Frankreich selbst. Wein, Mode, der Chanson - und natürlich die Küche. 1987 rief Bocuse einen internationalen Wettbewerb ins Leben, den Bocuse d´Or. Köche weltweit beteiligen sich daran. Auch dieser Koch, der Bocuses Kunst in den USA vertritt.
Kunst und Kritik
So kannte man ihn: Bocuse als Meister seines Faches, immer damit befasst, aus den Zutaten das Beste zu machen. Es sei eine Aufgabe für die Hände, mehr aber noch für das Herz und den Verstand, meinte Bocuse. Er beherrschte die Kunst des Kochens und seine Kritiker lagen ihm meist zu Füßen. Dennoch: Streng war der Meister vor allem gegen sich selbst.
Humor und Melancholie
Viele Köche hatten bei Baucuse gelernt und viele zählten später selbst zu den ganz Großen. Hier treffen sich Joel Robuchon (li.) und Pierre Orsi (re.), auch sie Meister ihres Faches. Ein leise vergnügter Plausch, überschattet vom Tod des Lehrmeisters . Den Abschied macht erst ein Lächeln erträglich, meinen seine Schüler.
Abschied im Regen
Das Wetter spielte bei der Abschiedsfeier nicht mit. Draußen regnete es. Viele Franzosen ließen sich dennoch nicht davon abhalten, Bocuse die letzte Ehre zu erweisen. Der Platz um die Kirche war voller Menschen. Die Feier selbst wurde auf einen Bildschirm nach draußen übertragen. So konnten nicht nur die Köche, sondern auch seine Gäste ein letztes Mal sagen: "Au revoir, Monsieur Bocuse."