Assange kündigt neue Enthüllungen an
4. Oktober 2016Von einer Oktober-Überraschung ist etwa in den USA seit Tagen die Rede. Hat Wikileaks etwas in der Schublade, das den Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump entscheidend beeinflussen könnte? Julian Assange ist per Video-Verbindung in die Berliner Volksbühne zugeschaltet – das Thema seiner Pressekonferenz eigentlich: 10 Jahre Wikileaks. Die Organisation ist stolz auf das, was sie erreicht hat, aber die Presse interessiert eher, was sie noch erreichen will. In der Vergangenheit war immer wieder die US-Politik Ziel der Enthüllungen: Details aus Guantánamo, Geheimnisse der NSA, Todeszahlen aus dem Irak-Krieg, und zuletzt stolperte Bernie Sanders über privat gewähnte E-Mails.
Drei mächtige Organisiationen in drei Ländern betroffen
Julian Assange weiß, wie man Spannung erzeugt. Eine Million Dokumente habe die Enthüllungs-Plattform noch. Bis Ende des Jahres soll Material veröffentlicht werden, dass "drei mächtige Organisationen aus drei verschiedenen Ländern" betrifft. Im Publikum hätte man es gerne etwas genauer.
Geht es um Clinton, wie vor allem in sozialen Medien spekuliert wird? "Sie müssen verstehen, dass, wenn wir etwas mit Bezug zu den Vereinigten Staaten veröffentlichen wollen, wir das nicht um drei Uhr nachts machen würden", sagt Assange mit Blick auf die Uhrzeit in den USA.
Dennoch kündigt er an, dass ein Teil der geplanten Veröffentlichungen die Wahlen in den USA betreffen werden. Von gezielten Angriffen auf Hillary Clinton will er aber nichts wissen – da sei er falsch zitiert worden, so Assange. Angesprochen auf die Auswirkungen einer Enthüllung auf das Duell Clinton-Trump sagt er nur, ihm täten sowohl Trump als auch Clinton leid.
Harsche Kritik an Großbritannien und Schweden
An Assanges eigener Situation hat sich zuletzt nichts geändert. Der Australier lebt weiterhin in London in der Botschaft Ecuadors, bei der er sich ausdrücklich dafür bedankt.
Dem Gastland Großbritannien wirft er hingegen vor, internationales Recht zu brechen. Scherzhaft meint er zwar, durch die Zeit in der Botschaft sei er blass geworden und würde sich inzwischen „für die Vitamin-D–Forschung eignen." Davon abgesehen, verweist er aber auf die UNO, die gefordert hatte, seine Bewegungsfreiheit zu respektieren.
Kritik an Großbritannien, den USA oder der NATO haben Wikileaks zuletzt immer wieder den Vorwurf eingebracht „antiwestlich", gar eine Spionageeinheit Russlands zu sein. Assange und die Wikileaks-Sprecher weisen den Vorwurf zurück. Es habe auch Enthüllungen gegeben, die Russland, China oder Assad schadeten. Die Verunglimpfungen seiner Organsiation sieht Assange als PR-Reaktionen auf die Veröffentlichung brisanter Dokumente.
Wikileaks macht mit den Enthüllungen Werbung
Am Ende der Video-Pressekonferenz ist klar: möglicherweise stehen Enthüllungen von öffentlichem Interesse an, Wikileaks hat aber auch ganz eigene Interessen. Die Organisation setzt auf ein Netz journalistischer Partner, die ihre Dokumente einordnen und verbreiten. Davon braucht Assange jetzt offenbar mehr. Wikileaks scheint sich für einen arbeitsreichen Herbst zu wappnen. Die ersten Veröffentlichungen stehen dabei, so Wikileaks, kurz bevor.