Anti-Rassismuskampagne sorgt für Streit
17. Dezember 2019"Wieder einmal macht der italienische Fußball die Welt sprachlos. Es ist schwer zu begreifen, was sich die Serie A dabei gedacht hat, wen haben sie konsultiert?", heißt es in einem Tweet des internationalen Anti-Diskriminierungsnetzwerks FARE, das die Kampagne als "makabren Witz" bezeichnete.
Erst vor drei Wochen hatten sich die Klubs der Serie A zusammengeschlossen, um das "ernstzunehmende Problem mit Rassismus" endlich in den Griff zu bekommen. Affenlaute gegen schwarze Profis sind wie rassistische Gesänge keine Seltenheit in italienischen Stadien.
Die verwendeten Bilder von Affen mit angemalten Gesichtern stammen von Simone Fugazzotto, in dessen Werk die Tiere im Zentrum stehen. Der Künstler erklärte: "Ich habe beschlossen, Affen zu porträtieren, um über Rassismus zu sprechen, weil sie die Metapher für den Menschen sind."
"Fairplay und Toleranz"
Liga-Boss Luigi de Siervo wies die Kritik an der Kampagne und am Künstler zurück: "Simones Gemälde spiegeln die Werte von Fairplay und Toleranz voll und ganz wider und werden in unserem Hauptquartier bleiben."
In den vergangenen Monaten waren in Italien mehrere Spiele wegen rassistischer Vorfälle unterbrochen worden. Die Erstliga-Partie zwischen Atalanta Bergamo und dem AC Florenz war während der ersten Halbzeit kurzzeitig gestoppt worden. Florenz-Profi Dalbert Henrique aus Brasilien sah sich von Atalanta-Fans rassistisch beschimpft.
Auch der belgische Nationalspieler Romelu Lukaku von Inter Mailand war zuletzt Ziel von Attacken wie Affenlauten geworden. Danach hatte der Stürmer, dessen Eltern aus der Demokratischen Republik Kongo stammen, die Liga zu einem härteren Kampf gegen Rassismus aufgefordert.
Nach der Partie sorgten aber ausgerechnet Inter-Fans für Empörung, weil sie in einem offenen Brief behaupteten, dies sei gar kein Rassismus. Zudem blieben Sanktionen gegen den gastgebenden Club Cagliari Calcio aus. Laut Sportgericht wurden die Chöre und Pfiffe gegen Lukaku weder vom Dienstpersonal noch von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft als diskriminierend wahrgenommen.
Naive Medien
Aber nicht nur im Fanbereich ist der Umgang mit Rassismus problematisch, sondern zuweilen leisten sich auch Medien einen Lapsus: So wie die italienische Sporttageszeitung Corriere dello Sport mit einer rassistischen Schlagzeile für einen Skandal sorgte. Das Blatt aus Rom veröffentlichte auf der Titelseite unter der Überschrift "Black Friday" die Bilder der beiden dunkelhäutigen Spieler, Romelu Lukaku und Chris Smalling, die im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion gegeneinander spielen sollten.
"Anstatt sich auf einen Kampf zwischen zwei Teams zu konzentrieren, macht Corriere dello Sport die dümmsten Schlagzeilen, die ich je in meiner Karriere gesehen habe", twitterte der betroffene Lukaku: "Ihr spornt die Negativität und das Rassismusproblem weiter an."
Die Schlagzeile stieß bei beiden Klubs auf heftige Kritik. "Fußball ist Leidenschaft, Kultur und Zusammengehörigkeit. Wir sind und werden immer gegen jede Form von Diskriminierung sein", twitterte Inter Mailand. Auch AS Rom kritisierte die Schlagzeile. Beide Klubs wollen den Mitarbeitern der Zeitung bis Ende 2019 den Zutritt zum Vereinsgelände verbieten. Ligarivale AC Florenz kommentierte die Titelseite mit nur einem Wort: "sprachlos".
cgn/haz (ap, dpa, sid)