Attacken in Tigray behindern Hilfslieferungen
22. Oktober 2021Fortdauernde Luftangriffe der äthiopischen Regierung auf Tigray haben massive Auswirkungen auf Hilfslieferungen in die nördlich gelegene Region. Infolge einer Attacke musste ein Flugzeug, das humanitäre Güter der Vereinten Nationen bringen sollte, die geplante Landung in Mekelle abbrechen. Die UN teilten mit, als Reaktion würden Hilfsflüge in die Regionalhauptstadt bis auf Weiteres ausgesetzt.
Zugleich hindern Treibstoffengpässe etliche Organisationen an ihrer Arbeit. Im wöchentlichen Lagebericht des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe heißt es, mehrere Partner seien dadurch gezwungen, "ihre Aktivitäten einzuschränken oder auszusetzen". So steckten 14 Tanklastwagen trotz Genehmigungen zur Weiterfahrt in der Region Afar auf der einzigen Landroute nach Tigray fest.
Widersprüchliche Informationen
In den vergangenen Monaten hatte die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed humanitäre Helfer beschuldigt, die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) zu unterstützen, die im Norden an der Macht ist und mit der Zentralregierung in Addis Abeba um die Vorherrschaft ringt. Vor einem Jahr waren die Kämpfe zwischen beiden Seiten ausgebrochen.
Ein Sprecher der Zentralregierung erklärte, der jüngste Luftangriff habe einem Stützpunkt gegolten, der früher dem äthiopischen Militär gehört habe und nun von Rebellen in Tigray als Trainingslager genutzt werde. Ein Vertreter der TPLF gab dagegen an, das Gelände der Universität Mekelle sei getroffen worden. Über mögliche Opfer habe er keine Informationen. Die Aussagen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Zahl hungerkranker Kinder verdoppelt sich
Bereits am Montag, Mittwoch und Donnerstag hatte die Luftwaffe die Regionalhauptstadt unter Beschuss genommen. Dort leben mehr als 200.000 Menschen, im gesamten Ballungsgebiet bis zu 550.000. Tigrays De-facto-Präsident Debretsion Gebremichael erklärte, unter den Opfern dieser vorangegangenen Attacken seien auch Zivilisten.
Viele Menschen fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die bewaffneten Auseinandersetzungen haben eine schwere humanitäre Krise im Norden Äthiopiens herbeigeführt. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sich die Zahl der Kleinkinder, die wegen schwerer Unterernährung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
jj/fab (dpa, afp, rtr, ap)