Anna Burns erhält Man Booker Prize
17. Oktober 2018Anna Burns habe die Stimme der "lustigen, widerstandsfähigen, scharfsinnigen, offenen Ich-Erzählerin" ausgeprägt und überzeugend umgesetzt, so die Begründung der Jury des Man Booker Prize. In dem Roman "Milkman" geht es um eine 18-jähriges Mädchen im Nordirland des Bürgerkriegs und ihre Erfahrung mit sexueller Nötigung, konfessionellen Konflikten und sozialen Zwängen.
Überwältigt
Burns zeigte sich überrascht von der Auszeichnung, die sie aus der Hand von Herzogin Camilla entgegennahm, der Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles. In einer kurzen Ansprache dankte die Autorin ihren Agenten, Verlegern und Freunden: "Oh mein Gott, ich höre besser auf", sagte sie, bevor sie atemlos von der Bühne stürmte. Kern der Buchidee zu "Milkman" sei ihre Vorstellung von einer Teenagerin, die eine Straße in einer geteilten Stadt hinunterspaziert, während sie die Novelle "Ivanhoe" liest, verriet sie Reportern. "Ivanhoe" aus der Feder des Briten Sir Walter Scott erschien 1819, spielt im 12. Jahrhundert und begründete den Mythos des Volkshelden Robin Hood.
Geprägt von Nordirland-Konflikt
Die 56-jährige Preisträgerin bekannte, ihre Bücher bräuchten gewöhnlich sehr lange, bis sie fertig würden. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches "No Bones" im Jahr 2001 sei sie deshalb des Öfteren in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Burns hat erst mit 30 zu schreiben begonnen.
Geboren und aufgewachsen ist sie in einem überwiegend katholisch und irisch-nationalistisch geprägten Arbeiterviertel im Norden Belfasts. Ihre Erfahrungen in der nordirischen Hauptstadt flossen auch in ihren ersten Roman ein, der vom Aufwachsen eines Mädchens während des Nordirlandkonflikts erzählt. Zum Studium zog Burns 1987 nach London, wo sie seither lebt, abwechselnd auch im südenglischen East Sussex.
Ausschließlich englischsprachige Literatur
Der Man Booker Prize ist der wichtigste britische Literaturpreis. Er ist mit 50.000 Pfund (rund 57.000 Euro) dotiert. Ausgezeichnet werden seit 1969 Autoren, die auf Englisch schreiben und deren Werke in Großbritannien erscheinen.
Im vergangenen Jahr erhielt der US-Amerikaner George Saunders den Man Booker Prize für seinen Debütroman "Lincoln in the Bardo". Zu den bisherigen Gewinnern zählen auch Margaret Atwood und Salman Rushdie.
fab/sd/qu/suc (dpa, APE, rtre)