Anwältin erneut von "NSU 2.0" bedroht
14. Januar 2019Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, ist es das zweite Mal, dass die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz einen Drohbrief per Fax erhalten hat, das mit "NSU 2.0" unterschrieben ist. Das Schreiben stütze sich wieder auf persönliche Daten, auf die nur Behörden Zugriff haben und nenne die Namen ihrer Tochter, ihres Manns und ihrer Eltern. Es enthalte Beschimpfungen und Todesdrohungen.
Die Juristin, die im NSU-Prozess als Nebenklagevertreterin die Familie eines Mordopfers und in einem anderen Verfahren auch islamistische Gefährder vertrat, hatte bereits im August ein ähnliches Fax erhalten. Das ebenfalls mit "NSU 2.0" unterzeichnete Schreiben nannte damals den Namen ihrer Tochter und die Wohnadresse der Familie. Basay-Yildiz erstattete daraufhin Anzeige.
Laut dem Zeitungsbericht bezieht sich das neue Fax auf den ersten Drohbrief. "Dir hirntoten Scheißdöner ist offensichtlich nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen angetan hast!", heißt es demnach darin. Beide Briefe enthielten Informationen, die nur aus dem Melderegister abgerufen werden könnten. "So etwas kann man nicht über die sozialen Netzwerke herausfinden", sagte Basay-Yildiz der "Süddeutschen Zeitung".
Damals hatten die Spuren zur Frankfurter Polizei geführt, mehrere hessische Polizeibeamte gerieten unter Verdacht. Den mittlerweile suspendierten Beamten wird zur Last gelegt, regelmäßig Nachrichten mit rechtsextremen Inhalten ausgetauscht zu haben, darunter Hakenkreuze und Hitlerbilder.
Dem Bericht nach sind die Täter bisher unbekannt. Die Staatsanwaltschaft mache mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben. Laut dem Landeskriminalamt wurden mit Basay-Yildiz konkrete Schutzmaßnahmen erörtert. Es sei auch über die Möglichkeit gesprochen worden, die Juristin mit einer Schusswaffe auszustatten. Die Anwältin lehnt diese Maßnahme laut "Süddeutscher Zeitung" jedoch ab.
Wichtiger sei für sie die Aussage des Frankfurter Polizeipräsidenten, dass Menschen, die nicht auf dem Boden der freiheitlichen Grundordnung stehen, im Polizeidienst nichts zu suchen haben. "Ich selbst muss mich jedenfalls auf die Polizei verlassen, und ich hoffe, ich kann es auch", sagte Basay-Yildiz der Zeitung.
jv/ww (Süddeutsche Zeitung, afp, dpa)