Anja Niedringhaus: Ausstellung "Bilderkriegerin" in Köln
Sie war wohl die bekannteste deutsche Kriegsfotografin. Die 2014 bei einem Attentat verstorbene Anja Niedringhaus arbeitete im Nahen Osten, im Irak, in Pakistan und in Afghanistan. Eine Kölner Schau zeigt jetzt ihr Werk.
Balkankonflikt
"Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt", sagte Anja Niedringhaus. Ihre ersten Fotoreportagen aus dem Balkankrieg bewegten die Menschen. Eine Passantin scheint zufällig in einen Anschlag auf einen bosnischen Soldaten verwickelt worden zu sein. Sie leistet ihm gemeinsam mit einem UN-Soldaten erste Hilfe in Sarajewo. Kurz danach starb er auf der Straße.
Mitten in Europa
Der Balkankrieg brach 1991 mitten in Europa aus und doch kam er vielen Menschen ziemlich weit weg vor. So jedenfalls sah es Anja Niedringhaus, die in keiner anderen Region außerhalb Deutschlands so viel Zeit verbrachte wie auf dem Balkan. Die Belagerung Sarajewos durch serbische Milizen und die alltägliche Lebensgefahr überfordern sie anfangs, wie sie selber erzählte.
Krieg der Bilder
"Was vom Krieg bleibt, sind die Fotos", lautete Niedringhaus' Credo. Der Erfolg ihrer Arbeit wurde am "picture impact" gemessen. So nannte sich die Anzahl ihrer Aufnahmen auf den Titelseiten der Zeitungen und Magazine weltweit. Nur ein Bild, das dem Wettbewerb mit hunderten Bildern der Kollegen standhielt, hatte eine Chance auf Abnahme. Hier flieht eine Frau aus der südirakischen Stadt Basra 2003.
US-Marine mit Maskottchen
Im Jahr 2005 gewann Anja Niedringhaus mit einem Fotografenteam der Agentur AP den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung aus dem Irak. Dieses Foto wurde 2004 aufgenommen. Ein junger US-Marine ist in Falludscha unterwegs. Die Aufnahme ist Teil der Serien von Fotografien über die schrecklichen Scharmützel in den irakischen Städten, für die Niedringhaus ausgezeichnet wurde.
Krieg ist Alltag
In Falludscha hält Niedringhaus von 2003 bis 2005 die Invasion der US-Amerikaner im Irak fest. Erstmals gelingt es ihr, als sogenannte Embed - als eingebettete Journalistin - in einer kämpfenden Militäreinheit unterwegs zu sein. Dabei begab sie sich selbst in Gefahr, denn der Einsatz fand ohne UN-Mandat statt.
Große Liebe zu Afghanistan
Ab 2008/2009 hielt sich Niedringhaus immer wieder in Afghanistan auf. Sie beginnt mit der kanadischen Journalistin Kathy Gannon zu arbeiten. Sie veröffentlichen gemeinsam Foto-Bild-Geschichten. Immer mehr fasziniert sie das alltägliche Leben in Afghanistan. Ihre Bilder zeugen davon, wie sehr der Krieg das Leben bestimmt.
Taliban-Kämpfer
In Afghanistan porträtiert Niedringhaus auch diesen Taliban-Kämpfer. Interessant ist, wie das Foto komponiert ist. Die Lichtquelle kommt von oben, was an ein Renaissance-Gemälde erinnert. Doch statt einer weißen Taube erscheint ein Krieger in weißer Verschleierung.
Frauen im Krieg
Niedringhaus ist vom Süden bis in den Norden Afghanistans gereist. "Die Geschichten derer, die in Konfliktzonen wie in Afghanistan ihren Alltag meistern müssen, werden oft vergessen und ignoriert. Mit meinen Bildern möchte ich dazu beitragen, dass wir ihr Leben und ihre Kultur besser verstehen", schrieb sie. Dabei ging es ihr darum, nichts zu bewerten. Das Foto zeigt bettelnde Frauen in Kandahar.
Unbekannte Seiten
Niedringhaus widmete sich genau so regelmäßig der Dokumentation von Sportgroßereignissen. Rückblickend erscheint es beinahe so, als habe die Fotografin zwischendurch mal kurz Luft holen müssen, wenn sie zu den Olympischen Spielen nach London fuhr, um 2012 mit der gleichen Ernsthaftigkeit Usain Bolt abzubilden, mit der sie sterbende Soldaten porträtierte.