Noch einmal den Papst sehen
17. Februar 2013Der scheidende Papst rief die katholische Kirche und ihre Mitglieder zur Erneuerung auf. Kirche und Gläubige sollten "sich neu Gott zuwenden, um Hochmut und Egoismus zu begegnen", sagte Benedikt und er fügte hinzu: Dies bedeute einen "spirituellen Kampf, weil der Geist des Bösen versucht, uns vom Weg zu Gott abzubringen".
Vom Balkon des Apostolischen Palastes wandte sich der Papst auch persönlich an die Zehntausenden, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten. "Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Auch das ist ein Zeichen der Zuneigung und der geistigen Nähe, die ihr mir in diesen Tagen zeigt." Viele der Gläubigen hatten Transparente mitgebracht und feierten den Papst mit "Benedetto"-Rufen.
"Nichts spricht gegen ein vorgezogenes Konklave"
Vatikansprecher Federico Lombardi kündigte an, die Wahl des Nachfolgers könnte früher stattfinden als kirchenrechtlich vorgeschrieben. Grund: Die Regeln für die Zusammenkunft des Konklaves seien für den Fall konzipiert, dass der Papst sterbe, erklärte Lombardi. Mit dem Rücktritt des Papstes stelle sich die Situation aber anders da, und es sei möglich, die Verfassung "auf andere Weise zu interpretieren".
Die eigentlich vorgesehene Frist von 15 bis 20 Tagen nach Beginn der Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri") diene - so erläuterte Lombardi weiter - normalerweise dazu, dass die wahlberechtigten Kardinäle genügend Zeit hätten, um aus aller Welt nach Rom zu reisen. Durch die Rücktrittsankündigung des Papstes hätten die Kardinäle aber bereits Zeit, sich entsprechend vorzubereiten.
Benedikt will am 28. Februar zurücktreten. Nach Angaben seines Biografen hat Benedikt seine Erschöpfung bereits vor längerer Zeit eingeräumt. Für ein neues Buch über den Papst habe der Journalist Peter Seewald das Kirchenoberhaupt in den vergangenen Monaten mehrere Male im Vatikan getroffen, zuletzt vor etwa zehn Wochen, schreibt der "Focus".
Auf die Frage, was noch von seinem Pontifikat zu erwarten sei, habe der Papst im Sommer geantwortet: "Von mir? Nicht mehr viel. Ich bin doch ein alter Mann, die Kraft hört auf. Ich denke, das reicht auch, was ich gemacht habe."
"Neuer Papst muss nicht aus Europa sein"
Mehrere deutsche Kirchenführer betonten, sie würden einen neuen Papst aus Afrika oder Lateinamerika für denkbar und wünschenswert halten. "Es wäre für die Weltkirche sicherlich kein Schaden, wenn der neue Papst aus einer Weltregion käme, in der das kirchliche Leben wächst", sagte etwa der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, der "Bild am Sonntag". In Europa nehme das kirchliche Leben eher ab, während es in anderen Teilen der Welt zunehme.
Ähnlich äußerte sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann: "Käme der neue Papst aus Afrika, würde die Zäsur des Rücktritts von Benedikt noch einmal betont. Die Kirche wird immer internationaler, und der Papst sollte das auch sein."
Dialog und Spiritualität
Ackermann ergänzte, der interreligiöse Dialog sei nach seiner Auffassung die größte Herausforderung des neuen Papstes: "Er sollte ein Mann des Dialogs sein. Der Dialog mit den anderen Religionen wird die vielleicht wichtigste Aufgabe für den neuen Papst." Und: Benedikts Nachfolger müsse eine spirituelle Führungsgestalt sein, denn es gebe einen unglaublichen Hunger nach Spiritualität."
haz/sc (kna, dpa, AP)