Assad dient sich dem Westen an
6. Dezember 2015Ohne eine "umfassende" Strategie seien die westlichen Luftschläge in seinem Land wieder "zum Scheitern verurteilt". Die britischen Bombardements nannte der syrische Präsident Baschar al-Assad nicht nur "illegal", sondern auch "schädlich". Isolierte Luftangriffe würden die Ausbreitung des "Islamischen Staats" (IS) eher noch begünstigten, rügte Assad in einem Interview der britischen Zeitung "Sunday Times" in Damaskus (Artikelfoto). Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA schloss er auch Frankreich in die Kritik mit ein.
Der Sieg über die IS-Terrorarmee sei nur "in Zusammenarbeit mit den Truppen vor Ort" und mit der Unterstützung der syrischen Regierung und Gesellschaft möglich, verkündete Assad. Notwendig sei daher eine Abstimmung zwischen Kampfflugzeugen und Bodentruppen.
Gemeinsame Front wie mit Russland?
Assad verglich den Terrorismus mit einem Krebsgeschwür, das als Ganzes bekämpft werden müsse. "Krebs kann man nicht einfach nur herausschneiden", sagte der Machthaber mit Blick auf den IS. Dies führe lediglich dazu, dass er sich nur noch schneller im Körper ausdehne. Die US-geführte internationale Koalition habe mit ihren seit mehr als einem Jahr andauernden Luftschlägen auch nur erreicht, dass sich der IS und ähnlich denkende Gruppen ungestört ausgebreitet hätten. Deren Einfluss nehme erst ab, seit Russland eingeschritten sei, das mit den syrischen Regierungseinheiten kooperiere.
Die Bedeutung moderater Aufständischer in Syrien versuchte der Präsident noch einmal herunterzuspielen. Die Behauptung des britischen Premierministers David Cameron, dass es 70.000 eher gemäßigte Kämpfer in Syrien gebe, wies Assad als "Farce" zurück. "Wo sind sie?" fragte er in dem Interview. "Es gibt weder 70.000, noch gibt es 7000".
Fabius: "In Koordination mit der syrischen Armee"
Derweil signalisiert auch der Westen immer mehr Bereitschaft, das Assad-Regime noch für eine Zwischenphase zu dulden und möglicherweise zumindest mit Teilen seiner Armee zu kooperieren. Auch Frankreichs Außenminister Laurent Fabius macht den Abgang Assads nicht mehr zur Vorbedingung für eine Wende im Land. "Ein vereintes Syrien setzt einen politischen Übergang voraus. Dies bedeutet nicht, dass Assad schon vor dem Übergang abtreten muss", sagte Fabius der Regionalzeitung "Le Progrès de Lyon". Allerdings seien Zusicherungen erforderlich. Um den IS zu besiegen, müssten die regionalen Kräfte zusammenarbeiten, so der Franzose, "gemäßigte Syrer, Araber, Kurden, und wenn nötig in Koordination mit der syrischen Armee, was ohne politischen Übergang unmöglich ist".
Bei jüngsten Luftschlägen auf Al-Rakka, die syrische Hochburg der IS-Terrormiliz, wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 32 Dschihadisten getötet. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, wurden mehr als 40 weitere extremistische Kämpfer bei Bombardierungen von IS-Stellungen in der nordöstlichen syrischen Provinz mutmaßlich durch die US-geführte internationale Koalition verletzt.
Gut drei Wochen nach der Anschlagsserie von Paris ist Deutschland in den neuen Anti-Terror-Einsatz gestartet. Die Fregatte "Augsburg" wurde in der Nacht zum Sonntag dem Kommando der Franzosen unterstellt, wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam mitteilte. Nachdem sie mit 230 Soldaten an Bord im südöstlichen Mittelmeer eingetroffen war, schloss sie sich dem Verband unter Führung des französischen Flugzeugträgers "Charles de Gaulle" an.
SC/rb (APE, afp, dpa, rtre)