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Kunst

Der Kunstmarkt boomt, kleine Galerien sterben

15. Juni 2019

Die Art Basel zählt zu den umsatzstärksten Kunstmessen für zeitgenössische Kunst. Doch entgegen allen Jubelmeldungen: Nicht alle Händler profitieren vom Hype auf dem Kunstmarkt.

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Kunstwerk "Gandhi returns" zeigt eine überlebensgroße Stoffpuppe, die an Ghandi erinnert
"Gandhi returns" heißt das Kunstwerk von Simon Fujiwara auf der Art BaselBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Von Jeff Koons bis Gerhard Richter - gezeigt werden auf der Art Basel wieder Werke der internationalen Kunststars ebenso wie Arbeiten junger Talente, und natürlich die Klassiker der Moderne, von denen Basel so viele zu bieten hat wie keine andere Kunstmesse. Mehr als 4000 Künstler sind an den Ständen der 290 Galerien aus 34 Ländern vertreten, unter ihnen auch die weltweit agierenden Star-Händler wie Gagosian, White Cube, David Zwirner oder Thaddaeus Ropac.

Kristian Jarmuschek
Galerist und Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler: Kristian JarmuschekBild: Clara Wenzel-Theiler

Damit ist die Art Basel auch 2019 eine Messe der Superlative. Superreiche aus aller Welt geben sich ein Stelldichein, für sie ist die Kunst immer häufiger ein Anlageobjekt. Doch es lässt aufhorchen, wenn Messechef Marc Spiegler erstmals nicht von Expansionsprojekten und neuen Märkten spricht, sondern von Zeiten, die härter werden. Finanziell weniger gut aufgestellte Galerien hätten es schwerer, klagt er. Ihnen will man die Teilnahme auf der Kunstmesse deshalb mit Rabatten schmackhaft machen.

Galeriensterben auch in Deutschland

Die Messe setzt damit ein Zeichen gegen das Galeriensterben. Mit welchem Erfolg, wird sich allerdings noch zeigen: Seit Jahren schrumpft in vielen Ländern die Zahl der kleineren und mittleren Galerien. Allein in Deutschland geben jährlich rund 30 Händler auf. "Das Problem ist spürbar", sagt Kristian Jarmuschek, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG). Der Verband zählt 700 Mitglieder. Immer weniger können sich die steigenden Mieten und auch die teuren Messebeteiligungen leisten.

Marktbeobachter sprechen von einem weltweiten Trend, der London, Berlin, Zürich oder Madrid ebenso erfasst hat wie New York, den Hotspot des internationalen Kunsthandels. Dort berichtete das Informationsportal Artnet bereits 2017 von Schließungen einiger Programmgalerien. Neueren Zahlen zufolge, die das "Handelsblatt" recherchiert hat, operiert bald die Hälfte aller Galerien am Existenzminimum.

Große Galerien dominieren den Markt

Derweil profitieren Flaggschiffe wie Gagosian, die mit einer Handvoll international nachgefragter Künstler viel Geld verdienen, zusammen mit den Auktionshäusern am meisten von einem boomenden Kunstmarkt. Der eilt von einem Auktions- und Verkaufsrekord zum nächsten. Der von der Art Basel und der Schweizer Großbank UBS unlängst herausgegebene "Art Market Report" beziffert die Umsätze der Auktionshäuser und Galerien mit Kunst im Jahr 2018 weltweit auf rund 67,4 Milliarden Dollar (59,4 Mrd. Euro), sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Magnus Resch
Professor für Kunstökonomie und Bestsellerautor: Magnus ReschBild: Privat

Magnus Reschist Professor für Kunstökonomie, Bestsellerautor und Gründer der Magnus-App, einer Art Shazam für Kunst. Er hält die Klage über ein Galeriensterben für "überspitzt". Resch vergleicht die Kunstwelt mit einer Pyramide, an deren Spitze es nur wenige Galerien schaffen, die mit eingeführten Künstlern, die sich wie Marken verkaufen, Erfolg haben. "Der große Rest leidet", sagt Resch, "alle anderen sind die Clowns!"

Der 34-jährige Deutsche unterrichtet an der Columbia-Universität in New York. Dem Kunstmarkt bescheinigt er ein "krasses Nachfrageproblem": Künstler gebe es "wie Sand am Meer, nur kauft sie keiner". Schuld sei etwa die mangelnde Preistransparenz. Für die soll Reschs Kunstmarkt-App sorgen, die in Sekundenschnelle den Marktwert von Kunstwerken nennt. Denn, so Resch: "Es muss einfacher werden, Kunst zu kaufen!"

Weniger das Galeriensterben als der ausbleibende Galeristennachwuchs bereitet BVDG-Chef Jarmuschek Sorgen. Er spricht vom veränderten Sozialverhalten potentieller Kunstkäufer, die immer schwieriger in Galerien zu locken seien. Ein Kulturwandel, zu dem auch die Digitalisierung beigetragen habe. "Die Galerie als Sozialraum, als Ort für Begegnungen hat sich vielleicht überlebt", mutmaßt Jarmuschek, der mit Partnern in Berlin eine Galerie betreibt. Deshalb müsse die Kunst wieder lauter, wilder und bunter werden. "Es muss wieder hip sein, in der Galerie dabei gewesen zu sein."