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Türkei fängt Flüchtlige ab

18. März 2016

Es war die womöglich letzte Möglichkeit, in die EU gelangen: Aber türkische Sicherheitskräfte stoppten Hunderte Flüchtlinge in der Ägäis. Der griechische Innenminister vergleicht Zustände in Idomeni mit dem KZ in Dachau.

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Flüchtlingsboot in der Ägäis (Foto: dpa)
Flüchtlingsboot in der ÄgäisBild: picture-alliance/dpa/M.Golejewsk

Parallel zu den Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei über ein Flüchtlingspakt haben türkische Sicherheitskräfte etwa 3000 Migranten abgefangen, die auf dem Weg zur griechischen Insel Lesbos waren. Bei der Aktion waren nach türkischen Angaben die Küstenwache und Hubschrauber im Einsatz.

Allein im Bezirk Dikili wurden etwa 300 Flüchtlinge aufgehalten, wie der dortige Gouverneur mitteilte. Der in Brüssel ausgehandelte Pakt sieht unter anderem vor, dass die Türkei illegal nach Griechenland eingereiste Flüchtlinge zurücknimmt.

DW-Karte Griechische Ägäis-Inseln
Ziele der Flüchtlinge: Griechische Ägäis-Inseln

Verzweifelte Lage der Flüchtlinge

Unterdessen verschärft sich die Lage der inzwischen rund 46.000 Flüchtling weiter, die wegen der geschlossenen Balkanroute in Griechenland festsitzen. Tausende leben in provisorischen Unterkünften ohne ausreichend Waschmöglichkeiten und ohne sichere Schlafstätten für Frauen und Kinder. Am Hafen von Piräus kampieren fast 5.000 Menschen, die meisten in kleinen Zelten.

Noch immer harren rund 12.000 Flüchtlinge in Idomeni an der geschlossenen griechisch-mazedonischen Grenze aus, in der Hoffnung, dass sich der Übergang doch noch öffnen wird.

Idomeni: Flüchtlinge wärmen sich an einem Feuer (Foto: AP)
Flüchtlinge in IdomeniBild: picture-alliance/AP Photo/B. Grdanoski

Gewagter Vergleich

Der griechische Innenminister Panagiotis Kouroumplis verglich das Flüchtlingscamp von Idomeni mit dem NS-Konzentrationslager in Dachau. Bei einem Besuch des Lagers sagte der Politiker der Linkspartei Syriza, wer nach Idomeni komme, dem drehe sich angesichts der desaströsen Lage der Magen um. "Ich zögere nicht zu sagen, dass hier ein zeitgenössisches Dachau ist", sagte Kouroumplis im griechischen Fernsehen.

In dem für 2500 Menschen ausgelegten Lager Idomeni hausen die Flüchtlinge in der Kälte in kleinen Zelten oder schlafen auf schlammigen Feldern im Freien. Essen und Getränke sind knapp. In den vergangenen Tagen setzte Dauerregen den Menschen zusätzlich zu. Hilfsorganisationen warnen vor einer Krankheitswelle, die insbesondere für Kinder gefährliche Folgen haben könne.

Kouroumplis teilte mit, ab sofort werde den Migranten in Idomeni ärztlich geholfen. Die Menschen müssten aber trotzdem alle das Camp verlassen. Im Landesinneren gebe es besser ausgestattete Einrichtungen, in denen sie in Würde leben könnten, fügte der Linkspolitiker hinzu.

40.000 Morde in Dachau

Das Konzentrationslager im bayerischen Dachau diente dem Nazi-Regime als Modell für alle späteren Konzentrationslager und als "Schule der Gewalt" für die SS, wie es auf der Homepage der Gedenkstätte heißt. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren im KZ Dachau und in zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 wurden ermordet.

wl/pab (rtr, dpa, afp)