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Asien trägt größten Anteil am Waffenhandel

Gabriel Dominguez | re22. Februar 2016

Sechs der zehn größten Waffenimporteure der Welt liegen in Asien. Das belegt der jüngste SIPRI-Bericht zum Waffenhandel. Der Trend wird sich nach Expertenmeinung weiter fortsetzen.

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China Jet Kampfflugzeug J-15
Bild: picture-alliance/dpa/Kyodo

Der Handel mit Rüstungsgütern hat laut einer neuen Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. SIPRI berichtete am Montag, dass der Rüstungsverkauf zwischen 2011 und 2015 im Vergleich zum Zeitraum von 2006 bis 2010 um 14 Prozent gestiegen ist.

Überproportional stark haben dabei Länder aus Asien und Ozeanien zu dem Wachstum beigtragen. Indien, China, Australien, Pakistan, Vietnam und Südkorea gehören zu den Spitzenimporteuren (vgl. Infografik).

Spannungen befördern Waffenkäufe

Die wachsenden Spannungen in der Region – etwa das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm, die Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer oder die wachsende Konkurrenz zwischen Indien und China – befördern offensichtlich die Rüstungsausgaben der Länder in der Region.

Vietnam ist beispielsweise von Platz 43 in den Jahren 2006 bis 2010 auf Platz acht zwischen 2011 und 2015 gesprungen. "Mit diesen Käufen will Hanoi seine Interessen auf dem Meer schützen", sagt Sophie-Charlotte Fischer, eine Expertin für den Waffenhandel aus Bangkok im Gespräch mit der Deutschen Welle. Vietnam sieht sich vor allem durch China bedroht.

Infografik Anteil am weltweiten Waffenimport nach Region DEUTSCH

China rüstet selbst

China hat das zweitgrößte Militärbudget der Welt, übertroffen nur von den USA, die allerdings fast die dreifache Summe für ihre Streitkräfte ausgeben. Die Importe gehen in China seit Jahren zurück, da das Land immer mehr Waffen selbst herstellen kann. Das führt auch dazu, dass China inzwischen zu den großen Exporteuren gehört. In den letzten fünf Jahren haben sich die Ausfuhren verdoppelt. Zielländer waren dabei vor allem Pakistan, Bangladesch und Myanmar. "Das bedeutet, dass immer mehr Nachbarstaaten Indiens abhängiger von China werden", urteilt Moores.

Dennoch bleibt China bei Schlüsselkomponenten auf den Import angewiesen, wie zum Beispiel großen Transportflugzeugen, Helikoptern und Turbinen. Der Hauptlieferant ist dabei Russland, das insgesamt ein wichtiger Zulieferer in ganz Asien ist (s. Infografik).

Infografik Die zehn größten Waffenimporteure und ihre wichtigsten Zulieferer Deutsch

Indien kauft viel und produziert wenig

Eine herausgehobene Rolle bei den Waffenimporten nimmt Indien ein. Das Land, dass sich in regionalpolitischer Riviltät zu Pakistan und China sieht, kauft drei Mal mehr Waffen als seine regionalen Konkurrenten. Auch Indien setzt, wie Vietnam und China, vor allem auf die Modernisierung der Seestreitkräfte.

"Die indischen Importe sind so hoch, weil es dem Land bisher nicht gelungen ist, eigenständig konkurrenzfähige Waffen herzustellen", so Siemon Wezeman von SIPRI im Interview mit der Deutschen Welle. Zwar gebe es in Indien verstärkt Bemühungen, sich unabhängig zu machen, das werde aber noch eine Zeit dauern, wie Ben Moores ein Sicherheitsexperte von IHS erklärt. Dazu müsste es Privatfirmen erlaubt werden, gegen staatseigene Unternehmen zu konkurrieren. Das sei aber noch nicht abzusehen.

Sicherheitsdilemma

Der Trend zu wachsenden Ausgaben für Militär- und Rüstungsgütern wird sich laut einem Bericht von IHS vom Dezember 2015 in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Wezeman von SIPRI ergänzt: "Viele asiatische Länder werden ihre Importe auf einem hohen Niveau halten. Es steht noch die Lieferung aus einigen Verträgen aus und weitere Verträge stehen kurz vor der Unterzeichnung." Die Importe seien dabei vor allem deshalb so groß, weil zwar die Volkswirtschaften gewachsen seien, die Waffenindustrien in den Ländern aber nicht Schritt gehalten hätten. Mit den größeren Budgets würden deswegen mehr Waffen gekauft oder unter Lizenz gebaut.

Die Region sei mehr und mehr mit einem klassischen Sicherheitsdilemma konfrontiert. Diese Ansicht vertritt James D.J. Brown, Politiologe von der Temple Universität in Tokio. Ein Land beginne mit der Aufrüstung, um sich zu schützen. Das erhöhe zugleich die Bedrohung für andere Länder in der Region, die nachziehen und ebenfalls aufrüsteten. Das könne schließlich ein Wettrüsten auslösen.

Ein Wettrüsten sei allerdings eine sehr teure Angelegenheit, die sich nicht jedes Land leisten könne, wie Wezeman sagt. Das könnte zu alternativen sicherheitspolitischen Ansätzen bei eben diesen Ländern Ländern führen, also „zu der Erkenntnis, dass durch eine friedliche Konfliktlösung, Vertrauensbildung und Kooperation mehr zu gewinnen ist." Allerdings habe Asien bisher noch keine Mechanismen, um derartige friedliche Lösungsansätze zu organisieren.