Athen: Mehr Migranten als Flüchtlinge
4. März 2016Im griechischen Fernsehsender ANT1 drückte es der stellvertretende Verteidigungsminister Dimitris Vitsas so aus: "Wenn wir die Afghanen als Migranten einstufen, dann sind mittlerweile 90 Prozent dieser Menschen (Wirtschafts-)Migranten". Momentan lassen die Staaten auf der Balkanroute nur noch Syrer und Iraker weiterreisen. Alle anderen stufen sie als Menschen ein, die nach Europa wollen, weil sie arm sind.
Lage im Flüchtlingslager Idomeni verzweifelt
In ganz Griechenland sitzen nach offiziellen Angaben inzwischen etwa 32.000 Migranten fest. Allein 12.000 befinden sich am nordgriechischen Grenzübergang Idomeni. Seit Mazedonien nur noch einige wenige hundert Flüchtlinge am Tag nach Norden in Richtung Westeuropa weiterreisen lässt, stecken die Menschen auf der griechischen Seite fest. Das notdürftig erweiterte Camp ist völlig überfüllt. Nächtliche Kälte und starker Regen setzen den Menschen zu, die in kleinen Kuppelzelten übernachten.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen informierten die Migranten, dass sie in besser organisierten Aufnahmelagern südlich der Grenze untergebracht werden könnten. Doch die meisten Menschen weigern sich in der Erwartung, dass die mazedonische Seite - auch nur für kurze Zeit - den Grenzzaun aufmachen könnte, wie Reporter berichten.
Griechen richten weitere Lager ein
Die griechischen Behörden haben nach Angaben des stellvertretenden Verteidigungsministers bereits zwei größere Lager für Migranten in Thessaloniki bei Diavata und nahe Athen bei Schisto mit Platz für jeweils 4000 Menschen fertiggestellt. Zudem werden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur fünf neue Lager entlang eines Streifens errichtet, der etwa 15 bis 20 Kilometer südlich der Grenze Griechenlands zu Mazedonien liegt. Diese Lager sollen nach ihrer Fertigstellung in der kommenden Woche insgesamt 10.000 Menschen aufnehmen, hieß es aus Regierungskreisen.
uh/wl (dpa,epd)