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Appell der Arktisschützer

Irene Quaile23. September 2014

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat eine Unterschriftensammlung zum Schutz der Arktis vor dem Klimawandel entgegengenommen. Neueste wissenschaftliche Zahlen belegen das Abschmelzen des arktischen Meereises.

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Greenpeace Aktion mit Freiheitsstatue im Eis
Bild: Christian Auslund/Greenpeace

Am Rande des UN-Klimagipfels in New York erhielt UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Petition mit sechs Millionen Unterschriften. Das Schriftstück fordert den langfristigen Schutz der Arktis. Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Erde. Dadurch wird der hohe Norden für die Schifffahrt und die kommerzielle Ausbeutung leichter zugänglich. Greenpeace und andere Umweltgruppen fordern ein Verbot der Ölsuche in der Arktis. Die Risiken für das empfliche Ökosystem sollen so abgeschwächt werden.

Wirtschaftliche Enwicklung versus Umweltschutz

Vor einigen Wochen sprachen sich in einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Umfrage 74% der Befragten in 30 Ländern für ein internationales Schutzgebiet rund um den Nordpol aus. Gleichzeitig wurde mit dem Arctic Economic Council ein neues Wirtschaftsforum gegründet, das sich der kommerziellen Entwicklung der Arktis verschrieben hat.

New Yorker Gipfel trägt globale Verantwortung

Der UN-Generalsekretär nahm die Unterschriftensammlung als "gemeinsames Engagement für unsere gemeinsame Zukunft" entgegen. Es gehe um den Schutz der Umwelt, nicht nur in der Arktis, sondern in der ganzen Welt.

Greenpeace UN Ban-Ki Moon
Kumi Naidoo übergibt die Unterschriften an Ban Ki MoonBild: Michael Nagle /Greenpeace

Ban Ki Moon erklärte sich bereit, einen internationalen Arktisgipfel ins Leben zu rufen. Er würde auch gerne auf einem Greenpeace-Schiff in die Arktis reisen, sagte er.

Kumi Naidoo, Executivdirektor von Greenpeace, der mit der Delegation in New York die Unterschriften überreichte, beschrieb die Arktis als "Lackmustest für alle Gipfelteilnehmer in New York”. Die Entwicklung von Öl- und Gasvorhaben in der Arktis sei nicht kompatibel mit dem Ringen um Klimaschutz.

Mitglied der kleinen Delegation war auch Josefina Skerk, eine Aktivistin für die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen und Mitglied des Saami Parlaments. Im letzten Jahr machte sie eine Expedition zum Nordpol, um das Gebiet am oberen Ende der Welt zum "gemeinsamen Erbe aller Menschen der Erde" zu deklarieren.

"Wir, die wir gerne auch weiterhin im Norden leben wollen, sind zutiefst besorgt über den Klimawandel und die zerstörerischen Industrien, die hier eindringen", sagte Skerk. "Mein Volk kennt und versteht die Arktis. Sie verändert sich auf eine Weise, die nicht nur unser Überleben, sondern das Überleben von Menschen überall in der Welt gefährdet".

Die Klimakrise sei von Menschen gemacht und müsse auch von Menschen aktiv gelöst werden, so Skerk weiter. "Ich appelliere vor allem an die Arktisländer, hier einen Riesenschritt nach vorne zu machen. Die Welt muss das viel sorgfältiger beobachten. Warum fangen wir nicht hier in New York damit an?"

Von Kiribati über Spitzbergen nach New York

Schmelzendes Eis, vor allem vom Grönlandeisschild, erhöht den Meeresspiegel rund um den Globus und gefährdet tief liegende Regionen wie z.B. den Inselstaat Kiribati. Am Wochenende besuchte der Präsident von Kiribati, Anote Tong, auf Einladung von Greenpeace die arktische Inselgruppe Spitzbergen. Das arktische Eis habe ihm stark imponiert, sagte Tong. Diesen Eindruck werde er mit den Weltführern beim UN-Gipfel teilen. "Es ist ein faszinierender Anblick. Trotzdem empfinde ich ihn als extrem bedrohlich", sagte Tong. "Wenn diese Eismassen schmelzen würden, würden sie unsere Strände zerstören."

Svalbard aus der Luft
Imponierend: Die Eisinsel aus der LuftBild: Irene Quaile

Kiribati besteht aus 33 Korallenatollen auf halbem Weg zwischen Hawaii und Australien. Viele der Mini-Inseln liegen weniger als ein Meter über dem Meeresspiegel. Im letzten Bericht des Weltklimarats sagten die Experten einen Meeresspiegelanstieg von bis zu einem Meter bis zum Ende des Jahrhunderts voraus, falls die CO2-Emissionen nicht wesentlich eingeschränkt werden. "Wir haben jetzt schon Probleme", sagte der Präsident von Kiribati.

Das Meereis schwindet

Zum Auftakt des UN-Klimagipfels gab die US-Agentur NSIDC (National Snow and Ice Data Centre) die neusten Zahlen für die arktische Meereisausdehnung am Ende des Sommers bekannt. Das Abschmelzen des Meereises beeinflusst den Meeresspiegel im Gegensatz zu den Gletschern auf Land nicht. Es gilt aber als wichtiger Indikator für die Auswirkungen des Klimawandels. In diesem Jahr betrug die Mindestausdehnung 5.01 Millionen Quadratkilometer. Das ist die sechstniedrigste Messung seit Anfang der Aufzeichnung.

Das Rekordminimum von 3.29 Millionen Quadratkilometern wurde 2012 gemessen. Die acht niedrigsten Ausdehnungen wurden in den letzten acht Jahren gemessen.

Auch wenn sich das Eis vom Rekordminimum etwas erholt habe, zeige der Gesamttrend immer noch nach unten, erklärte Julienne Stroeve vom NSIDC. "Das müssen wir jedes Jahr aufs Neue erklären", sagte sie nach Bekanntgabe der Zahlen.

Satellitenmessungen zeigten außerdem, das ein Teil des Laptev Meeres in diesem Sommer zum ersten Mal komplett eisfrei war. Wissenschaftler versuchen auszurechnen, wann arktische Gewässer zum ersten Mal im Sommer komplett eisfrei sein werden. Einige erwarten das bereits in einigen Jahren.

Rod Downie, Leiter des Polarprogramms von WWF UK, ist der Auffassung, dass es für die Politiker in New York Zeit ist zu handeln: “Wenn der britische Premier David Cameron mit anderen Regierungschefs in New York zusammenkommt, sollte die erhöhte Anzahl von Extremwetterereignissen, die wegen der sich erwärmenden Arktis in Großbritannien erwartet werden, ihn daran erinnern: Wir müssen ganz dringend gegen den Klimawandel aktiv werden", sagte Downie.